Kleine Skiorte locken Gäste mit niedrigen Ticketpreisen

Auch die großen Skigebiete haben preiswerte Angebote‒ nur eher in der Nebensaison
Der Skispaß kann ohne Weiteres erschwinglich sein: Nämlich dann, wenn der Urlauber bereit ist, auf Pistenkilometer und unnötigen Komfort zu verzichten.

Die Seilbahner stehen für den kommenden Skiwinter erwartungsfroh in den Startlöchern. Doch ob der offizielle Saisonstart – vielerorts Anfang Dezember – hält, hängt nicht zuletzt von den Temperaturen ab und damit, ob ausreichend Kunstschnee produziert werden kann. Sicher scheint derzeit nur eines: Die Ticket-Preise dürften neuerlich deutlich gestiegen sein, wie eine KURIER-Recherche ergeben hat. Bereits in 19 heimischen Skigebieten kosten die Tagespässe 50 Euro und mehr.

Für Peter Blazak, Experte des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) zeigt sich: "Es ist offensichtlich, dass Skifahren immer teurer wird. Wir bekommen dazu auch immer wieder Beschwerden von Konsumenten." Die Teuerung liege dabei regelmäßig beim Doppelten der Inflationsrate.

Der Tiroler Tourismusforscher Günther Aigner beobachtet eine laufende Entwicklung hin zu Premiumskigebieten, bei denen Qualität und Wertschöpfung "Hand in Hand" gehen würden. Die Kleineren hätten dagegen Probleme mit diesem Zeitgeist. Für Preisbewusste hat Aigner einen einfachen Rat: "Es gibt in Österreich viele tolle kleine und mittlere Skigebiete mit tiefen Preisen. Auf eine Sitzheizung muss man freilich verzichten, auf Wartezeiten an den Liften allerdings auch."

Familien als Nische

Gerade die kleineren Skigebiete haben Angebote für Familien als Nische entdeckt, in der sie bestehen können. Dazu gehört die Almenwelt Lofer in Salzburg, die sich als "familienfreundlichstes Skigebiet Österreichs" vermarktet. Während die Riesen ihre Angebote vor allem in der Nebensaison platzieren, gebe es in Lofer das ganze Jahr über einen Familientarif, erklärt Geschäftsführer Willi Leitinger. "Familien mit Kindern bringt es nichts, wenn die Aktionen außerhalb der Ferienzeiten sind", sagt er. 106 Euro kostet die Tageskarte in der Hauptsaison für zwei Erwachsene und zwei Kinder – in den Premiumskigebieten seien es plus 50 Euro und mehr, sagt Leitinger. "Das ist ein Punkt, mit dem man Familien noch einen Winterurlaub ermöglichen kann."

Doch selbst bei den Großen finden sich Angebote, die das Skifahren leistbar machen und vor allem neue Kunden auf den Geschmack bringen sollen. Denn Nachwuchs braucht die Branche dringend. Ein Beispiel dafür ist Kitzbühel. Mit 53 Euro für die Tageskarte in der Hochsaison ist das Gebiet das teuerste des Landes. Aber: "Wir bieten ein sehr differenziertes Preisangebot", erklärt Bergbahn-Chef Josef Burger. Auf dem Resterkogel, wo bereits am Wochenende die Saison startet, fahren Kinder die ganze Saison für 10, Erwachsene für 34 Euro. Gleichzeitig sind alle Übungslifte im Tal gratis.

Pauschalreisen

Preiswertes Skifahren ist auch für Pauschal-Anbieter wie Hofer Reisen oder ITS Billa Reisen (siehe Zusatzberichte) ein Thema. "Es gibt durchaus leistbare Angebote", sagt Helga Freund. Die Geschäftsführerin von Eurotours in Wien, dem größten Incoming-Reisebüro Zentraleuropas, das Reisepakete für den Diskonter Hofer schnürt. Insgesamt hat Eurotours in dieser Saison 323 Winterangebote inklusive Skipass im Portfolio. Freund bestätigt, dass Skifahren "jedes Jahr ein bisschen teurer wird". Gleichzeitig lasse sich aber auch ein Skiurlaub mit zwei Übernachtungen, Verpflegung und Skipass für unter 100 Euro buchen.

Rewe Touristik Austria, zu der ITS Billa Reisen gehört, fokussiert sich auf preiswerte Angebote für Familien in kleinen und mittleren Skigebieten, sagt Geschäftsführer Martin Fast. Zentral in der Vermarktung sei die Kooperation mit der Kette Adeo Alpin Hotels von Hermann Maier und Rainer Schönfelder, die mit günstigen Nächtigungen punkten will. "Die Kunden versuchen, bei den Unterkünften zu sparen. Wenn man mit Kindern in den Ferien unterwegs ist, sind die Skipässe in Relation sehr teuer. Dann ist gleich ein großer Brocken des Budgets weg", schildert Fast.

Ex-Slalomläufer Rainer Schönfelder ist seit Kindestagen viel unterwegs. Erst zu Juniorenrennen. Später im Weltcup. In den vielen Jahren im Skisport hat er eine Entwicklung beobachtet, aus der der mittlerweile 39-Jährige nach einer durchaus erfolgreichen Karriere als Profisportler nun als Unternehmer Kapital schlagen will: "Mir ist aufgefallen, dass es immer weniger klassische, günstige Skipensionen gibt", sagt Schönfelder.

Und das dürfte dem gebürtigen Kärntner auch gelingen, glaubt man Schönfelder. Zusammen mit Hermann Maier betreibt er seit Anfang des Jahres zwei Adeo Alpin Hotels in St. Johann in Tirol und in Zederhaus (Salzburg). Ende 2017 soll in Gosau (OÖ) mit dem Hotel Dachstein ein drittes Haus öffnen. Die beiden früheren Skigrößen lachen nun in den TV-Spots von Billa aus dem Fernseher, in denen das Konzept als "Schispoan" beworben wird. Über die Reisesparte des Handelsunternehmens kostet das Zimmer je nach Belegung und Saison pro Nacht und Person ab 26 Euro.

Kleine Skiorte locken Gäste mit niedrigen Ticketpreisen
ABD0146_20160119 - ST. JOHANN IN TIROL - ÖSTERREICH: Die ehemaligen Skirennläufer Hermann Maier (l.) und Rainer Schönfelder am Dienstag, 19. Jänner 2016, anl. eines Fototermins im Rahmen der Eröffnung des adeo ALPIN Hotels in St. Johann in Tirol. - FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT
Die Strategie hinter Adeo Alpin ist einfach erklärt: Die Preise für Skipässe ziehen jedes Jahr ordentlich an. Dann wollen gerade Familien zumindest bei der Unterkunft kein Vermögen mehr liegen lassen. "Viele Bekannte von mir haben das Problem, dass sie sagen, Ski fahren ist kaum noch leistbar", meint der 39-Jährige. Bei seiner Recherche habe er festgestellt, dass Hotelketten mit schlankem Angebot und im Gegenzug günstigen Preisen wieMotel Onefunktionieren, sagt Schönfelder. "Ich wollte dieses Konzept in den alpinen Raum bringen." Nun biete man den Gästen alles, was sie brauchen – und nicht mehr. Die Zimmer sind einheitlich, es gibt zwei Saunas, einen Fitnessraum – aber keinen Wellnessbereich. Denn der sei ohnehin draußen in den Bergen, meint Schönfelder.

Zu viele Luxushotels

Der Ex-Skistar glaubt, mit dem Konzept einen Nerv getroffen zu haben. Große Skidestinationen seien vielerorts mit Vier- und Fünf-Stern-Hotels übersättigt. "Der Schrei von Bürgermeistern und Seilbahnern nach uns ist groß", behauptet er. Genug haben die beiden Sport-Pensionisten mit den drei Hotels daher nicht. "Mit ein, zwei Häusern wird man nicht weit kommen", sagt Schönfelder. Das nächste Projekt soll mittels Crowdinvesting finanziert werden. Über den Standort will er noch nichts verraten.

Folgende Beispiele sind von Hofer Reisen (Tirol) und ITS Billa Reisen (Salzburg und Kärnten) eingeholt worden. Wahre Schnäppchen gibt es höchstens in der Nebensaison, zu Weihnachten ziehen die Preise ordentlich an. Günstiger wird es erst wieder in der Nachsaison.

Tirol

St. Jakob im Defereggental: Hotel Alpenhof ****, zwei Nächte, Halbpension und Zweitage-Skipass um 99 Euro pro Person im Einzel- oder Doppelzimmer. Gültig von 11. bis 17. Dezember.

Söll am Wilden Kaiser: Hotel Berghof ****, drei Nächte, Halbpension und Zweitage-Skipass um 269 Euro pro Person im Doppelzimmer. Gültig von 10. bis 23. Dezember. oder von 11. März bis 1. April.

Fieberbrunn: Sport Hotel Fontana ****, drei Nächte, Halbpension, Dreitage-Skipass um 319 Euro pro Person im Doppelzimmer. Gültig von 2. bis 16. April.

Salzburg

Zederhaus: Adeo Alpin Hotel ***, drei Nächte im Familienzimmer (zwei Erwachsene, zwei Kinder) ohne Verpflegung um 434 Euro. Gratis-Skibus in die Skigebiete Grosseck-Speiereck und Katschberg-Aineck. Angeboten zwischen 3. und 6. Februar sowie 23. und 26. Februar.

Kärnten

Bad Kleinkirchheim: Hotel Trattlerhof ****, fünf Nächte im Familienzimmer (zwei Erwachsene) mit Halbpension, Skipass und Thermeneintritt inklusive um 590 Euro pro Person. Gültig zwischen 2. und 23. Dezember.

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