Erneute Kritik an Plänen für Kaunertal-Kraftwerk

Für den Speichersee müsste das Platzertal geflutet werden
Für die Alpenschutzkommission sind bei einem Ausbau die „ökologischen Schäden zu hoch“

Die Tiroler Volkspartei verfolgt den Ausbau der Tiroler Wasserkraft seit Jahren beharrlich. Die rund zwei Milliarden Euro teure Erweiterung des Kraftwerks Kaunertal – ein Megaprojekt, das nach Fertigstellung jährlich 787 Gigawattstunden liefern soll – ist aber höchst umstritten, was die Auswirkungen auf die Natur betrifft.

Einerseits müssten im Ötztal große Mengen an Wasser aus der Gurgler und der Venter Ache entnommen werden, die die Ötztaler Ache – ein Wildwasserparadies – speisen. Die Gemeinde Sölden streitet wiederum mit dem Landesenergieversorger um das Wasser, weil sie es selbst zur Energiegewinnung nutzen möchte.

Die Kraftwerkspläne wurden bereits 2012 zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht. Wann und ob diese zur Umsetzung kommen, ist nach wie vor offen. Gerade im Vorfeld der Landtagswahlen mobilisieren Naturschützer stark, um das Vorhaben zu verhindern – so auch am Mittwoch.

Durchgefallen

Nach der „Kaunertal Erklärung“ vom Mai dieses Jahres, bei der 40 Vereine und Wissenschafter als Umweltallianz den sofortigen Ausbau-Stopp des Kraftwerks Kaunertal gefordert hatten, hat auch die Alpenschutzkommission CIPRA-International das Projekt nach einer Beurteilung durchfallen lassen.

Die „ökologischen Schäden“ seien schlicht zu groß, hieß es vonseiten der Kommission, der über 100 Organisationen aus dem Alpenraum angehören. Kaspar Schuler, Geschäftsführer der CIPRA-International, ortet „eine klare Vertragsverletzung“.

Neben der Wasserableitung steht auch die Flutung des Platzertals für den notwendigen Stausee in der Kritik. Hanna Simons fordert: „Alle Parteien sollen sich gegen die Verbauung von Naturjuwelen einsetzen und alle weiteren Planungen hier im Kaunertal stoppen.“

VP-Spitzenkandidat Anton Mattle ließ aber umgehend wissen: „Am Ausbau der Wasserkraft und dem Ziel der Energieautonomie führt kein Weg vorbei.“ Dieser sei für ihn „nicht verhandelbar“. Mit der „sturen Haltung gegen den Ausbau der Wasserkraft“ befeuere der WWF nur Abhängigkeiten aus dem Ausland und verzögere den Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl.

Nicht vor 2027

Für den grünen Part der Landesregierung ist das Projekt heikles Terrain. Man sei dem Ausbau „stets kritisch“ gegenüber gestanden. Nun bestätige sich, dass dieser nicht „ökologisch vertretbar“ sei, hieß es. Die Liste Fritz fordert indes, das Projekt zu stoppen. Bei der Tiwag heißt es: „Wir rechnen frühestens 2027 mit einem Bescheid, sind durch unsere aktuellen Ausbauprojekte ohnedies voll ausgelastet.“

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