Jetzt Kulturerbe: UNESCO lässt die heimischen Bestatter hochleben
Was haben die Wiener Heurigenkultur, der Montafoner Dialekt und die heimischen Bestattungsunternehmer gemeinsam?
Sie alle sind Teil des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Wiewohl Zusammenkünfte am Zentralfriedhof selten freudiger Natur sind, gab es am Donnerstag ausnahmsweise doch etwas zu feiern: Da wurde nämlich die Aufnahme von „Wissen und Praxis der heimischen Bestatterinnen und Bestatter“ in das nationale Verzeichnis offiziell verkündet.
„Es kommt nicht oft vor, dass Bestatter im beruflichen Kontext so strahlen, wie ich heute“, sagte Markus Pinter. Für die 528 Bestatter in ganz Österreich sei dies eine besondere Auszeichnung und Würdigung: „Wir betrachten uns nicht einfach als Sargverkäufer, sondern als Begleiter der Menschen in schwierigen Zeiten.“
Zwar habe sich das Grundprinzip – das gemeinsame Erinnern und Trauern – nicht verändert. „Trotzdem war ein Begräbnis vor 100 Jahren anders als eines vor 50 Jahren und anders als ein Begräbnis heute“, erklärte Pinter. Mit diesen Entwicklungen wolle man mitgehen, um die Angehörigen bestmöglich zu unterstützen und zu begleiten. Außerdem gebe es heutzutage nicht mehr nur das „klassische Familiengrab“, sondern etwa auch elektronische Gedenkportale, Whatsapp-Parten oder verschiedene Formen der Naturbestattung.
"Offenes Herz haben"
Auch Toni Faber, Dompfarrer zu St. Stephan, betonte, wie wichtig es sei, Zeremonien persönlich zu gestalten. Sei man früher bei Begräbnissen eher nach einem starren Konzept vorgegangen, habe sich die Kirche in diesem Bereich seit rund zwanzig Jahren deutlich weiterentwickelt. Als jüngstes Beispiel nannte er die Beisetzung des Medienkünstlers Peter Weibel vor wenigen Tagen am Zentralfriedhof: „Er hat ein Musikorchester gegründet und einige der Lieder kamen bei der Zeremonie zum Einsatz.“ Eine Trauerfeier solle der Persönlichkeit gerecht werden, „und ich versuche hier, ein ganz offenes Herz zu haben“, fügte Faber hinzu.
Die große Bandbreite an tradiertem Wissen der Bestatter werde nun entsprechend gewürdigt, sagte Martin Fritz, Generalsekretär der österreichischen UNESCO-Kommission. „Damit die Welt so vielfältig bleibt, wie sie ist.“
Kulturerbe: Jede Tradition, die bei der UNESCO aufgelistet ist, trägt dazu bei, die kulturelle Vielfalt in Österreich zu demonstrieren.
Beispiele: Dazu zählen etwa die Stinatzer Hochzeit (Burgenland), die Untergailtaler Tracht (Kärnten), das Viehumtragen am Fest des Hl. Georg (Salzburg), der Ausseer Fasching (Steiermark) , das Staner Anklöpfeln (Tirol), die Weinviertler Kellerkultur (NÖ) , das Flammen von Keramik in Gmunden (OÖ) oder die Herstellung Bregenzerwälder Juppen (Vorarlberg).
Siehe auch: www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe
Kommentare