Hitze, Pandemie, Teuerungen: Tierleben in Zeiten der Krisen

Hitze, Pandemie, Teuerungen: Tierleben in Zeiten der Krisen
Dürren machen auch Tieren in Österreich das Leben schwer. Die Teuerung wird Faktor beim Futterkauf, nach der Pandemie werden vermehrt Haustiere ausgesetzt.

Die Löwen im Tiergarten Schönbrunn haben neue Felsen in ihrem Gehege. Vor allem, weil sie gern von oben ihr Revier im Blick haben. Praktischerweise sind die Felsen aber so groß, dass die Löwen dadurch auch mehr Schattenplätze auf dem Boden haben.

Und in Zeiten wie diesen ist ein Schattenplatz mehr jedenfalls keine schlechte Idee. Grundsätzlich sind die meisten Tiere in Schönbrunn Hitze und hohe Temperaturen gewöhnt. Aber auch sie sehnen sich nach Abkühlung. Die Orang-Utans werden etwa mit einer Sprühnebeldusche besprüht, die Elefanten werden geduscht (meistens übrigens so gegen 13 Uhr und wenn die Temperaturen besonders hoch sind).

Nur die Eisbären brauchen im Sommer oft tatsächlich Eisblöcke zum Spielen – und Abkühlen.Tiere, die in freier Wildbahn leben, kämpfen aber ungleich härter mit der Hitze. Beim Neusiedler See greift etwa die Krankheit Botulismus, eine durch ein Bakterium verursachte Vergiftung, bei den Wildvögeln um sich.

Hitze, Pandemie, Teuerungen: Tierleben in Zeiten der Krisen

Tiere leiden unter der Hitze: In Schönbrunn haben die Löwen dank des neuen Felsengeheges mehr Schatten.

Dieses Jahr sei die Anzahl der zu betreuenden Wasservögel aufgrund ausgetrockneter Lacken sowie des gesunkenen Wasserspiegels des Neusiedler Sees besonders hoch, sagt Veterinärmedizinerin Claudia Herka. Beinahe täglich sind sie und ihr Team derzeit im Seewinkel unterwegs, um kranke Wildvögel vor dem qualvollen Tod zu retten. In ihrem Tierheim in Parndorf werden die Tiere gesund gepflegt.

Futtermangel

Die Situation wird heuer dadurch verschärft, dass den Vögeln durch die Austrocknung der Seen die Nahrungsgrundlage wegfällt. Der Futtermangel hat auch dazu geführt, dass viele Vögel sehr geschwächt seien und leichter erkranken, erklärt Herka.

Hitze, Pandemie, Teuerungen: Tierleben in Zeiten der Krisen

Wasservögel  sind durch Trockenheit geschwächt.

In Wien müsse man sich hingegen noch nicht allzu große Sorgen über die Wildtiere machen, heißt es vom Forstamt. Teiche und Flüsse seien noch ausreichend gefüllt. Dafür warnte die Tierombudsstelle Wien bereits im Juni via Aussendung vor einem schlimmen Sommer für Haustiere. Und das nicht nur wegen der Hitze. Aufgrund der Teuerungen und der damit verbundenen Einschnitte im Haushaltsbudget vieler Menschen drohe die Gefahr, dass die Tiere als belastender Kostenfaktor wahrgenommen werden.

Wartelisten für die Aufnahme von Tieren

Diese Prophezeiung scheint sich auch zu bewahrheiten: Im Tierheim Mentlberg in Innsbruck macht sich die Teuerung bereits klar bemerkbar. Es gebe vermehrt Anfragen, sagt Tierschutzverein-Obmann Christoph Lauscher. „Die einen bitten um Unterstützung bei Tierarztkosten, andere sagen, dass sie sich die Tiere nicht mehr leisten können.“ Lauscher glaubt aber, „dass wir erst am Anfang dieser Dynamik stehen“.

Dabei gibt es jetzt schon Wartelisten für die Aufnahme von Tieren. Neben der Teuerung sieht Lauscher diese Abgabe-Problematik noch durch Auswirkungen der Corona-Pandemie verstärkt.

In der hätten sich verstärkt Menschen Hunde angeschafft – zum einen, weil sie eine Zeit als Tierhalter damit ins Freie gekommen sind, zum anderen, weil sie mehr Zeit hatten, etwa durch Homeoffice. Auch bei der Tier-Sozialtafel „Futterbox Österreich“, die Standorte in St. Pölten, Graz und Wien betreibt, hat sich die Lage dramatisch zugespitzt. Durch die Teuerung seien immer mehr Menschen auf Hilfe bei der Versorgung ihrer Haustiere mit Nahrung angewiesen, gleichzeitig fehle den Unterstützern des Vereins aber auch das Geld für Spenden.

Und auch für die Sozialtafel selbst steigen die Betriebskosten, mit September steht nun auch noch eine Mieterhöhung im Vereinslokal in St. Pölten an. „Es ist ein Teufelskreis“, schildert Nikodemus Catikkas von der Futterbox die Lage. „Wir können nicht sicher sein, ob der Verein erhalten bleiben kann.“

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