Kärnten wählt: Alte Bekannte werden zu neuen Konkurrenten

Kärnten wählt: Alte Bekannte werden zu neuen Konkurrenten
In 28 von 132 Kärntner Gemeinden gibt es in zwei Wochen Stichwahlen. Mit brisanten Duellen in Klagenfurt und Spittal/Drau.

Dass es knapp wird, damit hatten viele gerechnet. Dass es eine Sensation bringt, überraschte dann doch.

Bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl am Sonntag in Kärnten kam es in der roten Landeshauptstadt Klagenfurt und der ebenfalls rot-regierten Bezirkshauptstadt Spittal zu einer kleiner Sensation. In beiden Städten setzten sich die Ex-Bürgermeister durch. In beiden Fällen kommen die Herausforderer der SPÖ nun aus dem Team Kärnten.

Klagenfurt: Neuauflage des Duells aus 2009 und 2015

Somit lautet das Duell bei der Stichwahl am 14. März in Klagenfurt bereits zum dritten Mal: Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) gegen Christian Scheider (früher FPÖ, seit November Team Kärnten). Bei den Sozialdemokraten versuchte man am Sonntagabend zu beruhigen. Bereits 2009 und 2015 hätte es die selbe Konstellation gegeben, in beiden Fällen war man als Sieger um den Bürgermeister-Sessel als Sieger hervorgegangen.  

Doch 2021 ist vieles anders: Begonnen beim endgültigen Wahlergebnis in Klagenfurt, das Montagabend endlich eintraf. Scheider liegt mit 30,55 Prozent nur knapp hinter der amtierenden Bürgermeisterin (33,38 Prozent). Beim Gemeinderatswahlergebnis führt die SPÖ mit 31,17 Prozent vor dem Team Kärnten (22,43 Prozent). 

 

Spittal an der Drau

In der Drau-Stadt herrschte am Sonntagabend Jubel-Stimmung. Hier wurden die Briefwahlstimmen bis Mitternacht ausgezählt. Somit steht fest: Das Duell für die Stichwahl lautet Ex-Bürgermeister fordert amtierenden Ortschef. Im Wahlring: Gerhard Köfer (Team Kärnten, 36,24 Prozent) und Gehard Pirih (SPÖ, 35,05 Prozent). 16 Jahre lang war Köfer Bürgermeister in der Oberkärntner Bezirksstadt, damals noch als Teil der SPÖ und somit Parteifreund von Pirih. Köfer ist über die Grenzen Kärntens vor allem durch seine Verbindungen zu Millionär Frank Stronach bekannt. Köfer, seines Zeichens auch Energetiker, behandelte die Pferde Stronachs und blieb bis 2013 politisch im Team Stronach engagiert. Danach folgte das Team Kärnten. 

Beim Gemeinderatswahlergebnis lag die SPÖ mit 31,41 Prozent knapp vor dem Team Kärnten mit 29,32 Prozent.

Drei Stichwahlen in drei Bezirksstädten

Bei der Aufregung um Klagenfurt und Spittal, scheint die dritte Stichwahl in einer Bezirkshauptstadt fast unterzugehen. Doch auch in Hermagor muss Stadtchef Siegfried Ronacher (SPÖ, 44,23 Prozent) in die Stichwahl gegen Leopold Astner (ÖVP, 37,57 Prozent). Ähnlich wie in Klagenfurt sind sich die Konkurrent nicht neu: Bereits 2015 hatte es diese Duell gegeben. Ronacher gewann damals denkbar knapp, mit sieben Stimmen Vorsprung. Hermagor hatte es zuletzt vor allem in die Schlagzeilen geschafft, da der Bezirk österreichweit die höchste Sieben-Tages-Inzidenz aufwies, aber nicht unter Quarantäne gestellt wurde. 

Insgesamt wird es am 14. März neben Klagenfurt, Spittal an der Drau und Hermagor in weiteren 25 der 132 Kärntner Gemeinden zu Stichwahlen kommen.

Einstimmen auf Stichwahl

Dass die SPÖ in drei roten Hochburgen in zwei Wochen den Bürgermeister verlieren könnte, sorgt für Sorgenfalten. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte in einem Interview mit der Kleinen Zeitung: "Für die Stichwahlen werden wir allen Kampfgeist zeigen." 

Erfreulich für die SPÖ fiel das endgültige Ergebnis für die SPÖ in Villach aus. Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) gewann die Bürgermeisterwahl mit 60,3 Prozent, seine Partei eroberte auch die absolute Mehrheit im Gemeinderat zurück. Albel schaffte die Wiederwahl in Villach souverän. FPÖ-Kandidat Erwin Baumann belegte mit 15,2 Prozent den zweiten Platz vor Katharina Spanring (ÖVP), die 12,8 Prozent erzielte. Die restlichen Kandidaten landeten unter „ferner liefen“. Im Gemeinderat hat die SPÖ nun 51,4 Prozent, die FPÖ ist mit 15,1 Prozent zweitstärkste Kraft. Die ÖVP verlor stark und erreichte nur noch 13,5 Prozent. Und eine kleine Überraschung abseits der SPÖ gab es dann auch noch: Die Partei Erde erhielt stolze 11,5 Prozent und erreichte damit ein Stadtsenatsmandat. 

Generell dürfte die SPÖ in Kärnten die bestimmende Kraft bleiben. Das vorläufige Ergebnis von Sonntag zeigte folgendes Bild: Landesweit fuhr die SPÖ leichte Verluste (minus 2,2) ein, die ÖVP legte um 4,6 Prozent zu. Die FPÖ verlor 2,4 Prozent, hielt aber die meisten ihrer Bürgermeister. Die Grünen verloren leicht, traten aber auch in weniger Gemeinden an. Team Kärnten und NEOS traten nur in wenigen Gemeinden an.

Ältester Bürgermeister geht in Stichwahl

Apropos ÖVP: Martin Treffner, einziger ÖVP-Bürgermeister in einer Bezirkshauptstadt in Kärnten, konnte mit 53,24 Prozent sein Bürgermeister-Amt verteidigen. Die SPÖ stürzte hingegen ab, von 41,2 Prozent 2015 auf nur noch 26,8 Prozent. Sonst verlief die Wahl im Bezirk Feldkrichen ruhig. Mit einer Ausnahme: Ausgerechnet in Steuerberg kommt es zur Stichwahl. Kärntens ältester und längstdienendster Bürgermeister Karl Petritz (ÖVP, 32,10 Prozent) wurde im ersten Wahlgang von Herausforderer Werner Egger (SPÖ, 42,37 Prozent) überholt.

Am Abend folgt das Endergebnis

Kärnten wartet nun gespannt auf das Endergebnis und die darin inkludierten Wahlkarten. Gerechnet wird damit erst am Montagabend. Schuld für die Verzögerung ist die hohe Anzahl an Wahlkarten. Zur Erinnerung: 465.256 Kärntnerinnen und Kärntner waren wahlberechtigt, 22 Prozent hatten ihre Stimme bereits am Vorwahltag, oder per Wahlkarte abgegeben.

 

 

 

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