Ich, Geisel: Erschossen, gerettet, geflüchtet

Ich, Geisel: Erschossen, gerettet, geflüchtet
Qualifizierte Personenschützer sind gefragt – und Mangelware. Lokalaugenschein bei einer Ausbildung.

Eine Million japanische Yen. Diese Summe verlangt der maskierte Mann, der hinter der Geisel steht und ihr eine Waffe an den Kopf hält.

Der Geiselnehmer hat sich in einem aufgelassenen Krankenhaus in Eisenerz, Steiermark, verschanzt. Die Geisel sitzt in einem voll eingerichteten Krankenzimmer. Gelbe Wände, blauer Boden, überzogene Betten. Zwei Personenschützer durchforsten das Stockwerk. Schließlich haben sie das richtige Zimmer gefunden. Ein Hilfeschrei ertönt. „Eine Million Yen“, verlangt Marco, der Mann mit der Maske. „Sonst erschieß ich sie!“ Nachsatz im Flüsterton in Richtung der gefangen genommenen Frau: „Willst du Kaffee?“ – „Gern. Mit Milch.“ – „Und zwei Kaffee! Einen schwarz, einen mit Milch!“, fordert er.

Marco ist ein bulliger Typ, tätowiert, Deutscher. Er ist Personenschützer und bildet nun selbst Personenschützer aus. Heute in der Rolle des Geiselnehmers. Seine Waffe ist eine Attrappe. Die Geisel bin ich.

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