Im Durchschnitt sterben während der Wintermonate zwischen 10 und 12 Prozent der Insekten. „Es ist von Jahr zu Jahr ein ständiges Auf und Ab“, sagt Grafl.
Als Ursache für die aktuell hohen Verluste ist vor allem die Varroamilbe verantwortlich. Seit ihrer Einschleppung Mitte der 1980er-Jahre stellt der Schädling neue Anforderungen sowohl an die Bienenvölker als auch an die Imkerinnen und Imker. Die Milbe schwächt die Völker. Wird nicht eingegriffen, gehen die Bienen meist zugrunde.
Der Schädling
Eine Entmilbung im Winter wird mit Oxalsäure durchgeführt. Dafür braucht es Brutfreiheit, die kann allerdings nur bei längeren Frösten erreicht werden. Milde Winter machen eine wirkungsvolle Bekämpfung des Schädlings schwer möglich.
Weil der vergangene Winter sehr mild gewesen ist, haben auch die Königinnen fast durchgehend gebrütet, schildert Grafl. „Die Varroamilbe kann sich in der Brut gut vermehren.“
Auch die jüngste Kälteperiode setzt den Insekten zu. Derzeit gibt schon sehr viel Brut, die konstant eine Temperatur von 35 Grad Celsius braucht. Aufgrund der Kälte flogen die Insekten aber zuletzt weniger aus. Sie waren bestrebt, im Stock näher zusammenzurücken, um die für den Nachwuchs nötige Temperatur zu wahren.
Rüstzeug für Züchter
„Um Wärme zu erzeugen, benötigt die Biene jedoch Nahrung. Wenn die ausgeht, könnten noch Völker zusammenbrechen“, erklärt der Experte. Die jüngste Kälte war nun für die Bienen eine zusätzliche Belastung, da sie bislang noch nicht so viel Nahrung sammeln konnten. Wichtig sei daher, dass die Imker genügend Winternahrung für die Insekten bereitgestellt haben, von denen die Tiere jetzt zehren können.
Um für die Anforderungen gerüstet zu sein, bietet der Verband immer wieder Kurse wie etwa jene zur Behandlung der Varroamilbe beziehungsweise zur Bienenzucht allgemein. Im April und Mai sind entsprechende Seminare vorgesehen, die aktuellen Termine sind auf der Homepagewww.imker-burgenland.at ersichtlich.
Die Begeisterung für die Bienenzucht sei jedenfalls quer durch alle Altersgruppen zu bemerken, sagt der Landesobmann. Nicht nur Menschen, die in Pension gehen, würden sich für die Imkerei begeistern, sondern auch immer mehr junge Menschen. Grafl ist es nun gelungen, den österreichischen Imker-Jugendwettbewerb nach Schattendorf zu holen.
Von 19. bis 21. Mai haben jeweils drei Kinder und Jugendliche (zwischen 12 und 17 Jahren) aus jedem Bundesland Gelegenheit, ihr praktisches und theoretisches Wissen unter Beweis zu stellen. Für die Unterstützung durch diverse Einrichtungen und Betriebe sei er äußerst dankbar. Das hebe auch den Stellenwert der Bienenzucht hervor, betont Grafl.
Wert der Bestäubung
In den vergangenen Jahren ist jedenfalls nicht nur die Zahl der Imker, sondern parallel dazu auch die Zahl der Bienenvölker gestiegen. Haben im Burgenland 2020 rund 600 Imker und Imkerinnen zwischen 8.000 und 9.000 Völker betreut, sind es heute etwa 690 Bienenzüchter mit 14.000 bis 15.000 Völkern.
Das bringt nicht nur ein Plus an köstlichen Honigprodukten: Die fleißigen Tiere sind auch für die Biodiversität und in der Landwirtschaft von großem Nutzen. Immerhin sind etwa 80 bis 90 Prozent aller Pflanzen von der Bestäubung durch Bienen abhängig. Der Wert der Bestäubung lässt sich sogar beziffern:
Europaweit ist er mit 65 Milliarden Euro anzusetzen, für Österreich sind es rund 525 Millionen Euro, hieß es in einer Publikation des Umweltdachverbandes vom Jahr 2019.
Umweltschützer warnen indes: Die Intensivierung im Ackerbau und Grünland, der Einsatz von Pestiziden, die fortschreitende Bodenversiegelung sowie die zunehmende ,Bereinigung' der Landschaft bereitet den Bienen immer mehr Probleme.
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