Inklusives Café eröffnet in Wien: Ein Ort, an dem Arbeiten erlernt wird
Valentin möchte an der Kaffeemaschine arbeiten. Trotz seiner Beeinträchtigung wird er es auch lernen, sagt Verena Augustin, Initiatorin des Vereins „0816 – alles, außer gewöhnlich“. Und zwar in der geschützten Umgebung des neuen Cafés „Außergewöhnlich“ in der Nisselgasse 9. Gegründet wurde das Café schließlich genau aus diesem Grund: Jungen Menschen mit Beeinträchtigung den Weg ins Berufsleben zu ermöglichen.
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Schon länger betreibt der Verein ein Lernatelier, in dem junge Menschen mit Beeinträchtigungen auch nach der Schule weiterlernen können. Aus den Kindern sind mittlerweile aber junge Erwachsene geworden.
Die Idee für das Café
„Wir haben deshalb die Notwendigkeit gesehen, ihnen neben einem Ort zum Lernen auch einen Ort zu bieten, an dem sie in die Arbeitswelt schnuppern können“, sagt Augustin. So kam es zur Idee für das inklusive Café. Und mittlerweile auch zur Umsetzung: Ab heute, Dienstag, öffnet das inklusive Café seine Türen.
Sieben junge Menschen im Alter zwischen 12 und 23 werden im Lernatelier betreut. Sechs davon sind schon volljährig und werden – zumindest einen Teil der Woche – im Café arbeiten. Alle von ihnen haben eine Beeinträchtigung von über 50 Prozent.
Ein herkömmliches Arbeitsverhältnis einzugehen sei für sie deshalb nahezu unmöglich, sagt Augustin. „Für mich bedeutet Inklusion aber auch nicht, diese Menschen in unsere Strukturen hineinzuschmeißen, sondern eigene Strukturen zu schaffen.“ Das Café „Außergewöhnlich“ soll das leisten.
Finanziert wird das Projekt durch ein Crowdfunding, das noch bis Ende November läuft. Dazu kommen Sachspenden von einzelnen Unternehmen und eine Förderung durch den Fonds Soziales Wien. Das Lernatelier dagegen wird von den Eltern der jungen Erwachsenen getragen.
Ein zweites Wohnzimmer
Geben soll es im inklusiven Café alles, was es in Cafés eben so gibt: Vom Frühstück bis zum frischgebackenen Kuchen. Und natürlich Kaffee. Wenn auch nicht immer in Windeseile: „Bei uns wird es öfter so sein, dass ein Kaffee ein paar Minuten länger dauert oder auch kaputt geht“, sagt Augustin. Dafür verspricht sie den Gästen den freundlichsten Service. „Es soll nicht so sein, dass die Leute einmal eine gute Tat tun und dann nie wieder kommen. Es soll sich anfühlen wie ein zweites Wohnzimmer.“
Damit das alles klappt, sei ein hoher Betreuungsschlüssel entscheidend, sagt Augustin. Pro Beschäftigtem soll eine Betreuungsperson vor Ort sein. Dazu zählen sowohl die Pädagogen als auch die studentischen Aushilfskräfte und ein Jungkoch. Valentins erster Schicht an der Kaffeemaschine steht somit nichts mehr im Weg.
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