Impfung: Welche Gemeinden vorne liegen, welche hinten

CORONA: IMPFEN OHNE TERMIN IN WIEN
Bei der Durchimpfung der Gemeinden gibt es österreichweit weiterhin große Unterschiede.

70 Prozent Durchimpfungsrate: Dieser Wert galt unter Experten lange Zeit als Ziel, um Herdenimmunität garantieren zu können. Mit Aufkommen der Delta-Variante hat sich dieser Wert in Richtung 80 Prozent verschoben, will man das Virus ohne weitere Maßnahmen in Schach halten.

In Österreich haben laut Zahlen des E-Impfpasses schon dreizehn Gemeinden die 70 Prozent Hürde genommen. Die andere Seite der Medaille: In Kärnten, Oberösterreich und Tirol gibt es noch Gemeinden, wo noch nicht einmal ein Drittel der Menschen vollimmunisiert ist.

Burgenland als Klassenbester

Vorzeige-Bundesland ist seit Wochen schon das Burgenland. Mit Großmürbisch (72,77 Prozent), Kleinmürbisch (71,18 Prozent), Podersdorf am See (70,72 Prozent), Ritzing (70,75 Prozent), Frankenau-Unterpullendorf (70,52 Prozent), Illmitz (70,13 Prozent) und Tadten (70,16 Prozent) sind sieben der österreichweit insgesamt zwölf Gemeinden mit über 70 Prozent Vollimmunisierten burgenländisch.

Auch fünf niederösterreichische Gemeinden haben in den vergangenen Tagen den Sprung über die 70 Prozent gemacht: Laab im Walde und Aderklaa belegen mit 72,22 Prozent bzw. 71,36 Prozent Rang zwei und drei in den österreichischen Top-10 unter den Gemeinden mit der höchsten Impfrate. Aus Tirol liegt die Gemeinde Galtür (70,8 Prozent) auf Rang acht.

Die anderen Bundesländer haben noch keine Gemeinde über die 70-Prozent-Hürde gebracht, zeigt sich in einem deutlichen Ost-West-Gefälle.

Weniger als 30 Prozent

In einigen Gemeinden im Inn- und Mühlviertel, in Teilen des Waldviertels, in Oberkärnten, Osttirol, im Oberinntal sowie im Flach- und Tennengau ist die Impfrate sehr niedrig.

Aus diesen Regionen stammen auch die drei letzten übrig gebliebenen Gemeinden mit weniger als 30 Prozent an zweifach Geimpften - das sind Auerbach im Innviertel (28,69 Prozent), Stall im Mölltal (27,31 Prozent) und Spiss in Tirol (26,26 Prozent).

In allen anderen Gemeinden Österreichs sind mindestens 30 Prozent der Bevölkerung vollimmunisiert.

Große regionale Unterschiede

Die Frage warum die Unterschiede regional so groß sind, kann man im Gesundheitsministerium nicht beantworten. Ein Sprecher verwies lediglich darauf, dass die Impfung in die Zuständigkeit der Länder falle.

Der Bürgermeister der Tiroler Gemeinde Spiss - Schlusslicht beim Impfen - meinte in der Vorwoche in einem Interview gegenüber Puls24, die niedrige Durchimpfungsrate im Ort hänge damit zusammen, "dass wir am Land leben". Außerdem seien die Abwehrkräfte von Bewohnern ländlicher Gemeinden besser, als von Personen in der Stadt. Letzen Endes müsste jeder selbst entscheiden, "ob er sich impfen lässt oder nicht".

Impfen ohne Termin: Kärnten baut Angebot aus

Gab es vor wenigen Monaten noch ein Gedränge um Impftermine aber nicht genügend Impfstoff, hat sich die Situation in ganz Österreich mittlerweile gewandelt. Es steht mehr Impfstoff zur Verfügung, als impfbereite Oberarme.

So versuchen die Länder, den Menschen das Impfen so einfach wie möglich zu gestalten und warten mit niederschwelligen Angeboten auf.

In Kärnten etwa werden nun die Angebote für Impfungen ohne Anmeldung ausgebaut. In Villach gibt es heute, Freitag, und morgen, Samstag, von 16.00 bis 21.00 Uhr Impfmöglichkeiten im Paracelsussaal des Rathauses. Ab der kommenden Woche gibt es dieses Angebot jeweils mittwochs und freitags von 16.00 bis 21.00 Uhr. 

Freie Impftage gibt es auch in den Impfstraßen in Wolfsberg und Villach. Ohne Voranmeldung wird in Wolfsberg in der Sporthalle am Sonntag von 8.00 bis 18.00 Uhr geimpft, am Samstag in Villach in der Tennishalle Warmbad. Eine Voranmeldung ist aber weiterhin möglich. Die Impfstraßen in Villach, Klagenfurt, Wolfsberg und St. Veit/Glan sind an diesem Wochenende für Zweitimpfungen geöffnet. Ab kommendem Samstag wird es bis auf weiteres eine fixe Impfstraße immer samstags in Klagenfurt mit und ohne Anmeldung geben.

Mobiles Impfteam

Kommende Woche startet das erste mobile Impfteam, und zwar in der Gemeinde Stall im Mölltal, wo die Impfrate besonders niedrig ist. Im Feuerwehrhaus in Stall wird von 8.00 bis 16.00 Uhr geimpft, das Angebot richtet sich an die Gemeindebürger von Stall und Mörtschach. Die Organisation hat das Rote Kreuz, verimpft wird das Vakzin von Johnson & Johnson, das nur einmal verabreicht werden muss.

Tirol impft am Wochenende wieder ohne Termin

In Tirol wurde mit Anfang Juli begonnen, Impfen ohne Voranmeldungen anzubieten. Das Angebot wurde ganz gut angenommen: 39.000 Menschen ließen sich immunisieren.

Am Wochenende, Freitag bis Sonntag, geht die Aktion weiter: Alle zehn Impfzentren haben zumindest an einem Tag wieder ihre Türen für eine Impfung ohne Anmeldung geöffnet. Alle Termine und Öffnungszeiten sind online auf der Homepage des Landes zu finden.

Bisher wurden in Tirol 822.400 Impfungen durchgeführt. Davon waren 448.400 Erst- und 374.000 Zweitimpfungen. Somit erhielten 59,2 Prozent der gesamten Tiroler Bevölkerung zumindest eine erste Teilschutzimpfung, 51,5 Prozent gelten als vollimmunisiert. Auf die impfbare Bevölkerung ab zwölf Jahren gerechnet, erhielten 66,9 Prozent eine erste Impfung und 58,2 Prozent sind vollimmunisiert.

Steiermark: Da geht noch mehr

In der Steiermark hat man ein weiteres Etappenziel bei den Impfungen erreicht: 750.000 Steirer haben ihren ersten Stich bekommen. Mit niederschwelligen "Kleinstaktionen" versuche man nun "Millimieter für Millimeter eine höhere Impfquote zu erreichen", so Impfkoordinator Michael Koren.

Der stellvertretende Landesamtsdirektor Wolfgang Wlattnig schilderte, dass man in puncto Erstimpfungen nach dem Burgenland und Niederösterreich auf dem dritten Platz im Bundesländervergleich liege - und damit noch vor Tirol, das sogar ein Sonderkontingent für den Bezirk Schwaz zur Verfügung hatte. "Das zeigt, unser duales System mit Impfstraßen und niedergelassenen Ärzten hat sich bewährt." Er erwartet bei den Zweitimpfungen eine Quote von 56 bis 58 Prozent der Gesamtbevölkerung in der Grünen Mark zu erreichen.

"Insgesamt ist das aber zu wenig, um die Pandemie zu besiegen", ließ Wlattnig nicht zu große Hoffnung aufkommen. Wlattnig appellierte daher an die Bürgermeister, Impfaktionen in ihren Gemeinden zu initiieren. Ab 30 Impfwilligen sei das bereits möglich. Erst zwölf Kommunen hätten bisher solche Aktionen lanciert, da sei noch mehr drin.

NÖ soweit zufrieden

In Niederösterreich ist man mit der Impfkampagne des Landes soweit zufrieden. Mehr als 70 Prozent aller Niederösterreicher ab zwölf Jahren mindestens die erste Impfdosis erhalten, 63,4 Prozent seien bereits vollimmunisiert. Pop-up-Impfaktionen und Impfbusse sollen helfen, die Durchimpfungsrate weiter zu steigen.

"Zahlreiche Gemeinden, Vereine, Einkaufszentren, Handelsbetriebe etc. haben zuletzt großes Interesse an lokalen Impfaktionen bekundet. Aufgrund der ausreichenden Impfstoffmengen ist dies ab sofort auch möglich. Darüber wurden die niederösterreichischen Gemeinden informiert", betonten LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP) und Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). 

Ab Mitte August sollen auch Impfbusse im Land unterwegs sein, um Impfungen ohne vorherige Anmeldung durchzuführen.

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