Bürgermeisteramt in den Genen
Nur eines ist er nicht: amtsmüde. Nach 36 Jahren im Amt tritt der ÖVP-Mann am 28. Februar erneut bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl in Kärnten an. „Ich habe mir das sehr lange überlegt. Aber die Partei und viele Junge sind hinter mir gestanden“, erklärt der Ortschef der Gemeinde nahe des Ossiacher Sees.
Das Bürgermeistersein wurde Karl Petritz in die Wiege gelegt: Sein Urgroßvater gründete 1866 die Gemeinde. „Er ist damals mit der Kutsche zum Landtag nach Klagenfurt gefahren“, erzählt Petritz. Sein Großvater bekleidete ebenfalls das Steuerberger-Bürgermeister-Amt. „Der ist mit der Kutsche auf Hochzeitsreise nach Venedig gefahren“, sagt Petritz und lächelt unverkennbar.
Ernst wird er, wenn er von den Pflichten seines Berufs spricht. „Wenn man diesen Job macht, braucht es eine tolle Familie, die hinter einem steht, denn gerade in einem Dorf muss man immer greifbar sein.“ Was ein guter Bürgermeister mitbringen muss? „Es geht nicht um Politik. In einer kleinen Gemeinde ist egal, ob das Gegenüber rot, blau oder grün ist. Man muss mit dem Mensch zurechtkommen.“
Infrastruktur hält Jugend
Für den ländlichen Raum sei es wichtig, in die Infrastruktur zu investieren. „Was sollen die Leute tun, wenn es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, die Post weg ist, der Nahversorger? Dann gehen sie in die Stadt. Wir bieten unseren Bürgern etwas“, sagt Petritz und erzählt von Vereinsräumen, geplanten Fotovoltaik-Anlagen und dem ortseigenen Geschäft, das sogar am Sonntag offen hat. „Um 10 ist die Kirche aus, bis 11 können‘S einkaufen.“
Petritz brennt für das, was er tut: „Bürgermeister sein ist der beste Politikjob, weil man nirgendwo so nahe an den Menschen dran ist.“
Vom Dorfkaiser zum "Bürgermasta"
Das Bild des „Herrn Bürgermeister“ habe sich über die Jahre verändert. „Früher war ein Bürgermeister ein Dorfkaiser. Heute sagen die Kinder zu mir: Servas, Bürgermasta.“ Ob sich die Jugend noch für Politik interessiere? „Wir laden die Kinder in die Gemeinde ein. Dann stellen wir im Saal die Politik nach und jeder kann sich aussuchen, wer er sein will. Als der Haider noch Landeshauptmann war, wolltens alle der Haider sein.“
Aber für die Steuerberger ist und bleibt ihr Bürgermeister sowieso nur „der Karl“. Und so läutet bereits zum zweiten Mal das Handy. „Peppi, ich ruf zurück“, sagt der Karl. Ob er eines seiner drei Enkelkinder gerne einmal auf seinem Stuhl sehen würde? „Ich würde ihnen raten, sich das gut zu überlegen.“
Der Joe Biden von Kärnten
Zurückhaltend gibt sich Petritz, wenn das Gespräch auf den Wahlsieg und seine Gegenkandidaten kommt. „Sie sind jung, aber relativ unerfahren in der Gemeindepolitik. Ich hoffe, ich gewinne, aber das wird sich zeigen.“ Für die nächste Amtszeit ist aber genug Selbstvertrauen vorhanden: „Wenn Joe Biden mit fast gleichem Alter in den USA für 330 Millionen Menschen Präsident sein kann, dann kann ich auch für 1.650 Steuerberger Bürgermeister sein.“
Bleibt eigentlich nur mehr zu klären, ob Joe Biden auch im Besitz einer Miniatur-Präsidentenfigur ist.
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