Der Lack war da bei dem ehemals mit fünf Sternen dekorierten Traditionshotel längst ab, die Insolvenz ließ nicht mehr lange warten. Noch im selben Jahr kauften zwei Innsbrucker Immobilien-Entwickler das Eckgebäude am Südtiroler Platz um 23,15 Millionen Euro.
Eigentümerwechsel
Ihre Pläne, das berühmte Haus abzureißen und an seiner statt das „Beletage“ – einen Neubau mit Hotel, Büros und Gewerbeflächen – zu errichten, haben die Unternehmer nicht umgesetzt. Vielmehr verkauften sie es vor einem Jahr an den oberösterreichischen Unternehmer Ernst Hutterer zu einem Preis in ungenannter Höhe.
Seither war unklar, was der neue Besitzer mit dem nunmehr, bis auf eine Zwischennutzung als Erstankunftsquartier für ukrainische Flüchtlinge, seit Jahren leer stehenden Hotel vor hat. KURIER-Anfragen ließ der Industrielle stets unbeantwortet.
Doch nun scheint es Wiederbelebungsversuche zu geben. In Innsbruck kursierten zuletzt Gerüchte, wonach der schweigsame Eigentümer unter Innsbrucker Hoteliers nach einem touristischen Betreiber für sein Haus sucht.
Anfrage an bekannten Hotelier
„Wir wurden gefragt, haben aber dankend abgelehnt, bestätigt dem KURIER nun ein bekannter Vertreter der Branche, der selbst mehrere Hotels betreibt. „Der Standort verträgt es sicher“, sagt er. Man sei aber mit eigenen Projekten voll ausgelastet.
Der Besitzer des Hotel Europa führt im oberösterreichischen Grieskirchen den international tätigen Hersteller von Holzheizsystemen Fröling mit rund 1.000 Mitarbeitern. Ob er plant, das Hotel wieder zu reaktivieren oder das bereits ausgearbeitete Projekt der Vorbesitzer zu realisieren, ist unklar.
„Die Gespräche sind nicht derart in die Tiefe gegangen. Es wurde aber signalisiert, dass Herr Hutterer bereit ist, zu investieren“, so der angefragte Hotelier.
Ein anderer namhafter Branchenvertreter, der ebenfalls mehrere Hotels in Innsbruck betreibt, wurde zwar noch nicht angefragt, steht aber einem Comeback des Hotel Europa skeptisch gegenüber. Alleine Mitarbeiter zu finden, sei eine riesige Hürde.
Mehrere Betriebe in Bahnhofsnähe
Rund um den Bahnhof gäbe es zudem bereits mehrere Betriebe. Anfang 2023 hat etwa die Budget-Kette Motel One ein neues Haus mit 234 Betten in unmittelbarer Nähe eröffnet. Ebenfalls in direkter Nachbarschaft wird gerade die neue Zentrale der Raiffeisen Landesbank errichtet, in die auch ein Vier-Sterne-Hotel mit 161 Zimmern integriert wird. Geplante Eröffnung: Anfang 2026.
Derzeit ist das Hotel Europa so etwas wie der exklusivste Plakatständer der Stadt. Die Tirol Werbung macht auf den riesigen Panoramafenstern mit Plakaten Stimmung für Winterurlaub. Die Fläche dürfe kostenlos und bis auf Widerruf genutzt werden, sei mit dem Eigentümer vereinbart.
Prominenter Platz
Würde im Haus selbst wieder touristisches Leben einkehren, wäre das aus Sicht von Innsbrucks Stadtplaner Wolfgang Andexlinger „super“. Denn das Gebäude steht nicht an irgendeinem Platz. „Das ist der Eingang in die Innenstadt.“ Ein Hotel in dieser Lage wäre ideal, sagt er.
Die Stadtplanung war in die ursprünglichen Neubaupläne, die der Gestaltungsbeirat bereits goutiert hatte, involviert. Vom neuen Eigentümer habe man aber noch nichts gehört.
Was die Frage betrifft, welches Potenzial das Hotel hätte, will sich Innsbruck-Tourismus-Chefin Barbara Plattner nicht festlegen. Denn: „Wir bereiten gerade eine neue Studie zum Bettenbedarf in der Stadt vor, damit wir ein sauberes und gutes Bild erhalten.“ Insgesamt sei Innsbruck bei der Gästenachfrage im Vergleich der Landeshauptstädte aber gut unterwegs.
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