Hochwasseralarm in Salzburg: Lage entspannt sich
Ganze Ortsteile standen in Rußbach nach den heftigen Unwettern Sonntagnacht bis zu einem Meter unter Wasser. Der Bach, der durch die Gemeinde im Tennengau fließt, ist über die Ufer getreten. Die wichtigste Straße in die Gemeinde wurde zum Teil weggespült, der Ort nicht erreichbar. Das Land hatte den Zivilschutzalarm ausgerufen.
Nun dürfte sich die Situation wieder entpannt haben: "Der Bach ist wieder in seinem ursprünglichen Lauf", sagte Ortsfeuerwehrkommandant Bernd Schnitzhofer. Die Aufräumarbeiten seien voll im Gange. "Wir sind momentan dabei, die Schäden links und rechts des Bachbetts aufzuarbeiten und Keller auszupumpen." Eine Arbeit, die bis zum Abend weitgehend abgeschlossen sein sollte.
Rußbach nur schwer erreichbar
"An der Gemeindegrenze hat der Rußbach jedoch eine ganze Brücke mitgerissen, da klafft ein riesiges Loch in der Straße", sagte Schnitzhofer. Auch an anderen Stellen sei die Pass-Gschütt-Straße (B166) nach Abtenau vom Hochwasser schwer beschädigt worden. Die Straße dürfte damit länger gesperrt sein. Rußbach an der Landesgrenze zu Oberösterreich wird damit von Salzburger Seite aus nicht oder nur erschwert erreichbar sein.
Der Regen traf Rußbach Sonntagnacht am heftigsten. Laut der Österreichischen Unwetterzentrale Ubimet fielen dort 112 Liter Regen pro Quadratmeter.
Doch auch andere Gemeinden mussten bangen: Die sinnflutartigen Niederschläge habe zu überfluteten Kellern, Garagen sowie kleineren Rutschungen und Felsstürzen geführt. Auch zahlreiche verklauste Bachdurchläufe und Gräben mussten von Bäumen, Geäst und Schutt befreit werden. Wie die Feuerwehr berichtete, waren - gemessen nach Einsatzzahlen - vor allem das Lammertal im Tennengau und der Bereich um Strobl im Flachgau betroffen. Wie das Landesfeuerwehrkommando am Vormittag meldete, waren seit Beginn der Einsätze rund 640 Feuerwehrmänner von 34 Feuerwehren bei 80 Ereignissen gefordert.
Besorgnis auch in der Stadt Salzburg
Durch den intensiven Regen legte alleine der Wasserstand der Salzach in der Stadt Salzburg in den sechs Stunden nach Mitternacht um drei Meter zu. Die Radweg-Unterführungen unter den Brücken wurden gesperrt, sicherheitshalber errichtete die Berufsfeuerwehr auch den mobilen Hochwasser-Schutz. Der Fluss trat aber nicht über die Ufer, mittlerweile sind die Pegelstände im ganzen Land wieder im Sinken.
Auch in Mittersill (Pinzgau) wurde der Hochwasserschutz aufgebaut. Die neuen Hubbrücke - die eigens für den Fall von Hochwasser errichtet wurde, um gefährliche Verklausungen zu vermeiden - musste heute aber nicht aktiviert werden. Allerdings wurde wegen der erhöhten Pegelstände ein Abschnitt der Pinzgauer Lokalbahn still gelegt und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Nach einem Erdrutsch weiter nicht passierbar war die Postalmstraße zwischen Abtenau und Strobl. Entwarnung gab es hingegen bei einem weiteren "Nadelöhr": Eine in der Nacht abgegangene Schlammlawine im "Kleinen Deutschen Eck" konnte bereits am Vormittag wieder weggeräumt werden.
Tirol: Bäche traten über, Straßen wurden überflutet
Betroffen vom Starkregen war auch das Tiroler Unterland. Der Starkregen hat in der Nacht auf Montag im Tiroler Bezirk Kufstein zu mehreren Feuerwehreinsätzen geführt. In der Gemeinde Niederndorf traten Bäche über die Ufer, mehrere Keller und Straßen wurden überflutet. Ein Wohngebiet drohte überschwemmt zu werden.
Gegen 2.00 Uhr habe sich die Situation im Bereich des Wohngebietes dramatisch zugespitzt, sagte Feuerwehrkommandant Martin Kitzbichler dem ORF Tirol. Sirenenalarm wurde ausgegeben. Mit Sandsäcken und Pumpen konnte das Wohngebiet schließlich geschützt werden. Die Pegel mehrerer Bäche blieben Montagfrüh aber weiter hoch.
Auch im Nordosten des Landes sind am Sonntagabend teils kräftige Gewitter niedergegangen. In der Bundeshauptstadt wurden dabei 179 Blitze registriert, in Niederösterreich gab es sogar 6788 Entladungen.
Kurz und Rendi-Wagner für Öffnung von Katastrophenfond
Nach den Unwettern in Salzburg und der Steiermark hat ÖVP-Parteiobmann Sebastian Kurz am Montag die Regierung ersucht, Mittel aus dem Katastrophenfonds den betroffenen Gemeinden und direkt Geschädigten bereitzustellen. "Nun geht es darum, den Betroffenen rasch unter die Arme zu greifen und sie zu unterstützen."
Auch SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner hat die Bundesregierung gebeten, rasch Mittel aus dem Katastrophenfonds für die von starken Unwettern betroffenen Gemeinden zur Verfügung zu stellen. "Die Menschen brauchen jetzt schnell und unbürokratisch Hilfe", betonte Rendi-Wagner.
Vorarlberg bis Oberösterreich betroffen
Seit Sonntag sind an der Alpennordseite große Regenmengen von teils mehr als 100 Liter pro Quadratmeter zusammengekommen, berichtet die Unwetterzentrale Ubimet. Vor allem in Nordtirol und Salzburg sind die Flüsse kräftig angestiegen.
Seit Sonntag lenkt ein Tief südlich von Österreich feuchte Mittelmeerluft in den Alpenraum. „Die Folge sind sehr große Regenmengen, die bis dato zusammengekommen sind“, bilanziert Manfred Spatzierer, Chefmeteorologe von Ubimet. „Verbreitet wurden 40 bis 70 l/m² Regen gemessen, lokal sind aber auch Regenmengen von deutlich mehr als 100 l/m² registriert worden.“
Die Experten der Unwetterzentrale beruhigen: Die Niederschläge sollen im Laufe des Tages nachlassen im Lauf des Tages nach. Ab morgen, Dienstag, soll sich wieder warmes und trockenes Wetter einstellen.
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