Im Tourismus sind Einheimische Mangelware: Bedarf an Fachkräften groß

Im Tourismus sind Einheimische Mangelware: Bedarf an Fachkräften groß
Zum Wintersaisonstart fehlen viele Fachkräfte. Die Stellen werden überwiegend mit Ausländern besetzt

An diesem Wochenende starten die letzten großen Skigebiete in den Winter. Dass bereits Schnee auf den Bergen liegt, sorgt für gute Stimmung im heimischen Tourismus. Fast schon traditionell zum Saisonstart bremst allerdings der Mangel an Arbeitskräften die Euphorie.

Österreichweit gab es im November noch 8.450 offene Stellen. Und damit noch einmal um 6,2 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Besonders groß ist der Bedarf in den Tourismusbundesländern Tirol und Salzburg, wo aktuell noch 6.581 Stellen auf Besetzung warten.

Jobangebot wächst

„Die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche wächst, unter anderem wegen der Steigerung der Qualität“, weiß Anton Kern, Chef des AMS Tirol. „Es gibt nicht mehr Betten, aber vor allem im Wellnessbereich mehr Angebot, für das Personal benötigt wird“, erklärt Walter Veit, Vizepräsident der Hoteliervereinigung und Hotelier in Obertauern.

Im Tourismus sind Einheimische Mangelware: Bedarf an Fachkräften groß

Einheimische sind aber offenkundig nur schwer für eine Tätigkeit im Tourismus zu begeistern. Während die Zahl der Beschäftigten in Salzburg und Tirol von 2017 auf 2018 um 3,5 bzw. 3,6 Prozent gewachsen ist, stagniert die Zahl der im Tourismus arbeitenden Einheimischen in beiden Bundesländern.

Dort waren in den beiden Vorjahren gleichbleibend rund 29.000 Österreicher im Einsatz. Die Zahl der Beschäftigten aus dem Ausland wuchs hingegen um jeweils über sechs Prozent auf fast 35.000 Mitarbeiter in Beherbergung und Gastronomie.

Kein gutes Image

Wie die Einheimischen über die Branche denken, zeigt eine diese Woche veröffentlichte Studie. Demnach attestieren nur 35 Prozent der Tiroler den Tourismusbetrieben ein gutes Image. Tirols Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl hat im September einmal mehr gemeint, dass immer weniger Einheimische in der Branche arbeiten würden, „weil sie nicht davon leben können“.

Im Tourismus sind Einheimische Mangelware: Bedarf an Fachkräften groß

In Tirol werde zwar um 18 Prozent über dem Branchenschnitt gezahlt. „Das relativiert sich jedoch wieder angesichts höchster Lebenshaltungskosten“, behauptete Zangerl damals.

Lockangebote

Beim Ringen um Personal wird von den Arbeitgebern im Tourismus inzwischen aber auch längst versucht, mit Zuckerln zu locken. „Bei den Benefits übersteigern wir uns gegenseitig. Geht einer bei mir raus, wird er beim Nachbarhotel mit offenen Armen empfangen“, sagt Hotelier Veit.

Vergünstigte Ski-Saisonkarten, Personalhäuser auf 3-Sterne-Niveau und Gratisnutzung des Fitnessbereichs seien weit verbreitet.

Im Tourismus sind Einheimische Mangelware: Bedarf an Fachkräften groß

In Salzburg scheint das vorerst nur bedingt zu fruchten. Fast 500 Stellen mehr als vor einem Jahr sind aktuell offen. In Tirol zeichnet sich jedoch eine leichte Trendumkehr ab. In Beherbergung und Gastronomie sind aktuell um 128 Stellen weniger frei als noch vor einem Jahr.

Mitarbeiter umgarnen

„Das kann unter anderem auch mit dem teilweise früheren Saisonstart zu tun haben“, sagt Kern. „Die Betriebe bemühen sich aber auch mehr, Mitarbeiter zu bekommen“, bestätigt auch er das Werben der Touristiker.

Bei den Fachkräften scheint der Effekt am größten. 452 ausgebildete Köche und 641 Profi-Kellner werden in Tirol zwar noch gesucht. Vor einem Jahr fehlten aber noch deutlich mehr, nämlich 571 Kellner und 714 Köche.

„Die Branche hat Investitionen in die Mitarbeiter getätigt“, nennt Mario Gerber, Sprecher der Tiroler Hotellerie, einen der Gründe, die er hinter dieser Entwicklung sieht. So positiv der Trend auch sei: „Das ist noch kein Grund zum Aufatmen. Wir brauchen immer noch dringend Leute – auch aus Drittstaaten.“ Er fordert von der künftigen Regierung eine Erhöhung der Kontingente.

Als Flüchtlinge ins Land gekommene Menschen spielen im heimischen Tourismus inzwischen ebenfalls bereits eine gewichtige Rolle. Das zeigt eine KURIER-Auswertung, wonach bereits Tausende Aslywerber- und berechtigte einen Job gefunden habe und damit den Arbeitskräftmangel teilweise abfedern.

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