„Inklusion auf nächsten Level heben“: Behindertenheim soll Musterbeispiel sein

Der Reichenauerhof in Waidhofen an der Ybbs
Der Kleinstkinderstation in traditionsreichem Reichenauerhof für Menschen mit besonderen Bedürfnissen sollen weitere Projekte folgen

Aus einer kurzfristigen Platznot eine langfristige Tugend machen, ist die Intension hinter einem Pilotprojekt, das die Landesgesundheitsagentur (LGA) und die Stadt Waidhofen/Ybbs konzipieren. Das Pflege- und Förderzentrum Reichenauerhof für junge Menschen mit besonderen Bedürfnissen soll zum musterhaften Hort der Inklusion ausgebaut werden.

Den Anstoß für das Projekt lieferte die Installierung der Waidhofner „Zwergenschaukel“ ab Herbst in freien Räumen des Reichenauerhofs. Weil der Bedarf für die Kleinstkinderbetreuung, also Kinder unter zwei Jahren, auf das Ausmaß von drei Gruppen angestiegen ist, musste die Stadt einen größeren Standort suchen. Interimistisch wird das Zentrum für die Kleinen nun im Reichenauerhof installiert.

„Inklusion auf nächsten Level heben“: Behindertenheim soll Musterbeispiel sein

Wollen Inklusion vorantreiben: Sonja Kirchweger, Gabriele Polanezky, Werner Krammer

Dort leben 41 Klienten, die von Jugend an hier betreut werden. Das Durchschnittsalter liegt bei über 30 Jahren, die jüngste Bewohnerin ist neun. Sechs Schützlinge kommen zur Tagesbetreuung ins Haus. Etliche arbeiten in umliegenden Werkstätten.

Elterninformation

Mit einem Infoabend wurde nun die Idee „den Inklusionsgedanken in der Stadt und der Region auf einen neuen Level zu heben“, so Waidhofens Bürgermeister Werner Krammer, an die Eltern und Angehörigen der Betreuten weitergegeben. Auch die Mitarbeiter und die Institutionen in der Stadt werden intensiv eingebunden.

Die Materie sei sensibel, weil die Schützlinge im Reichenauerhof ihre Sphäre sehr verinnerlicht hätten und Störungen und Neuigkeiten in den geregelten Tagesabläufen recht heftige Reaktionen hervorrufen könnten, schildert Reichenauerhof-Direktorin Sonja Kirchweger. Schon jetzt werde Inklusion bestmöglich gelebt, „nun wollen wir noch mehr in die Tiefe gehen und die Betreuung auch auf den Stand der Zeit weiterentwickeln“, so Gabriele Polanezky, die Geschäftsführerin der Mostviertel Gesundheits-GmbH in der LGA. In diesen Prozess versuche man frühzeitig alle Beteiligten und ihre Angehörigen einzubinden. Innerhalb von rund zwei bis drei Jahren soll das Konzept entwickelt werden.

Chancen

Stadtchef Krammer sieht eine große Chance, von der viele profitieren könnten. „Es sind viele Möglichkeiten vorstellbar. Der Reichenauerhof ist schon jetzt ins Stadtleben integriert“, sagt er. Beispielhafte Beteiligung der Klienten gebe es bereits mit der Betreuung des Bürgergartens der Stadt oder auch bei der Abwicklung des Stadtlaufs, berichtet der Stadtchef. Das Inklusionsangebot im Ybbstal soll durch verschiedenste Verschränkungen mit Institutionen ausgebaut werden. Kramer: „Der Bedarf ist da.“

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