Die Hochalpenstraße fährt wegen der Corona-Pandemie ein Minus ein. Die Region ist dennoch dankbar, dass sie aufgesperrt hat.
Bilanz. Lange haben die Eigentümer überlegt, ob sie heuer aufsperren sollen oder nicht. Dass sie sich letztendlich trotz der Corona-Krise dafür entschieden haben, war für Johannes Hörl, Vorstand der Großglockner Hochalpenstraßen AG (Grohag), die richtige Entscheidung. Nach ersten Prognosen liegt der Rückgang bei Besuchern und Umsatz bei 33 Prozent. Besonders hoch ist das Minus beim Bustourismus mit 75 Prozent.
Hörl bleibt Optimist: „Einen Vorteil haben wir hier im Hochgebirge: Freiheit und Weite. Abstand kann man hier halten, so viel man will.“ Die 48 Kilometer lange Hochalpenstraße ist von 300 Dreitausendern der Hohen Tauern umgeben. Auf der Strecke gibt es sieben Shops, unzählige Aussichtspunkte, Lehrwege, einige Spielplätze und Besucherzentren mit mehreren Ausstellungen über die Flora und Fauna der Bergwelt sowie viele Wandermöglichkeiten. „Dadurch kann man den Tag ganz individuell bestimmen. Das ist ein Riesenvorteil gegenüber Museen“, sagt Hörl.
Anfang April musste sich der Vorstand die Frage stellen, ob er heuer die Straße für Gäste öffnen solle, nach Rücksprache mit den Aktionären lautete die Antwort „ja“, und die Schneeräumung konnte beginnen. Als Wirtschaftsmotor hängen in der Region zu viele Betriebe am „größten Denkmal der Republik“, wie Hörl es nennt. „Die Hochalpenstraße ist ein wichtiger Partner, Auftrag- und Arbeitgeber, wir haben 800 bis 1.000 Partnerbetriebe. Es hätten wohl bis zu einem Drittel von ihnen nicht aufgesperrt, wenn wir nicht aufgesperrt hätten“, sagt Hörl.
Flagge gezeigt
Bereits zu Saisonbeginn sei es klar gewesen, dass man einen Verlust einfahren würde. Die Aktionäre haben jedoch „im volkswirtschaftlichen Interesse der Republik Österreich erlaubt, Flagge zu zeigen“. Hörl rechnet für heuer mit einem Minus in Höhe von 2,5 bis 3,5 Millionen Euro. In normalen Jahren macht die Grohag einen Gewinn zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Euro – 2019 waren es 800.000 Euro. Allein der Umsatz der Grohag liegt jährlich normalerweise bei 10 bis knapp 12 Millionen Euro.
Investiert werden muss in die Straße dennoch – denn aufgeschobene Investitionen werden noch teurer, sagt Hörl. In die 130 Hochbauten, Schutzwände, Tunnel, 90 Brücken, Galerien, etc. wird jährlich ein siebenstelliger Betrag gesteckt. Einige Arbeiten können jedoch ins nächste Jahr verschoben werden. 125 Mitarbeiter hat das Unternehmen, darunter viele Spezialisten, wie Sprengmeister, Lawinenexperten, Maurer und speziell geschulte Streckendienstmitarbeiter. Sie alle sollen trotz Corona-Krise gehalten werden, zu wertvoll sind die erfahrenen Mitarbeiter für das Unternehmen.
Hörl rechnet auch noch für die Saison 2021 mit Einbußen von 20 bis 30 Prozent. „Wir werden maßvoll sparsam sein müssen.“ 800.000 bis 950.000 Gäste besuchen in normalen Jahren die Hochalpenstraße, davon sind 80 Prozent ausländische Gäste, die Hälfte kommt aus Deutschland. Heuer wird der Anteil der Österreicher deutlich steigen, meint Hörl.
Wie sehr sich die Österreicher mit der Hochalpenstraße identifizieren, zeigten etliche Beschwerden im Frühling, als das Aufsperren noch infrage stand. Sie stammten nicht nur aus der Region, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet und hatten laut Hörl den gleichen Tenor: „Das ist unsere Glocknerstraße, also sperrt sie gefälligst wieder auf.“
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