Immer mehr gestrecktes Kokain in der Wiener Szene

Immer mehr gestrecktes Kokain in der Wiener Szene
Der Anteil an Streckmittel stieg in einem halben Jahren von 19 auf 60 Prozent. Das gab die Beratungsstelle "checkit" bekannt.

Erst am Dienstag konnte die Polizei einen Drogendealer im dritten Bezirk schnappen, der zwei Männern gerade Suchtmittel verkaufte.

In der Wohnung des 43-jährigen Dealers aus Serbien fanden die Beamten insgesamt 203 Gramm Heroin, 22 Gramm Kokain sowie rund 1.367 Gramm Streckmittel.

Beim Blick auf den Jahresbericht der Beratungsstelle „checkit“ der Suchthilfe Wien, der am Mittwoch präsentiert wurde, verwundert diese hohe Menge an Streckmitteln nicht. 

2.429 Substanzen analysiert 

„Checkit“ hat sich darauf spezialisiert, bei Events, aber auch im Alltag, Drogen zu testen. Bei den meisten abgegebenen Proben – insgesamt wurden im vergangenen Jahr 2.429 Substanzen analysiert – handelte es sich um Kokain.

Nachdem bei Proben der beliebten Rauschdroge in den vergangenen Jahren der Anteil an Streckmitteln immer weiter gesunken ist, stieg dieser seit Anfang des Jahres wieder sprunghaft an.

Gefährliche Beimengungen

Im ersten Halbjahr 2024 wurden knapp 400 Proben auf Kokain untersucht. Lag der Anteil der Streckmittel im Jänner noch bei 19 Prozent, stieg dieser Wert im Juni auf 60 Prozent

„In fast der Hälfte der Proben befand sich Procain, ein Lokalanästhetikum, das – ähnlich wie Lidocain – in Kombination mit Kokain das Herz wesentlich stärker schädigen kann, als Kokain alleine“, heißt es in dem Jahresbericht der Beratungsstelle. 

Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen 

Auch das Streckmittel Levamisol wurde häufig verwendet, das von Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems bis hin zu Veränderungen des Blutbildes führen kann. Besonders riskant sei außerdem der intravenöse Konsum von Kokain mit Lokalanästhetika, warnen die Experten von „checkit“. 

Auch das Streckmittel Lidocain, das zu sechs Prozent in den Proben gefunden wurde, kann zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen.

„27 Prozent unerwartet“

Neben Kokain nahmen die Experten der Beratungsstelle auch Speed und Ecstasy unter die Lupe. „Rund zwei Drittel der insgesamt analysierten Proben enthielten die erwartete Substanz, bei 27 Prozent war entweder noch ein weiterer Wirkstoff enthalten oder einer, den man gar nicht erwartet hat“, erklärte Beraterin und Teamleiterin Katharina Sturm von „checkit“

Bei sieben Prozent musste aufgrund der gesundheitlich besonders bedenklichen Zusammensetzung auch eine Warnung ausgegeben werden. Die meisten Warnungen wurden bei Ecstasy ausgegeben – häufig aufgrund hoher Dosierungen sowie gefährlicher Beimengungen. 451 Proben, die im vergangenen Jahr analysiert wurden, enthielten Ecstasy.

Wahrscheinlichkeit von Überdosierungen steigt

Gleich wie bei Ecstasy-Pillen konnten die Experten auch bei Speed, also Amphetamin, einen Anstieg beim durchschnittlichen Wirkstoffgehalt feststellen. 

„Ein höherer Wirkstoffgehalt bedeutet immer auch ein höheres Risiko beim Konsum – Überdosierungen können dann wahrscheinlicher werden“, sagte Sturm. Wenn andere Substanzen in den Drogen enthalten seien, könne dies zu riskanten oder unerwarteten Wechselwirkungen führen.

Kommentare