Klimawandel: Bergführer erleben massive Auswirkungen

Klimawandel: Bergführer erleben massive Auswirkungen
Das alpine Gelände ist ihr Arbeitsplatz. Und der verändert sich rasant. Tirols Bergsporführer warnen vor neuen Gefahren.

Bei einem riesigen Gletscherabbruch auf der Marmolata im italienischen Trentino kamen im Juli des heurigen Hitze-Sommers elf Alpinisten ums Leben. „So ein Extremereignis zeigt einer breiten Masse, was auf den Bergen los ist“, sagt Thomas Rabl, Präsident des Tiroler Bergsportführerverbands, der am Mittwoch vor den Auswirkungen des Klimawandels auf den Bergsport gewarnt hat.

Rabl und seine Kollegen wären auch ohne das Marmolata-Unglück alarmiert, beobachten sie doch die massiven Veränderungen in den Bergen zu allen Jahreszeiten. „Heuer waren sie extrem zu spüren“, so Rabl. Und zwar noch stärker als im bisher heißesten Sommer der österreichischen Messgeschichte im Jahr 2003.

Sommer der Extreme

„Damals hat man gemerkt, es tut sich was“, blickt Rabl zurück. Aber im heurigen Juni waren die Gletscher schon so blank, wie wir es sonst im August erleben.“ Die Null-Grad-Grenze sei auf 4.000 Metern Höhe gelegen. „Das setzt auch dem Permafrost zu. Schon am Saisonbeginn waren erste Übergänge wegen Steinschlaggefahr nicht mehr begehbar“, erzählt der 42-Jährige.

Die Zeitfenster für sichere Touren, sowohl im Winter als auch im Sommer, ändern sich zusehends. Der Klimawandel wirkt sich damit auf den Beruf der Bergsportführer massiv aus. „Wir müssen uns Gedanken machen, dass wir gewisse Angebote nicht mehr das ganze Jahr über machen können“, sagt Rabl.

Nicht mehr begehbar

Bestimmte Tourenziele sind hingegen – etwa durch die voranschreitende Gletscherschmelze – gar nicht mehr realisierbar. Und die Risikoeinschätzung der Profis ist wichtiger denn je zuvor, denn die Gefahrenlagen würden sich rasch verändern. „Wenn man einen Monat später wieder auf den gleichen Berg kommt, hat man teilweise ein komplett anderes Bild.“

Mit dem Bröckeln der Felsen verlegen sich etwa Anstiegsrouten. „Die Führerliteratur kommt da gar nicht mehr hinterher. Und teilweise sind sogar die Informationen im Internet sehr schnell nicht mehr aktuell“, erklärt Rabl, der Freizeitsportler warnt, die geänderten Bedingungen im alpinen Gelände nicht zu unterschätzen – nicht nur bei anspruchsvollen Touren.

Der alpine Naturraum werde auch in Zukunft erlebbar bleiben, so der Bergführer. Aber es werde besondere Sicherheitsvorkehrungen brauchen. Dass den Bergsportführern das Geschäft ausgeht, befürchtet Rabl nicht. „Wir haben ein extrem breites Angebot und der Bergsport ist sehr vielseitig.“

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