Kärntner "Problemwolf" darf nicht weiter bejagt werden
Seit zwei Wochen herrscht Ruhe bei Kärntens Landwirten. Seit jenem Tag Ende September als zuletzt eine DNA-Probe bei einem toten Schaf in Kärnten den eindeutigen Beweis erbrachte: Das Nutztier wurde von einem Wolf gerissen. Frieden herrscht um das Thema Wolf deswegen noch lange nicht. Erst recht nicht, nach den neusten Entwicklungen.
Der Reihe nach: Mit kommenden Sonntag endet die Verlängerung der Abschussfrist des sogenannten Problemwolfs mit der Kennung 120MATK. Das Tier war im August als erster Wolf überhaupt in Kärnten zum Abschuss freigegeben worden, nachdem er im Sommer für Schafrisse auf drei Gailtaler Almen verantwortlich gemacht werden konnte. Die Jäger wurden dem Wildtier aber nicht habhaft, 120MATK zog ins Tal und somit ins Siedlungsgebiet. Jagdreferent und Landesrat Martin Gruber (ÖVP) beschloss daraufhin die Ausweitung und Verlängerung der Bejagung bis 17. Oktober. Einzig: vom Wolf fehlt weiter jeder Spur. Und nun?
Aus dem Büro Grubers heißt es auf KURIER-Nachfrage: „Nach Rücksprache mit der zuständigen Behörde besteht derzeit keine rechtliche Möglichkeit, die Fristen für die Abschuss-Bescheide zu verlängern, weil in den letzten Wochen weder Wolfssichtungen noch Wolfsrisse aus den betroffenen Gebieten gemeldet wurden.“ 120 MATK ist also wieder geschützt. Und die große Frage bleibt: Was tut der Wolf nun?
Bleibt er, oder geht er?
Für Wolfsbeauftragen Roman Kirnbauer gibt es zwei Möglichkeiten, wie es mit dem ersten Kärntner "Problemwolf" (auch im Bezirk Spittal gibt es einen, Anm.) weitergehen könnte: „Entweder er wandert ab, oder er bleibt im Gebiet. Was soll man sonst pro futura sagen.“
Wölfe jagen gemeinsam
Insgesamt acht Wölfe, darunter erstmals zwei Weibchen, konnten heuer eindeutig in Kärnten nachgewiesen werden. Eine Rudelbildung ist laut Experten unter diesen Vorzeichen durchaus denkbar. Und die Hinweise darauf scheinen sich im Bereich Oberdrauburg (auf der Lesachtalerseite) bereits zu verdichten. Wildbiologe Kirnbauer habe bereits Meldungen von Jägern von der Hochstadelalm erreicht, wo zwei Wölfe gemeinsam beim Jagen beobachtet werden konnten.
„Sie sind offenbar einer Gämse nachgejagt. Das würde auch mit den Hinweisen zusammenpassen, die wir von Funden haben, dass es dort ein Weibchen gibt“, erklärt Kirnbauer. Im Jänner bzw. Februar beginnt die Paarungszeit der Wölfe. Bleibt das Jagd-Duo bis dahin zusammen, wäre Wolfsnachwuchs sehr wahrscheinlich und somit das erste Wolfsrudel in Kärnten.
Rund 90 Nutztierrisse im Sommer
Ob den Experten die Entwicklung über die Sommermonate und die zwischen 80 und 90 Risse von Schafen, Ziegen und Rindern überraschen? „Überrascht hat mich das nicht, aber dass es so schnell ging, kam überraschend.“ Wolfssichtungen gab es bereits im vergangenen Jahr in Kärnten. Dass nun acht Wölfe in Kärnten umherstreifen, sei „beachtlich und zeige, wie wanderfreudig die Tiere seien“. Ein Wolfsrudel würde laut dem Wolfsbeauftragten übrigens schnell ein Gebiet, das in etwa doppelt so groß wie Klagenfurt ist, in Beschlag nehmen.
Wölfe kommen aus Italien
Auch der bevorstehende Winter habe keinen Einfluss auf die Wölfe. Sie halten keinen Winterschlaf, bleiben aktiv. In welchem Gebiet sei jedoch die Frage, denn alle Tiere, die in Kärnten nachgewiesen werden konnten, stammen aus der italienischen Population. „Diese produziert sich recht ordentlich. Gibt es heuer in Kärnten wieder sehr viel Schnee, dann könnten die Tier natürlich wieder nach Italien wandern. Aber ein Wolf hat nun mal kein Halsband, das uns seine Kontaktdaten schickt. Die Zeit wird diese weisen“, sagt Kirnbauer.
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