Kärntner ÖVP-Chef will stellvertretender Landeshauptmann werden
Wer glaubt, Kärntens ÖVP-Chef Martin Gruber wäre die Wahlüberraschung – prognostiziert wurde den Schwarzen die Einstelligkeit, am Ende waren es 17 Prozent – zu Kopf gestiegen, irrt. Ruhig wirkt der 39-Jährige, klare Vorstellungen für eine Koalition hat er.
KURIER: Vor der Wahl hatte Sie kaum jemand auf dem Zettel. Wie geht es einem damit, der unterschätzteste Politiker Kärntens zu sein? Martin Gruber: Unterschätzt wurde ich schon öfter. Es hat auch keiner geglaubt, dass ich Bürgermeister meiner Heimatgemeinde werde. Aber das bringt mich nicht von meinem Weg ab. Ich ruhe in mir.
Am Donnerstag sondieren Sie mit der SPÖ. Bereits vor der Wahl gab es Anzeichen, dass es eine Neuauflage von Rot-Schwarz geben könnte. Was sagen Sie dazu?
Dass es das natürlich geben könnte. Wir sondieren jetzt, um Schnittmengen abzuklären, um Ziele zu definieren und festzulegen, wie der Weg dorthin ausschaut.
Der Wert der ÖVP ist durch das Wahlergebnis gestiegen. Welche rote Linien haben Sie für eine Zusammenarbeit?
Es sind die Themen, die wir im gesamten Wahlkampf getrommelt haben. Der Schutz des Vermögens der Kärntnerinnen und Kärntner, kein Verschleudern des Grund und Bodens des Flughafens. Zweitens: Investitionen in die Regionalität. Hier haben wir viel Aufholbedarf. Alleine bei der Infrastruktur, von Breitband bis hin zu Kindergarten, ärztliche Versorgung. Da dürfen die ländlicheren Regionen nicht ins Hintertreffen geraten.
Ein Rückkauf des Flughafens durch das Land ist keine Bedingung?
Für mich ist der Rückkauf der Hebel, um endlich Veränderungen am Flughafen zu ermöglichen. Der Mehrheitseigentümer muss laut Vertrag investieren und Fluganbindungen schaffen. Das hat er nicht erfüllt. Vielmehr hat er nach Grundstücken gegriffen, wollte sie verschachern. Dem gilt es einen Riegel vorzuschieben. Dafür gibt es nur die Call Option, auch wenn Peter Kaiser das nicht will.
Also doch eine Grundvoraussetzung für eine Koalition?
Ich bin dafür. Aber es ist kein Ausschlussgrund. Das wäre kontraproduktiv, weil es nur ein Teil der Entwicklung des Landes ist.
Bei der SPÖ geht die Angst vor einer Regierung aus FPÖ, ÖVP und Team Kärnten um. Sie haben vor der Wahl gesagt, Sie seien kein Freund von Dreiern. Gilt das noch?
Ich bin nach wie vor kein Freund von Dreiern. Die Präferenzen ändern sich nicht innerhalb einer Woche.
In einer neuen Regierung: Wäre die Rolle des Landeshauptmann-Stellvertreters etwas, das Ihnen gefällt?
Wenn ich jetzt Nein sage, würde ich lügen. Aber Personelles kommt nach dem Inhalt.
Bei so massiven Verlusten der SPÖ, warum konnte die ÖVP nicht noch mehr Wähler überzeugen?
Weil die Herausforderungen groß sind. Wir haben eine kleine Trendumkehr geschafft und gezeigt, dass eine ÖVP auch noch in Zeiten wie diesen zulegen kann. Meinungsforscher haben uns viel schlechter bewertet. Am Ende des Tages ist ein Plus ein Plus.
Die fehlerhaften Wahlprognosen waren ein Riesenthema. Ihre Einschätzung?
Man sollte prinzipiell diskutieren, ob man Umfragen vor der Wahl noch zulässt. Weil sie sehr beeinflussen, auch wenn sie nur eine Momentaufnahme sind.
Die Bundes-ÖVP erhält derzeit Rückwind aus Kärnten. Eine ungewohnte Situation.
Alles, was der Bundes-ÖVP guttut, tut schlussendlich uns allen gut. Ich hoffe, ich habe alle darin bestärkt, dass sie ihren Weg gehen. Der Sonntag war der Beweis, dass es funktionieren kann.
Sie schreiben kaum Whatsapp, haben Sie im vergangenen KURIER-Interview erzählt. Was war die schönste Whatsapp, die sie selbst nach der Wahl erhalten haben?
Herausgestochen ist die Whatsapp meiner Frau. Es war ein Foto von ihr und unseren Kinder vor dem Fernseher, bei der ersten Trendrechnung. (Sucht am Handy und zeigt das Bild.) Da werde ich gleich emotional, wenn ich das wieder sehe.
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