"Globaler Klimastreik" brachte weltweit junge Menschen auf die Straßen

Demonstranten mit Masken halten ein „Fridays For Future“-Schild in Berlin hoch.
Achte weltweite Auflage nach "Sommer der Klimakatastrophen". Von Kalkutta bis Turin sind Proteste im Gang. In Wien wird auch der "Lobau-Protest" auf die Straße getragen.

Weltweit wurde am heutigen Freitag der achte Klimastreik von Fridays for Future begangen. Zentrale Forderung der Aktivistinnen und Aktivisten sind verstärkte Klimaschutzmaßnahmen, damit der Temperaturanstieg noch auf eineinhalb Grad begrenzt wird - dem 2015 beim Pariser UN-Klimagipfel international vereinbarten Ziel.

International begannen die ersten Proteste zeitzonenbedingt weit im Osten. Mittlerweile wird vielerorts in Europa demonstriert. Vor allem in Deutschland war der Klimastreik in vielen Städten gut besucht, junge Menschen fordern die zur Bundestagswahl am Sonntag antretenden Parteien zu mehr Engagement gegen die Klimakrise auf.

Rundumblick - die Proteste in aller Welt

Demonstranten halten Schilder mit Aufschriften wie „The Titanic would have no problem in 2021“ hoch.

Demonstrantinnen in Berlin mit Titanic- und Dinosaurier-Vergleichen

Eine Gruppe junger Leute demonstriert mit Schildern für den Klimaschutz.

Von der Politik enttäuschte Menschen in Mailand

Drei junge Frauen mit Masken halten ein Banner bei einer Demonstration.

Greta Thunberg (Mitte) begleitete die bekannte deutsche Aktivistin Luisa Neubauer (rechts) auf den Aktionstag in Berlin

Menschen demonstrieren mit Schildern für Klimaschutz in Bangladesch.

Auch im indischen Kalkutta wurde demonstriert

Eine Menschenmenge demonstriert mit Schildern, auf denen „Uns ist die Zukunft nicht egal“ steht.

Seifenblasen voller CO2 in der deutschen Hauptstadt

Eine Demonstration von „Fridays for Future“ mit Schildern und Transparenten zum Klimawandel.

"Unser Haus brennt", zitieren Demonstrantinnen in Turin Greta Thunberg

Ein Mann mit Maske hält ein Schild mit der Aufschrift „Planet Over Profit“ bei einer Klimademonstration.

Ein junger Mann mit Greta-Pulli fordert Vorrang für den Planeten

In Wien, wo es um 12.00 Uhr am Praterstern in der Leopoldstadt losging, stand auch der "Lobau-Protest" am Programm stehen. Insgesamt gibt es in Österreich Aktionen in 14 Städten. In Vorarlberg trafen sich die Aktivisten bereits gegen 10.30 Uhr am Bahnhof Bregenz. In Klagenfurt um 11.00 Uhr am Heiligengeistplatz.

Illustration der „Klima-Seiten des Kurier“ mit Erde, Händen, Sonnenblume, Herz und Wolke.

"Fridays for Future" demonstrieren in Wien

In St. Pölten fand die laut Veranstaltern größte Kundgebung für den Klimaschutz, „die es je gab“, statt. Am Vormittag luden die Klimaschützer bereits zu einer Pressekonferenz, wobei sie ihren Appell vor allem an das Land NÖ richteten. Mit Feldern wie etwa Raumordnung, Baurecht, Straßenprojekte oder dem öffentlichen Verkehr würden viele klimarelevante Bereiche in der Kompetenz der Länder liegen.

So solle Klimaneutralität bis 2030 als Ziel durch einen Landtagsbeschluss gestützt werden. Über 7.000 Unterstützer einer Petition würden auch die sofortige Einführung des 1-2-3-Klimatickets für Niederösterreich sowie den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und der Radinfrastruktur im Land fordern.

Eine Demonstration mit Schildern zum Klimaschutz in einer belebten Einkaufsstraße.

Eine Demonstration mit vielen Menschen und Schildern zum Thema Klimawandel.

Eine Demonstration mit Menschen, die Schilder zum Thema Klimaschutz in einer Stadt halten.

Eine Demonstration mit vielen Menschen und Schildern in einer belebten Straße.

Neben dem Ausbau von erneuerbarer Energie müssten laut FFF NÖ auch Straßenbauprojekte wie die S8 und die S34 gestoppt werden. „Um Niederösterreich klimakonform zu machen, müssen die NÖ-Klimaziele dringend an die bestehenden internationalen und nationalen Klima- und Energieziele angepasst werden. Außerdem muss das Land umgehend mit den erforderlichen Maßnahmen beginnen“, so die Aktivisten weiter.

In Graz führte eine Fußgänger-Demonstration vom Griesplatz Richtung Norden entlang der Mur bis zur Keplerbrücke und weiter über das Glacis zur Oper, rund 1.200 Teilnehmer waren dabei. Die Rad-und Skater-Demo führte die etwa 200 Teilnehmer über den Eggenbergergürtel, den Kalvariengürtel und die Grabenstraße bis zur Oper. Bei einer Sitz-Demonstration in der Mandellstraße, wo ein Wohnzimmer aufgebaut wurde, waren etwa 20 Teilnehmer dabei. Die Demonstranten skandierten unter anderem „Beschützt unsere Erde“, „The seas are rising, so are we“ und „There is no Planet B“.

Mammutbäume im kalifornischen Waldbrandinferno

WWF wies auf Bodenversiegelung hin

Der World Wide Fund for Nature (WWF) wies angesichts des Klimastreiks auf die zunehmende Bodenversiegelung hin und forderte einen Stopp der Verbauung wertvoller Naturräume. „Der Flächenfraß befeuert die Klimakrise - intakte Böden hingegen können ihre Folgen mindern und CO2 speichern.

Anstatt unsere letzten verbliebenen Naturräume zu schützen, werden immer mehr Gewerbeparks auf die grüne Wiese gebaut, die wiederum neue Straßen brauchen, die Zersiedelung fördern und damit das Verkehrsproblem verschlimmern“, kritisierte Hanna Simons, Programmleiterin des WWF Österreich. „Derzeit werden in Österreich täglich rund 11,5 Hektar wertvoller Grünflächen verbaut.“

Vor dem Beginn der heutigen Demo hofften Friday For Future erneut auf starken Zustrom, nachdem seit 2020 die Corona-Pandemie diesen doch minimiert hat. "Wir stehen jetzt an einem historischen Wendepunkt", so Aktivistin Katrin Hipmair in einem Statement am Freitag. "Wir können dabei zusehen, wie Politik und Wirtschaft durch ihr Nichtstun unsere Zukunft zerstören. Oder wir stehen gemeinsam für eine klimagerechte Welt auf, in der unser Überleben gesichert ist und niemand zurückgelassen wird."

Baustelle blockiert

In Wien standen indes auch regionale Probleme auf dem Programm, denn seit Ende August blockieren Klimaaktivisten die Baustelle der Wiener Stadtstraße in Hirschstetten in der Donaustadt. Aus demselben Grund haben Greenpeace-Aktivisten am gestrigen Donnerstag um 8 Uhr das Büro von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und den Westturm im Wiener Rathaus besetzt gehalten. Am Freitag kündigte die NGO an, zur symbolischen Uhrzeit "5 vor 12" dann Richtung Klimastreik abzuziehen, aber nicht ohne weiteren massiven Widerstand gegen die Straßenbau-Projekte anzukündigen.

Eine Demonstration mit vielen Menschen und Bannern gegen Entwaldung in Wien.

"Setzen wir die Politik am Freitag gemeinsam unter Druck!", lautete der Aufruf der Aktivistin Paula Dorten. Gefordert wird eine realistische Antwort auf die drohende Klimakatastrophe. Insgesamt sind es in Wien über 100 Organisationen, Gewerkschaften und Initiativen, die am Klimastreik teilnehmen bzw. teilgenommen haben.

Neben den bekannten Umweltschutz-NGOs auch das Rote Kreuz, die Plattform für menschliche Asylpolitik oder die Gewerkschaft ÖGB. In der Bundeshauptstadt steht auch ein Impfbus. Von 11.00 bis 20.00 Uhr kann man sich hinter dem Kunsthistorischen Museum ohne Anmeldung gegen das Coronavirus schützen lassen.

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