Integrationsgemeinden: "Die Unterstützung berührt uns"

Das "Flüchtlingsnetzwerk Perchtoldsdorf" landete beim Voting auf dem ersten Rang.
Tausende gaben Integrationsgemeinden ihre Stimme. Die fünf Orte mit den meisten Likes stehen fest.

Das Voting für Österreichs "Integrationsgemeinde 2015" ist seit Sonntag zu Ende. Die Initiativen konnten in den sozialen Netzwerken und von Angesicht zu Angesicht mobilisieren: Tausende haben für ihre favorisierten Projekte geklickt.

Gesucht waren Orte, in denen das Zusammenleben mit den Flüchtlingen funktioniert. Und es gibt sie, diese Kommunen, die Asylwerber aufnehmen, um sie zu integrieren. Städte haben sich genauso gemeldet wie kleine Dörfer. Nun stehen die fünf Kommunen fest, die die meisten Likes bekommen haben. 57 standen auf kurier.at/integration zur Abstimmung.

Integrationsgemeinden: "Die Unterstützung berührt uns"
Die Gemeinde mit den meisten Likes istPerchtoldsdorf in Niederösterreich, das auf 2638 Klicks kam. "Die Unterstützung berührt uns", sagt Inge Schedler vom "Flüchtlingsnetzwerk Perchtoldsdorf". Auf den Rängen folgenSchwanenstadt in Oberösterreich mit 2567 undGols im Burgenland mit 2243 Likes.Litschau (NÖ) war 2012 Mal angeklickt,Eben am Achenseein Tirol kam auf 1414 Likes. In den Gemeinden war die Freude groß(siehe Zusatzberichte unten).

Im August wird eine Jury entscheiden, wer Integrationsgemeinde 2015 wird. Bewertet wird nach festgelegten Kriterien – wie zum Beispiel, wie viele Menschen sich für die Asylwerber engagieren, oder wie weit die Flüchtlinge ins örtliche Leben integriert sind. Den Vorsitz hat Ex-OGH-Präsidentin Irmgard Griss inne. In der Jury vertreten sind Rot-Kreuz-Präsident Gerald Schöpfer, Caritas-Präsident Michael Landau, Diakonie-Direktor Michael Chalupka und die stellvertretende KURIER-Chefredakteurin Martina Salomon.

„Das Ergebnis überrascht und freut uns sehr. Denn die Menschen, die für uns gevotet haben, kennen wir gar nicht“, sagt die Initiatorin des „Flüchtlingsnetzwerk Perchtoldsdorf“, Inge Schedler, lachend. Sie erfährt beim Einkaufen mit Flüchtlingen vom ersten Platz beim Voting. Die Initiative von sieben Privaten und 40 Unterstützern hat seit Jahresbeginn acht Flüchtlingsfamilien, rund 35 Menschen, im Ort untergebracht und übernimmt die Versorgung.

Gerechnet habe man mit dem Ergebnis nicht. Immerhin haben die freiwilligen Helfer selbst gar nicht die Werbetrommel für das Netzwerk gerührt. Das erledigten die Mitbürger, die zu Recht stolz auf ihren Ort sein können. „Wir sind sehr angetan von der großen Unterstützung.“ Vor allem, weil es zu Beginn ihres Engagements auch kritische Stimmen gegeben hat.

Nun hofft Schedler auf den Gesamtsieg, „weil wir dann unsere Stimme erheben können und Initiativen wie unsere Gehör auf höheren politischen Ebenen finden“.

Hier geht's zum KURIER-Artikel über Perchtoldsdorf

Ein gemeinsamer Garten, in dem Gemüse angebaut werden kann. Mitsingen im Kirchenchor, freundschaftliche Fußballmatches und natürlich Deutschunterricht: Das private „Netzwerk Zuversicht“ hat im oberösterreichischen Schwanenstadt einiges auf die Beine gestellt, um Asylwerber zu unterstützen.

In der KURIER-Online-Abstimmung hat es Schwanenstadt auf Platz 2 geschafft. „Wir freuen uns und sind gespannt auf die Jury im August, die uns dann bewerten wird“, betont Netzwerk-Sprecherin Andrea Schrattenecker. 30 Helfer machen bei der Initiative mit, die erst im November gegründet wurde. Unter ihnen sind Jugendliche wie Pensionisten, Lehrer wie Politiker.

Widerstand gegen den Plan, rund 40 Asylwerber im Ort aufzunehmen, habe es praktisch keinen gegeben, schildert Schrattenecker. Auch, weil Gemeinde und Pfarre sich in einem Schreiben direkt an die Bewohner richteten, aber gleichzeitig die Flüchtlinge willkommen hießen. „Das war ein kluger Schachzug und ein guter Start für uns.“

Hier geht's zum KURIER-Artikel über Schwanenstadt

Der Leiter des Diakoniezentrums Gols, Christian Göltl, kann es kaum glauben, dass seine Gemeinde bzw. das Projekt „Garten“ beim Voting für die „Integrationsgemeinde 2015“ den dritten Platz erreichte. „Das ist ja super“, freut sich Göltl. Für ihn und auch für die Asylwerber war es sehr spannend. „Wir verfolgten das Voting jeden Tag. Dass wir jetzt den dritten Platz erreichten, ist ein Traum“, so Göltl.

Das Projekt: Fünf Asylwerber waren in den vergangenen Monaten damit beschäftigt ein Haus abzureißen, wo später ein Garten für Senioren entstehen soll. „Ohne ihre Hilfe wäre ich aufgeschmissen gewesen. Selbst im Fastenmonat Ramadan arbeiteten Omar, Ather, Wisam, Atiqullah und Ahmad von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.“

Neben den Arbeiten im Garten leisten die Männer im Alltag Unterstützung, erledigen Hilfsdienste oder sind einfach für die Bevölkerung da. Göltl bedankt sich auch bei der Gemeinde: „Zum Glück gibt es in Gols für Asylwerber die Möglichkeit, mitarbeiten zu dürfen.“

Hier geht's zum KURIER-Artikel über Gols

„Unser wichtigstes Ziel ist erreicht. Bis zur letzten Sekunde haben wir mitgefiebert und gehofft, zumindest zu den besten fünf Integrationsgemeinden Österreichs zu gehören“, sagt Thomas Bajer von der „Integrationsinitiative“ Litschau, NÖ. Er freut sich genauso wie viele andere in der Waldviertler Gemeinde riesig über den (vorläufigen) vierten Rang. „Es ist absolut genial, dass wir weiterhin die große Chance auf den ersten Platz haben.“

Seit April sind in einem Quartier am Stadtplatz 15 Asylwerber aus Syrien und dem Irak untergebracht. Bürger und Freunde engagieren sich freiwillig, um ihnen eine lebenswerte Umgebung bieten zu können. Mini-Jobs werden geschaffen, Deutschkurse und Freizeitaktivitäten organisiert. Alle Syrer und Iraker haben sich auch gemeldet, um beim Schrammel-Klang-Festival (von 10. bis 12. Juli) mithelfen zu können.

Schon bald erfahren alle Bewohner noch mehr über „ihre“ Flüchtlinge, wenn Integrationsstadtrat Gerhard Holzweber ein Infoblatt mit allen Porträts verschickt.

Hier geht's zum KURIER-Artikel über Litschau

„Wir haben nicht damit gerechnet, dass kleine Lösungen schnell etwas voranbringen“, sagt Gemeinderätin Andrea Kohler-Widauer, die sich über den fünften Platz beim Voting zur Integrationsgemeinde sehr freut. In Eben am Achensee, Tirol, leben 13 Flüchtlinge.

Gemeinde und Ehrenamtliche bemühen sich um Integration und Unterstützung der Asylwerber. Bei der Veranstaltung „Menschen mit Gesichtern und Menschen mit Geschichten“ etwa konnten sich die syrischen Flüchtlinge bei den Bürgern vorstellen. Anschließend gab es ein von den Syrern zubereitetes Buffet, bei dem die Menschen Kontakte knüpften. Kohler-Widauer würde sich wünschen, dass jeder Ort nach dem Vorbild Ebens kleine Initiativen setzt, um Flüchtlinge willkommen zu heißen.

Speziell die Begegnung mit den Kindern des Ortes hat gut funktioniert, erzählt die Politikerin. Als Beispiel nennt sie einen Flüchtling, der im Kindergarten mithilft und dort von den Kleinen herzlich aufgenommen wurde.

Hier geht's zum KURIER-Artikel über Eben am Achensee

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