Kaunertal-Kraftwerk: WWF fordert nach Straßensperre erneut Prüfung
Nach der Sperre der Uferstraße West am Gepatsch-Stausee im Tiroler Kaunertal am Dienstag sieht der WWF seine Bedenken gegenüber dem geplanten Kraftwerksausbau bestätigt. Die Hang-Instabilität sei bereits durch mehrere Gutachten belegt worden, erinnerte die Umweltorganisation am Mittwoch in einer Aussendung. Der WWF forderte trotz laufender Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) eine Prüfung durch "unabhängige Fachleute". Die Tiwag sah wiederum "kein außergewöhnliches Verhalten".
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"Nachdem bereits die Uferstraße wegen Hangrutschgefahr gesperrt wurde, muss Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP, Anm.) sich nun endlich mit den akuten Sicherheitsbedenken beschäftigen, anstatt den von der Tiwag gewünschten Ausbau des Kraftwerks stur durchzuboxen", appellierte Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek: "Sicherheitsfragen dieser Tragweite können nicht im Rahmen eines Bewilligungsverfahrens behandelt werden, das muss vorher geklärt werden."
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"Hoffnungslos veraltet"
Die vom landeseigenen Energieversorger Tiwag vorgelegten Unterlagen der Staubeckenkommission seien zudem "hoffnungslos veraltet". In den UVP-Unterlagen der Tiwag würden die "Massenbewegungen beim Gepatsch-Stausee" lediglich in einem Absatz thematisiert werden. Die Felsstürze und Rutschungen der vergangenen Jahre würden dabei ebenso wenig erwähnt wie die Folgen der Klimakrise, kritisierte der WWF.
Die Tiwag sah wiederum keinen Zusammenhang zwischen der Straßensperre und dem Speicher Gepatsch. "Die Erkenntnisse und Interpretationen aus langjährigen und aktuellen Messdaten der verschiedenen Hangbeobachtungssysteme sowie Befundungen aus Begehungen an den Speicherhängen Gepatsch, weisen auf kein außergewöhnliches Verhalten hin", teilte die Tiwag der APA mit. Mögliche "oberflächennahe Prozesse", die Auswirkungen auf die Uferstraße West haben können, stünden in keinem Zusammenhang mit dem Speicher Gepatsch. Dessen Betrieb sei nicht gefährdet.
Stopp des Bauprojekts gefordert
Neben dem WWF forderte indes auch der Verein "Lebenswertes Kaunertal" einen Stopp des geplanten Bauprojekts und eine neuerliche Prüfung. "Jetzt wird sogar die Uferstraße aus Sicherheitsgründen gesperrt. Was muss denn noch alles passieren? Auch der aktuelle Bergsturz in Galtür zeigt, wie schnell so etwas gehen kann", warnte Obfrau Anita Hofmann.
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Aufgrund "akuter Hangrutschgefahr" war die Uferstraße West am Gepatsch-Stausee am Kaunertaler Gletscher gesperrt worden. Basis der Entscheidung sei ein aktuelles geologisches Gutachten, hieß es seitens der Kaunertaler Gletscherbahnen in einer Aussendung am Dienstag. Laut Gutachten, das auch rechtlich geprüft worden war, seien die Hänge entlang der Uferstraße "instabil". Die Uferstraße sei somit nicht mehr sicher passierbar.
Diskussionen im Kaunertal
Im Kaunertal sorgt der geplante Ausbau des Wasserkraftwerks für laufende Diskussionen. Die Umweltschutzorganisation WWF hatte zuletzt bereits Gutachten vorgelegt, die eine geologische Instabilität der Hänge über dem Gepatsch-Stausee zeigen sollen. Der Ausbau in ein Pumpspeicherkraftwerk würde dies noch verschärfen. Die Tiwag wiederum argumentierte, dass die Situation rund um das Kraftwerk und dessen Ausbaupläne regelmäßig von der im Bundesministerium für Land-und Forstwirtschaft angesiedelten Staubeckenkommission geprüft würden. Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren erstmals 2009 eingereicht worden. Die UVP war erstmals 2012 gestellt worden. Erst im Februar 2023 wurden die Unterlagen erneut eingereicht, mit einem Abschluss wurde frühestens 2027 gerechnet.
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