Profis am Berg: Die Hausherren des Großglockner

Profis am Berg: Die Hausherren des Großglockner
Heiligenbluter Bergführer feiern mit Verspätung endlich ihr 150-Jahr-Jubiläum.

Kaum jemand kennt Österreichs höchsten Berg, den Großglockner (3.798), so gut wie sie: Die Heiligenbluter Bergführer, die heuer ihr 150-Jahr-Jubiläum feiern – coronabedingt mit einem Jahr Verspätung.

Die rund 20 Bergführer sind Profis. Ein Kernteam wird auch die Seilschaft der „Großglockner Live“-Expedition von SchauTV und krone.tv mit Musiker Andreas Gabalier über die Route der Erstbesteiger auf das Dach Österreichs führen.

Tradition

Der Bergführerverein kann dabei auf eine 151-jährige Tradition zurückblicken. Unterstützt wurden die Heiligenbluter einst vom Prager Kaufmann Johann Stüdl, der bereits ein Jahr zuvor auf der Osttiroler Seite des Glockners den ersten Bergführerverein der Ostalpen in Kals gegründet hatte. „Bei uns hat sich Stüdl schwerergetan, denn in Heiligenblut hatte das Bergführerwesen seit der Erstbesteigung des Großglockners am 28. Juli 1800 schon 70 Jahre lang Tradition“, erzählt der Heiligenbluter Bergführer Toni Sauper. Nachsatz: „56 Jahre lang gab es nur den Aufstieg über Kärnten. Und jeder, der auf den Glockner klettern wollte, musste sich in einem Glocknerbuch eintragen.“

Profis am Berg: Die Hausherren des Großglockner

20 Großglockner-Bergführer sind Profis

Obwohl das Buch durch ein Feuer zerstört wurde, weiß man, dass die Heiligenbluter bereits vor der 1870 erfolgten Vereinsgründung 4.000 Bergsteiger auf den 3.798 Meter hohen Großglockner geführt hatten. Besteigungen des Glockners waren anfangs groß angelegte Expeditionen. „Literweise wurde Wein in die Berge getragen. Damals dachte man wohl, Wasser sei ungesund“, erzählt Sauper mit einem Lächen. Sein Urgroßvater, Philip Sauper, war bereits 1830 als Bergführer aktiv: „Um 1900 verdiente ein Bergführer acht Kronen für eine Glockner-Tour. So viel, wie ein Knecht samt Kost und Logis in einem ganzen Jahr.“

Einst und heute

Doch der Glockner war damals nicht das einzige Geschäft. „Die Bergführer haben auch Transfers gemacht und viele kreuz und quer durch die Bergwelt geführt. Damals saßen die Bergführer mit Pfeife wie bei einem Taxistand vor dem Glocknerhaus, und der Hüttenwirt hat die Einteilung gemacht“, erklärt der Bergführer. Heute zieht es pro Saison rund 5.000 Bergsteiger auf den höchsten Gipfel Österreichs.

Obmann des Heiligenbluter Bergführervereins, einem der traditionsreichsten im Alpenraum, ist seit mehr als drei Jahrzehnten Peter Suntinger: „Uns geht es nicht nur ums Bergsteigen, wir sind uns auch unserer Verantwortung hinsichtlich der Vereinsgeschichte bewusst.“

Tourismus

Besonders stolz ist man deshalb auf die Bergführertracht und die Vereinsfahne, die 1935 mit Hilfe zahlreicher Unterstützer angekauft wurde, deren Namen in der Fahnenstange auf kleinen Nägeln eingraviert sind. In welche Richtung sich der Bergsteiger-Tourismus rund um Österreichs höchsten Berg laut Suntinger entwickelt? „Die Menschen haben ein großes Sicherheitsbewusstsein bekommen. Es hat eine Zeit gegeben, wo von 100 Bergsteigern 99 mit einem Bergführer unterwegs waren. Das hatte sich zwischenzeitlich gewandelt. Mittlerweile trifft man in der Hochsaison aber wieder bis zu 25 Bergführer gleichzeitig auf der Adlersruhe.“

Mitarbeit: Hannes Wallner

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