Ein Flüchtlings-Baby der Hoffnung, geboren in Eben am Achensee

Einheimische Kinder unterstützen die syrischen Flüchtlinge Seyf und Ahmad in der Schule.
Syrische Familie freut sich über Nachwuchs. Die Geschwister fühlen sich in Tirol schon zu Hause.

Die Zahl der Flüchtlinge in Eben am Achensee ist gestiegen – und alle freuen sich. Denn am 21. Juni ist Ghaith auf die Welt gekommen. "Das heißt Regen", sagt Vater Mohammed Ahmad, während seine Frau das Mädchen in der gemeinsamen Wohnung im Notburga-Heim am Arm hält. "Der Regen kommt von Gott und bringt Segen", erklärt der Syrer. Gleich beginnt der Dienst des 40-Jährigen im Altersheim der Tiroler Gemeinde, wo er Hausmeisterarbeiten erledigt. Davor hat er mit sechs Landsleuten ein Stockwerk höher Deutsch geübt.

Zwei Mal wöchentlich gibt Schwester Sabine hier Unterricht: "Die Umlaute sind schon gemein. Und sie müssen erst eine total andere Schrift lernen", erklärt die Ordensfrau die größten Schwierigkeiten. Auch eine pensionierte Kindergärtnerin aus dem Ort gibt Sprachunterricht. Jede Woche kommen die Asylwerber so auf bis zu vier Stunden.

Spaß am Lernen

Während sich Ahmad auf den Weg in die Arbeit macht, sind seine drei älteren Kinder in der Volksschule. Seyf und Ahmad (zwölf und 13 Jahre) haben noch Probleme mit der Sprache: Als die Lehrerin den Kindern eine Gruppenaufgabe gibt, stehen zwei einheimische Kinder bei den Burschen, um zu helfen.

Ihre kleine Schwester Sali (zehn) hat sich da leichter getan, sagen die Betreuer. "Sie ist hochbegabt und spricht schon extrem gut Deutsch", schwärmt Direktor Dieter Pontorotto. Das Lernen mache ihr großen Spaß, erzählt das Mädchen. "Und verstecken und fangen spielen mag ich auch", erzählt sie.

Im Ort ist überall spürbar, wie sich die Gemeinde und viele Ehrenamtliche von Anfang an um die Integration und Unterstützung der Asylwerber gekümmert haben. Im März sind die zwölf nach Ebbs gekommen, mit Ghaith sind es nun dreizehn.

Gemeinsame Flucht

Die Flüchtlinge, die meisten sind um die 20 Jahre alt, haben ihre Geschichten in der Hauptschule erzählt. Sie alle sind aus der selben syrischen Stadt, etwa so groß wie Innsbruck, geflohen. Dass sie gemeinsam mit 200 anderen Flüchtlingen im selben Boot übers Mittelmeer gefahren sind, war Zufall, erzählt einer der Männer. "Syrien ist meine Heimat. Aber ich glaube nicht, dass wir wieder zurückkehren können", sagt Ahmad Alchaar. "Ich möchte ein neues Leben beginnen", erklärt der 28-Jährige, der hofft, in Österreich sein Jus-Studium beenden zu können.

Die Gemeinde hat sich darum gekümmert, dass alle Männer gemeinnützige Jobs bekommen haben. Und sie hat sich darum bemüht, dass es viel Kontakt zwischen Flüchtlingen und Einheimischen gibt, insbesondere der Dorfjugend: "Die Hauptschüler haben die Flüchtlinge zum Fußballspielen eingeladen und mit ihnen gekocht", nennt Gemeinderätin Andrea Kohler-Widauer einige Beispiele. Der beste Weg des Kennenlernens führe über die Kinder und Jugendlichen, ist sie überzeugt.

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