"Juicy Fields": Cannabis-Betrüger warben mit Lamborghinis und Tänzerinnen
Von Lena Berger und Markus Strohmayer
Es handelt sich um einen der größten Fälle von Anlagebetrug in der jüngeren österreichischen Kriminalgeschichte. Dem Unternehmen „Juicy Fields“ wird vorgeworfen, Anleger um ihre Investments gebracht zu haben; der KURIER berichtete. Am Freitag hat das Bundeskriminalamt Details zu den Ermittlungen veröffentlicht. Allen voran ging es um die hinterhältigen Werbetricks der mutmaßlichen Täter – darunter ein Niederösterreicher, gegen den wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt wird.
„Eine Person konnte in Österreich festgenommen werden. Sie gilt als Hauptvertriebler für den deutschsprachigen Raum“, äußerte sich nun erstmals der steirische Hauptermittler, der sich in Leibnitz früh mit dem Fall befasste: „Um so viele Opfer wie möglich zu lukrieren, wurde auf Hanfmessen geworben. Dort gab es Stände, bedruckte Lamborghinis, Tänzerinnen und Tablets, um vor Ort zu investieren.“
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Bei den Luxusautos handelte es sich jedoch nur um Mietwagen. Auch sonst war an dem Geschäftsmodell einiges faul: Bei „Juicy Fields“ wurde vermeintlichen Anlegern vorgegaukelt, in den Anbau von medizinischem Cannabis zu investieren.
Angebaut wurde dann kaum, und verkauft dürfte erst recht nichts worden sein. Das investierte Geld verwendeten die Hintermänner offenbar, um ihren Lebensstil zu finanzieren. Nur selten wurden Scheingewinne ausgezahlt, die sich aus den Investitionen neuer Kunden zusammensetzten – laut Polizei ein klassisches Pyramidenspiel-Schema. Mundpropaganda tat ihr Übriges.
Firmengeflecht
Aufgeflogen ist die Masche erst, als die Täter die Website 2022, vermutlich kurz, bevor das System kollabierte, offline nahmen und Anleger Anzeige erstatteten. Wie es dazu kommen konnte, dass allein in Österreich 5.000 Investoren knapp 20 Millionen Euro abgeknöpft wurden, verrät ein Blick auf die Firmenstruktur.
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Gegründet wurde „Juicy Fields“ 2019 in Deutschland, später entwickelte sich daraus die „Juicy Fields AG“. Es entstand der Anschein einer seriösen Firma. Sogar Führungen durch Cannabisplantagen, die mit dem Unternehmen nichts zu tun hatten, sollen stattgefunden haben, um den Schein zu wahren.
Es gab einen CEO, Marketing und einen Anwalt. Die Ermittler nehmen an, dass sich diese Personen anfangs nicht im Klaren waren, Teil einer kriminellen Vereinigung zu sein. Nach und nach dürften sie es aber realisiert haben.
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Mittlerweile wird in den Zusammenhang international ermittelt. Weltweit könnte sich der Schaden auf 400 Mio. Euro belaufen. Nachdem zypriotische Konten geöffnet wurden, konnte zumindest ein Bruchteil der verlorenen Summe sichergestellt werden. Die Geschädigten sollen aus allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen kommen.
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