Internes Papier: Will das Rote Kreuz Corona-Zahlen manipulieren?
Der Wintertourismus ist durch Corona ernsthaft in Gefahr. Nicht nur Wirtschaftstreibende und die Politik machen sich darüber Gedanken. Auch Gerry Fotik, der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuz. In einem internen Strategiepapier, das dem KURIER zugespielt worden ist, findet sich ein eigener Punkt dazu:
Wintertourismus: Wenn Zahlen eine Zeit lang sinken, aber immer noch zu hoch sind, für eine „grüne“ Einschätzung der EU-Partner könnten wir innerhalb weniger Tage aufhören, Kontaktpersonen „1“ zu testen: die Inzidenz sinkt dann sofort um 500 täglich (absolut – Zahlen der vergangenen Woche) bei gleichzeitigem leichten Sinken der Positivitätsrate (vermutlich)
Also künftig weniger Tests, um die Zahl der Corona-Infizierten künstlich niedrig zu halten - zugunsten des Tourismus? Will das Rote Kreuz hier die Corona-Zahlen manipulieren?
Papier für den Krisenstab
Bundesrettungskommandant Foitik reagiert etwas verschnupft, als ihn der KURIER dazu kontaktiert. "Das war nicht für die Öffentlichkeit gedacht, auch nicht für die Medien. Fest steht, Sie sollten das jedenfalls nicht haben", sagt er. Das Papier stammt von ihm, bestätigt er, war aber ausschließlich für den Krisenstab gedacht.
"Es geht hier in keiner Weise um Manipulation von Zahlen", sagt Foitik. Es gehe um die Vergleichbarkeit mit anderen Ländern.
In Österreich werden aktuell Kontaktpersonen 1 - also Menschen, die engen Kontakt zu bestätigten Infizierten hatten, getestet. Täglich würden 500 bis 700 Personen aus diesem Personenkreis als positiv registriert. "Dabei ist das Ergebnis gar nicht relevant. Wenn jemand negativ getestet wird, muss er trotzdem in Quarantäne. Ist er positiv, hat aber keine Symptome, gibt es keine therapeutischen Konsequenzen."
Andere Länder würden diese Testungen erst gar nicht durchführen - und das führe zu einer Schieflage im internationalen Vergleich.
Österreich ist "rot"
Aktuell hat die EU Österreich als "rot" eingestuft. "Da hilft das ohnehin nichts." Wenn es Österreich allerdings schaffe, die Corona-Zahlen deutlich zu verringern und knapp vor "grün" zu stehen, könnte die Überlegung in die Realität umgesetzt werden. "Um mit anderen Ländern vergleichbar zu sein", wiederholt Foitik.
Er habe diesen Vorschlag aus freien Stücken gemacht. Denn die Zahlen, die Österreich täglich veröffentlicht, haben Auswirkungen - auch auf Reisewarnungen durch andere Länder, wie Foitik betont. "Der Wintertourismus ist wichtig für die Volkswirtschaft. Mir geht es in erster Linie darum, dass die Bevölkerung gut durch den Winter kommt, dass die Intensivstationen nicht überlastet sind. Aber Österreich muss auch wirtschaftlich leistungsfähig bleiben."
Das Strategiepapier ist mit 15. Oktober datiert, stammt also vom vergangenen Donnerstag.
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