Ausgehungerte Bienen: Imker rechnen mit 80 Prozent Ernteausfall

Ausgehungerte Bienen: Imker rechnen mit 80 Prozent Ernteausfall
Honigbienen mussten während Hochblüte gefüttert werden, weil die Insekten wegen des nasskalten Wetters nicht fliegen konnten.

Der nasskalte Frühling hat die Bienen daran gehindert, die Stöcke zu verlassen, die Waben blieben leer und die Imker mussten zufüttern, wie sie am Dienstag beklagten. Weil Honigbienen erst ab zwölf Grad und nur bei trockenem Wetter fliegen können, konnten sie voll blühende Obstbäume wie Marille, Apfel oder Birne sowie Frühlingsblüher wie Raps oder Löwenzahn nicht aufsuchen.

Wolfgang Pointecker, Obmann von Biene Österreich, rechnet in seinem Betrieb mit 80 Prozent Ausfall: "Als es endlich warm wurde, war alles verblüht."

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Während das Nektarbuffet für Insekten normalerweise am üppigsten ist, mussten viele Imker und Imkerinnen ihren Völker mit Futter aushelfen, damit diese nicht verhungern. Der Imkerprofi zieht nach einem Rundruf eine erste Zwischenbilanz des Honigjahres.

„Heuer gibt es fast keinen Blütenhonig. Bei den meisten Imkerinnen und Imkern entfällt der erste von zwei Schleuderterminen.“ Beim Schleudern wird der Honig aus den Waben gewonnen.

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Imker und Bienen
In Österreich gibt es laut Ages etwa 27.000 Imkerinnen und Imker mit rund 350.000 Bienenvölkern. Die Wintersterblichkeit variiert stark und lag in den vergangenen Jahren zwischen acht und 28 Prozent. Die Anzahl der Bienenvölker ist in Österreich seit 2003 aber weitgehend stabil.

Wenig Berufsimker
Berufsimker mit mehr als 150 Bienenvölker gibt es in Österreich wenige. Dagegen ist der Anteil der Nebenerwerbs- und Freizeitimker mit knapp 99 Prozent hoch.

20 bis 50.000  Bienen
umfasst ein Volk. Im Wirtschaftsjahr 2020/2021 lag die Honigproduktion laut Grünem Bericht bei etwa 4.100 Tonnen. Die heimische Honig-Produktion deckt 44 Prozent des Bedarfs, der Pro-Kopf-Verbrauch lag bei rund einem Kilogramm (Quelle: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft).

Während die wichtigsten Nektarlieferanten blühten, war es einer der zehn nassesten und trübsten April-Monate der Messgeschichte - und der Mai startete nicht besser. In Ostösterreich, Niederösterreich und dem Burgenland besteht Hoffnung auf typische Spätblüher wie Sonnenblumen und Akazie. Doch viele Akazienbäume leiden unter den Hitzeschäden der vergangenen zwei Jahre, dazu kam der Frost im April dieses Jahres.

Pointecker hofft nun auf den Waldhonig. „Die Honigbienen nehmen dafür den Honigtau, den andere Insekten an Fichten, Eichen oder Tannen produzieren, auf und bringen ihn in den Stock ein, wo er von den Stockbienen weiterverarbeitet wird.“

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