Kein Sommer wie damals: Epidemiologe spricht sich für Masken-Rückkehr aus

CORONA: "ERSTE BILANZ DER SELBSTTESTS AN SCHULEN" / GARTLEHNER
Gerald Gartlehner von der Donau-Uni Krems hält die Rückkehr der Maske im Innenraum für notwendig. Er gibt aber auch Entwarnung.

Eine Infektion, 44 Kontaktpersonen - Ein Cluster bei der Jedermann-Premiere bei den Salzburger Festspielen am vergangenen Wochenende zeigt deutlich, wo die Gefahr besteht sich anzustecken. Im Innenraum.

Aus diesem Grund spricht sich Epidemiologe und Professor an der Donau-Uni Krems, Gerald Gartlehner, auch für eine Rückkehr der Maskenpflicht im Innenraum aus. "Ich würde die Maskenpflicht schon als angemessen sehen, weil jeder zweite aktuell noch nicht geimpft und die Delta-Variante deutlich ansteckender ist", sagt Gartlehner im Ö1-Morgenjournal.

Für ihn ist klar, dass "die Maskenpflicht bei Veranstaltungen im Innenraum vertretbar ist, solange wir nicht eine höhere Durchimpfungsrate haben. Darum sollte man sie wieder einführen". 

Zwei Problemfelder

Auch Cluster in Nachtklubs sind ein Problem, welches man in den Griff bekommen sollte, meint Gartlehner. Grund dafür: Die Jungen sind noch am wenigsten geimpft, haben aber ein deutlich höheres Infektionsrisiko.

Aktuelle Zahlen zeigen, dass mehr als 50 Prozent der Neuinfektionen auf die Altersgruppe unter 25 Jahren zurückgehen. Doch Gartlehner beruhigt auch: "Das Risiko einer Überlastung des Gesundheitssystems ist derzeit gering."

Das liegt vor allem daran, dass junge Menschen tendenziell weniger oft einen schweren Verlauf haben. Die Zahlen in den österreichischen Spitälern bestätigen das. Seit Donnerstag gibt es erstmals in diesem Jahr unter 30 Patienten auf Intensivstationen, auch die Zahl der Hospitalisierungen ging in den letzten Tagen und Wochen zurück. Tendenz fallend.

Ein zweites Problemfeld sieht Gartlehner in den Reiserückkehrern. Staaten wie beispielsweise Spanien gelten aus Sicht des Außenministeriums als sicher und das obwohl es dort aktuell eine 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohnern von über 380 gibt.

Hier sollte man die Einreiseverordnung nachschärfen, meint auch Gartlehner: "Die Situation ist sehr dynamisch und die meisten Neuinfektionen kommen aus den klassischen Urlaubsländern wie Spanien oder Kroatien zu uns." Aus diesem Grund befürwortet er, vor allem bei ungeimpften Personen, einen verpflichtenden PCR-Test bei der Einreise nach Österreich.

Beginn der vierten Welle

Es mutet kurios an, dass sich Österreich am Beginn der vierten Welle befindet, die Zahlen deutlich steigen aber es keinen Grund zur Sorge aktuell gibt. Auch wenn beispielsweise der deutsche Politiker und Epidemiologe Karl Lauterbach das anders sieht. Er meint, dass es bereits viel zu spät ist, um den Herbst noch zu retten.

Gartlehner sieht das nicht so dramatisch und führt auch hier wieder die Jungen ins Feld, die eben das Gesundheitssystem nicht so stark belasten. Aber er warnt auch davor, zu leichtsinnig mit dem Virus umzugehen: "Delta ist deutlich ansteckender und erwischt uns zu früh. Wir haben weniger als 50 Prozent vollimmunisiert und darum müssen wir weiter impfen. Sonst können auch wir Probleme mit den steigenden Zahlen bekommen."

Die von Bundeskanzler Sebastian Kurz angesprochene Eigenverantwortung, in die man als Bundesregierung die Bevölkerung nun entlassen will, sieht Gartlehner übrigens kritisch: "Ich denke, dass das kommen wird aber aktuell ist es dafür noch zu früh."

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