Nach KURIER-Bericht über Mohamed M. ermittelt nun der Verfassungsschutz
Dass es einen belastenden Kronzeugen zu den mutmaßlichen Morden des österreichischen Islamisten Mohamed Mahmoud gibt, erfuhren österreichische Medien, die Staatsanwaltschaft und das Bundesamt für Verfassungsschutz durch den KURIER-Bericht, der ab Montagabend online einzusehen war. "Wir haben nun über den Verfassungsschutz um Amtshilfe in Deutschland angefragt", bestätigt Thomas Vecsey von der Staatsanwaltschaft Wien. So sollen Einvernahmeprotokolle mit Harry S. herbeigeschafft werden. Den dieser steht ab heute, Mittwoch, wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vor dem hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg. Und S. belastet den Austro-Terroristen schwer.
Der zuständige Verfassungsschutz Bremen hat seine österreichischen Kollegen offenbar nicht über die brisanten Enthüllungen informiert. Dabei wäre ein Zeuge in den Ermittlungen gegen Mahmoud Goldes wert. Bisher gibt es zwar das Video von der Hinrichtung zweier Gefangener durch Mahmoud und einen Komplizen, aber die Opfer könnten theoretisch auch Schauspieler, und die Hinrichtung vorgetäuscht gewesen sein. Das wäre zumindest eine mögliche Verteidigungslinie. Ein Zeuge aus Mahmouds unmittelbarem Umfeld wäre also für ein Verfahren wichtig.
Der Vorfall zeigt einmal mehr, dass die Kommunikation unter den europäischen Geheimdiensten verbesserungswürdig ist. Der Zeuge wurde nur bekannt, weil Harry S. dem deutschen Sender Radio Bremen ein Interview gab. Darin erzählt Harry S, freimütig die Entstehungsgeschichte des Tötungsvideos im syrischen Palmyra. Demnach sei alles von Mahmoud organisiert worden, rund um den Videodreh seien insgesamt neun Syrer, offenbar Soldaten, getötet worden.
Harry S. identifiziert
Dass Harry S. dabei war, steht außer Zweifel. Er wurde bereits kurz nach Erscheinen des Videos vom deutschen Verfassungsschutz identifiziert. Er taucht darin einmal als Fahnenträger auf und einmal sitzt er auf einem Pick-up hinter dem Wagen von Mahmoud. Dabei sollen die zwei Fahrzeuge auf dem Weg von Rakka, der informellen Hauptstadt des IS, nach Palmyra zu den Morden unterwegs gewesen sein.
Die Ermittlungen gegen Mahmoud laufen weiter. Vecsey: "Das Gerücht, dass er tot ist, ist nun ein Jahr alt. Aber das hat keine Auswirkungen auf das Verfahren."
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