Spektakulär wie das Rennen selbst war auch das Bauvorhaben dazu. 4.000 Menschen fanden ab 1930 beim Ausbau der neuen Nord-Süd-Verbindung Arbeit und wandelten dabei auf einer Gebirgsroute, die schon vor 3.500 Jahren von Kelten und Römern passiert wurde. Noch heute kann man auf diesen Pfaden im 1.800 km² großen Nationalpark Hohe Tauern entlang wandern. Auf dem Handelsweg über das 2.504 Meter hohe Hochtor wurden Gewürze, Stoffe und Edelsteine aus dem Süden gegen Pelze und Metall aus dem Norden getauscht. Damals kam auch die kleine bronzene Römerstatue des Halbgottes Herkules hierher, die bei Bauarbeiten gefunden wurde und heute in der Ausstellung „Passheiligtum Hochtor“ zu sehen ist.
Autorennen, Gletscher & Kunst
Seit der Eröffnung von Europas höchstgelegener Rennstrecke, die von Bruck nach Heiligenblut führt, hat sich viel verändert. Die Straße wurde breiter und sicherer, die Kehren entschärft, neue Museen und Aussichtspunkte errichtet. Und weil man dank des damaligen einsetzenden Auto-Booms schnell näher zu Gipfel und Himmel gelangen konnte, wurden auch die Regionen rund um die Alpenstraße touristisch interessant. Vor allem die lieblichen Bergdörfer Osttirols, wie Kals und Heiligenblut. Ziel der meisten Besucher ist aber nach wie vor die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Mit freiem Blick sieht man hier am besten, wie das Dach Österreichs die neun Kilometer lange Pasterze, den größten Gletscher der Ostalpen, majestätisch überragt. Eine Aussicht, die man genießen sollte, denn das Gletschermassiv könnte auf Grund des Klimawandels in ein paar Jahrzehnten dahingeschmolzen sein, so prognostiziert es jedenfalls die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Noch 1960 reichte der Gletscher bis zur Talstation.
Heute bietet etwa die neue Goldeck Panoramastraße, sowie Ausstellungen und besondere Aussichtspunkte, Tagesausflüglern entlang der Hochalpenstraße neue Eindrücke. Abenteuer und Kunst säumen etwa den eindrucksvollen Gamsgrubenweg, der bei der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe, einer Aussichtsstation, die der Kaiser einst persönlich besuchte, beginnt. Der zwei Meter breite Weg, der durch zwei in Fels geschlagene Stollen führt, endet bei gigantischen Gletscherschliffen – auffallend glatten Felsen, die der mittlerweile abgeschmolzene Wasserfallwinkel-Gletscher blank polierte. In diesem Stollen steht auf einer Länge von 650 Metern eine Kunstinstallation aus Stein, Licht, Ton und Malerei der Kärntner Designerin Michaela Fink. Steinböcke kann man hingegen am besten rund um das Glocknerhaus in Heiligenblut oder bei der Wilhelm-Swarovski-Beobachtungswarte finden.
Und den schönsten Panoramablick auf mehr als 30 Dreitausender gibt es am höchsten Punkt der Glockner Hochalpenstraße, auf der 2.571 Meter gelegenen Edelweiß-Spitze. Um Themen wie die Beherrschung der Natur, den Weg als Ziel oder die Straße als Sportgerät dreht es sich wiederum in den temporären Kunstinterventionen „Serpentine – A Touch of Heaven (and Hell)“ entlang der Hochalpenstraße. Hier integrieren sich etwa die dystopischen Billboards der österreichischen Künstlerin Anna Meyer subtil in die alpine Landschaft. Auch der Trubel rund um die denkmalgeschützte Straße hält weiter an: Jeden zweiten September kommen Liebhaber von „Prewars“ beim Großglockner Grand Prix auf ihre Kosten. Und wenn am 18. September 500 Oldtimer-Traktoren von Magirus Deutz, Steyr, Land Bulldogs, Hanomag oder Fendt aus mehr als zehn Nationen von Fusch-Ferleiten die Fahrt auf die Großglockner-Hochalpenstraße hinauf zum Fuscher Törl starten, ist das ein Muss für alle Traktoren-Fans.
Goldenes Gipfelglück
Aber genug von Straße und Spektakel. Denn schließlich geht es auch um die eigene sportliche Herausforderung und das Gipfelglück. Den ersten Gipfelsieg feierte eine Gruppe rund um den Botaniker David Hoppe und den Physiker Ulrich Schiegg bereits am 28. Juli 1800. Sie errichteten damals ein 3,8 Meter hohes goldenes Gipfelkreuz am Großglockner, das 80 Jahre später durch ein 300 kg schweres eisernes Kaiserkreuz von Kalser Bergführern ersetzt wurde. Der Gipfel wurde 1880 geografisch und höhenmäßig zwar vermessen, aber aufgrund des nicht vorhandenen Nullpunkts an der Adria war die Messung um ein paar Meter ungenau. Neue Erkenntnisse brachte damals auch das Experimentieren mit Schneeschmelzen, Siedepunkten des Wassers, Luftfeuchtigkeit sowie Puls- und Atemfrequenzen. Neben dem Gipfelkreuz stellte Schiegg außerdem ein Barometer auf, das 52 Jahre lang Daten lieferte. Und weil die Erfahrungen mit Hochgebirgsexpeditionen noch mangelhaft waren, tranken die Pioniere aus Vorsicht reines Quellwasser nur vermischt mit Wein.
Seither sorgen über 5.000 Gipfelbesteigungen jährlich für regen Trubel im Glockner-Gebiet. Wer den Großglockner zu Fuß erobern möchte, startet heute meist entweder bei der Stüdlhütte oder der Erzherzog-Johann-Hütte. Jetzt im Herbst aber locken auch schöne gemütliche Wanderrouten rund um Heiligenblut, das Dorfertal und Kals, über Almen und durch bunte Wälder.
Kuriose Fakten. Wussten Sie, dass…
… eigentlich Sidonia Schmidl aus Heiligenblut die erste Frau am Großglockner gewesen sein soll? Damals durften Frauen noch nicht auf den Berg gehen, deshalb verkleidete sie sich als Mann und stieg mit einer Expedition um den Bergführer Anton Granögger 1857 zum Gipfel auf.
… sich der Name Großglockner auf „gloggen“, klocken, bezieht, was donnern, poltern, heißt?
… die äußere Schicht des Großglockners aus
schwarzem Schieferstein besteht?
Ich packe in meinen Koffer…
… eine wasserabweisende, winddichte Jacke und feste Bergschuhe. Und ein Dirndl oder eine Lederhose für ein zünftiges Auftreten bei den Kulturevents.
ä… eine dunkle Sonnenbrille, einen Wanderführer und einen Powerakku fürs Telefon.
ä… einen großen Rucksack mit Proviant für ein Alm-Picknick.
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