IS-Überläufer sagt: Terroristen in Österreich
Die Angst vor dem Terror in Europa nimmt zu. Am Donnerstag reichte bereits ein Drohmail und ein falsch ausgelöster Feuermelder, um eine Räumung des Wiener Hauptbahnhofes zu veranlassen. Doch auch ein aktueller Bericht der renommierten New York Times sorgt derzeit nicht dafür, dass sich die Lage beruhigt. Im Gegenteil: Angeblich sollen sich Terroristen bereits in Österreich befinden. Tatsächliche Belege dafür gibt es nicht.
Hauptinformant des Berichts scheint Harry Sarfo zu sein. Der aus Deutschland stammende Terrorist tauchte in jenem Video auf, das den Austro-Islamisten Mohamed Mahmoud bei der Ermordung von zwei syrischen Soldaten zeigt. Nach seiner Rückkehr nach Bremen zeigt er sich geläutert und berichtet seither über die Internas des Islamischen Staates. Verfassungsschutz und Staatsanwaltschaft erfuhren im Juni erst durch einen KURIER-Bericht von dessen Existenz.
Emni ist die Zentrale
Sarfo soll Teil von Emni gewesen sein, das ist so etwas wie der Geheimdienst der Terrororganisation. Zu diesem soll auch Abdelhamid Abaaoud gehören, der Kopf der Terroranschläge in Paris und Brüssel. Als Anführer bezeichnet die New York Times Abu Muhammad al-Adnani, der sonst als offizieller IS-Sprecher aufscheint.
Harry Sarfo, der kürzlich zu drei Jahren Haft verurteilt wurde, plauderte aus, dass Attentäter für Europa gesucht wurden – auch er sei gefragt worden. Als er nach Frankreich gefragt habe, erhielt er nur Lachen als Antwort: "Dort haben wir genügend Leute" wurde ihm beschieden. Das war bereits einige Monate vor den Anschlägen in Paris und Brüssel.
Protokolle von IS-Überläufern wie Sarfo ergeben laut dem Zeitungsbericht folgendes Bild: Terroristen seien derzeit in Europa bereits in Österreich, Deutschland und Spanien. Allerdings berichtet der IS-Überläufer, dass viele der angehenden Selbstmordattentäter vor dem tatsächlichen Angriff kalte Füße bekommen würden. Deshalb würden die nach Europa geschickten Terroristen nun versuchen, verstärkt Konvertiten davon zu überzeugen, Anschläge im Namen des Terrors zu machen. Diese Personen werden nicht überwacht und würden mit den nach Europa geschickten Männern auch nicht direkt Kontakt aufnehmen, sondern etwa über das Internet.
Im Innenministerium will man Sarfos Aussagen "nicht kommentieren". Laut Sprecher Karl-Heinz Grundböck gebe es "keine konkreten Hinweise" auf Anschläge in Österreich. Derzeit seien aber "Ermittlungen im Laufen, was Radikalisierung und Rekrutierung betrifft". Der deutsche Geheimdienst stuft Sarfo jedenfalls als glaubwürdig ein.
Mohamed Mahmouds Freund am Leben
In dem Konvoi, in dem die Bombe einschlug, befand sich offenbar auch der Austro-Terrorist Mohamed Mahmoud, der mit Cuspert die Sekte „Milatur Ibrahim“ gegründet hatte. Nachdem ein eher dubioser „Islam-Experte“ den gebürtigen Wiener anschließend ebenfalls für tot erklärt hatte, geisterte auch für Mahmoud eine Todesmeldung durch den Boulevard. Bis heute gibt es dazu allerdings keine offizielle Aussage, auch die Staatsanwaltschaft Wien führt das Verfahren gegen Mahmoud weiter. Ihm wird nun neunfacher Mord vorgeworfen, nachdem der Überläufer Harry Sarfo den Österreicher schwer belastet hatte.
In Polizeikreisen will man sich weder darauf festlegen, dass Mahmoud tot ist, noch dass er lebt. Sein in Wien lebender Vater glaubt fest daran, dass sein Sohn noch am Leben ist: „Wäre er tot, dann hätte der IS das sicher als Propaganda genützt.“ Er kann sich nicht vorstellen, dass sich die Terroristen die Chance entgehen lassen, einen der ihren als Märtyrer darstellen zu können.
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