Kaputtes Herz eingesetzt: Patientenanwältin schlägt Alarm

Kaputtes Herz eingesetzt: Patientenanwältin schlägt Alarm
Kaum Herz-Transplantationen am Grazer Klinikum: Experten fordern, hier keine solchen Eingriffe mehr zu machen.

Die Liste der am Klinikum Graz durchgeführten Herztransplantationen ist kurz: 2015 waren es drei, 2016 gab es eine, 2017 gar keine, 2018 zwei.

Diese einzige Transplantation, die 2016 in Graz gemacht wurde, ist ob ihrer Tragik mittlerweile österreichweit bekannt: Drago Stelcer wurde ein beschädigtes Spenderherz eingesetzt wurde, es war bei der Entnahme verletzt worden. Da hatten Mediziner aber auch schon Stelcers Herz entfernt und konnten nicht umhin, ihm das beschädigte Organ einzupflanzen. Der 60-Jährige starb.

Diesen Fall nimmt die steirische Patientenombudsfrau Renate Skledar zum Anlass, Alarm beim Gesundheitsministerium zu schlagen. Sie forderte eine Überprüfung der Grazer Abteilung in Wien an. „Sie wird in ein, zwei Monaten stattfinden“, kündigt Skledar an und soll Herzchirurgie, Anästhesie sowie Kardiologie betreffen.

Skledar denkt aber auch an die Einsetzung einer unabhängigen Prüfungskommission oder eines Untersuchungsausschusses im Landtag nach. Auch das Ende von Herztransplantationen am Standort Graz überhaupt müsse diskutiert werden. „Aufgrund der Fallzahlen und Expertenmeinungen halte ich das für sinnvoll.“

Graz operiert zu wenig

Einer dieser Experten ist Ferdinand Waldenberger, medizinischer Direktor des Klinikums in Klagenfurt: Er erinnert daran, dass es schon eine gewisse Anzahl an Fällen pro Jahr brauche, damit Operateure Routine bekämen. Internationale Maßstäbe sprächen von zehn bis zwölf Fällen pro Jahr und davon ist Graz mit laut Krankenanstaltengesellschaft (KAGES) „ein bis drei Fällen“ weit entfernt. Auch Waldenberger tritt gegenüber dem ORF dafür ein, künftig keine Herztransplantationen am Grazer Standort durchzuführen. Dies sollte besser den beiden anderen Zentren in Wien und Innsbruck überlassen werden.

Tödliche Herztransplantation

Dort werden ohnedies bereits jetzt schon fast die gesamten Eingriffe erledigt. Seit 2008 gibt es in Österreich zwischen 59 und 72 Herztransplantionen jährlich, 2017 waren es 64. Davon wurden 46 Eingriffe am AKH Wien vorgenommen, der Rest am Uniklinikum Innsbruck. 2016 gab es 57 Transplantationen, 43 davon von Wien, 13 in Innsbruck und eben jene verhängnisvolle in Graz.

Seitens der steirischen KAGES werden die niedrigen Grazer Fallzahlen zwar bestätigt, aber: Das machten die „Chirurgen aus ihren vorherigen Berufskarrieren wett“, wie es am Donnerstag hieß.

Kommentare