Kepler-Uni Linz schlägt Alarm: Ukraine-Stipendium vor dem Aus

Ukraine Studentinnen JKU Linz
Über 1.300 Vertriebene aus der Ukraine erhalten ein Mach-Stipendium. Dieses ist mit Ende des Wintersemesters befristet.

Marta Mazurchak ist 18 Jahre alt und stammt aus Lviv (Lemberg) in der Ukraine. Sie studiert an der Johannes-Kepler-Universität in Linz Chemistry und Chemical Technology. Nach der russischen Invasion in ihrem Heimatland ist sie nach Österreich geflüchtet.

Das Studium kann sie sich leisten, weil sie in Österreich ein gleich nach Kriegsbeginn aufgelegtes Stipendium erhält. 715 Euro pro Monat, anstelle der Grundversorgung, auf die sie mit ihrem Vertriebenen-Status Anspruch hätte.

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Und auch diese 715 Euro sind nicht auf Dauer gesichert, erzählt die 18-jährige Studentin – und es bricht ihr dabei die Stimme. „Mein Leben wurde durch den Krieg in ein Vorher und ein Nachher geteilt, aber das Mach-Stipendium wurde zu einer wahren Rettung für mich“, schildert Mazurchak und fügt an, dass sie Österreich dafür besonders dankbar sei.

Eine der Besten ihres Jahrgangs

Die Studentin war schon in der Ukraine eine der besten Mathematikerinnen ihres Jahrgangs, sie hat viele Auszeichnungen erhalten und in Kiew zu studieren begonnen. Bis Russland die Ukraine überfallen hat und sie, wie so viele andere auch, flüchten musste.

Jetzt ist sie wieder in einer Unsicherheit gefangen, denn das Stipendium läuft nach derzeitigem Stand mit Ende des Wintersemesters 2023/24 aus. Für Mazurchak bedrohlich: „Dank dieses Stipendiums kann ich meine Ausgaben decken, effektiv studieren und nach Abschluss des Studiums meine beruflichen Perspektiven als Chemikerin in Österreich erkunden.“ Denn daran lässt sie keinen Zweifel: Sie will hierbleiben.

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1.300 Stipendien

Insgesamt wurde das Mach-Stipendium, benannt nach dem Physiker und Philosophen Ernst Mach (1838-1916), der unter anderem den „Doppler-Effekt“ bewiesen hat, laut Bildungsministerium bisher 1.300 Mal an ukrainische Studierende vergeben.

Aktuell studieren 69 Stipendiatinnen und Stipendiaten an der JKU in Linz. Sie sind im Durchschnitt 20 Jahre alt, drei Viertel studieren an der technisch-naturwissenschaftlichen Fakultät. Die Gewährung des Stipendiums war anfangs nur an eine Studienberechtigung geknüpft, mittlerweile ist ein durchaus anspruchsvoller Lernerfolg nachzuweisen.

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Für die Studierenden kein Problem, weiß Rektor Meinhard Lukas, der ein Auslaufen des Programms für problematisch hält: „Die ukrainischen Studierenden bringen herausragende Leistungen und bereichern unsere Universität. Das Stipendium hat jungen Menschen, die vom Krieg geflüchtet sind, eine akademische Perspektive gegeben.“ Das dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Eine langfristige Perspektive gibt das Bildungsministerium auch nach der Kritik aus der JKU nicht. Österreich nehme seine Verantwortung im Sinne der Solidarität mit der Ukraine ernst, in „Orientierung an der gesamteuropäischen Position sind die Ernst-Mach-Stipendien-Ukraine vorerst bis 4. März 2024 befristet“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Eine für Statistik-Studentin Varvara Toloknova (21) aus Kiew frustrierende Antwort. Das Mach-Stipendium in Österreich habe ihr Vertrauen in die Zukunft gegeben, nachdem bei Kriegsausbruch „alle Zukunftshoffnungen geschwunden waren“.

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