Hebt die "Airpower" noch einmal ab?

185.000 Besucher kamen laut offizieller Angaben heuer zur "Airpower"
Landespolitiker werfen sich für Neuauflage der Flugschau ins Zeug. Doch entschieden wird anderswo.

Die offizielle Steiermark schaut den Kunststücken schneller Jets und großer Hubschrauber gern zu. Das soll so bleiben, befindet Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und befeuert soeben die Diskussion, ob es nach der achten Airpower vergangene Woche in drei Jahren auch eine neunte in Zeltweg geben soll.

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Auch Hubschrauber-Piloten zogen eine Show ab

In einem ORF-Interview sprach sich der ÖVP-Landesobmann „aus heutiger Sicht“ dezidiert dafür aus. Er begründete dies mit dem Nutzen für Tourismus sowie dem Werbewert für das Bundesland. Gemeinsam mit der Formel 1 und der Moto GP am Red Bull-Ring im benachbarten Spielberg sei die Flugschau eines „der größten Zugpferde“ für die Wirtschaft. Da kann der Präsident der Wirtschaftskammer, Josef Herk, nur zustimmend nicken. „Die Airpower ist weit mehr als Flugzeug schauen“, sagt Herk. „Man kann eine Leistungsschau dieser Dimension nur befürworten.“

Auch die obersten Militärvertreter halten an der Schau fest, denn sie betrachten sie als Übung. „Die Airpower ist ein Leistungsnachweis für das Heer und die zivilen Teilnehmer“, versicherte Generalstabsschef Robert Brieger während der diesjährigen Auflage des Events in Zeltweg.


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Beliebte Kunstflugstaffeln waren dabei

Allerdings zog die vergangene Woche durchgeführte Flugschau weniger Interessierte an als noch vor drei Jahren. Laut offizieller Angaben des Verteidigungsministeriums kamen am Freitag und Samstag insgesamt 185.000 Besucher. 2016 waren es um gut 120.000 mehr, doch dafür wird das kalte, regnerischen Wetter verantwortlich gemacht.

Viele sind dafür

Ein Geschäft für die regionale Tourismus- und Gastwirtschaft dürfte es allemal sein, sonst würden sich Politiker aller Parteifarben nicht für eine weitere Auflage ins Zeug werfen. Neben Schützenhöfer fordert auch FPÖ-Landeschef Mario Kunasek, unter Türkis-Blau Verteidigungsminister, die Airpower beizubehalten. Sogar Grünen-Chef Werner Kogler lehnt deren Durchführung in Interviews nicht gänzlich ab, sondern fordert bloß weniger Förderung der öffentlichen Hand.

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Die Flying Bulls über Zeltweg

Billig ist die als „größte Flugschau Europas“ propagierte Veranstaltung nicht. Offiziell bekannt sind Kosten von 13 Millionen Euro für die Schau vor drei Jahren. Allerdings ist sie ein Verlustbringer, 1,6 Millionen Euro Minus flog sie 2016 ein. Auch die drei Veranstaltungen zuvor sprengten den kalkulierten Ausgabenrahmen.

Land Steiermark, Verteidigungsministerium und der private Partner Red Bull schießen jeweils 1,2 Millionen Euro zu. Mehr Landesgeld konnte sich Schützenhöfer im Vorfeld der Airpower 2019 nicht vorstellen, obwohl Verteidigungsminister Thomas Starlinger deutlich sagte, er wünsche sich mehr finanzielle Unterstützung. Bekanntlich stand die Airpower heuer auf der Kippe, weil dem Heer schlicht das nötige Geld fehlt.

Heer hat derzeit andere Sorgen

"Die Frage stellt sich für uns derzeit überhaupt nicht, die Entscheidung wird der nächste Minister treffen“, sagt der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Oberst Michael Bauer, zum KURIER. Es geht um die Beteiligung an der Airpower, die bis dato zu einem Drittel vom Ministerium getragen wurde und die bereits heuer am seidenen Faden hing.

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Eurofighter "jagen" eine Douglas DC 6B

Verteidigungsminister Thomas Starlinger hatte die Airpower nach seinem Amtsantritt im Juni abgesagt, ehe er sich doch noch umentschied: „Wir wollten das nicht auf dem Rücken der lokalen Bevölkerung austragen, es gibt  einen guten Ausbildungseffekt für die Piloten, und dann stand auch die internationale Reputation auf dem Spiel. Daher haben wir – auch in Absprache mit dem Landeshauptmann – die Entscheidung getroffen, die Airpower wird durchgeführt“, sagte er vor der Veranstaltung, die er dann auch besuchte.

Putz bröckelt ab

Das Bundesheer ist seit Jahrzehnten unterdotiert, hat im internationalen Vergleich nur ein geringes Budget zur Verfügung. In etlichen Rekrutenunterkünften macht sich der Verfall der Infrastruktur bemerkbar: Putz bröckelt von den Wänden, Dächer sind undicht. Nur zehn Prozent der Gebäude befinden sich in einem neuwertigen Zustand, ganze 65 Prozent würden laut Verteidigungsministerium größere Instandsetzungsarbeiten oder sogar einen Abbruch und Neubau benötigen.

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Militär im Hilfseinsatz


Vom Gefreiten bis zum General haben Soldaten dem KURIER die maroden Zustände geschildert – seien es fehlende oder defekte Fahrzeuge, keine Übungsmunition oder mangelndes schweres Gerät, wie etwa Bagger oder Tieflader. Oftmals in diesem Jahr haben Verteidigungsminister wie Generalstabschef Appelle und Hilfeschreie an die Regierung gerichtet.

Keine Budgetverhandlungen

Aufgrund der innenpolitischen Turbulenzen kam es zu keinen Budgetverhandlungen. Die derzeitige Bundesregierung machte klar, dass es nicht ihre Aufgabe sei, zusätzliche Mittel für das Verteidigungsministerium zur Verfügung zu stellen – wann die nächste Regierung angelobt wird, ist noch völlig unklar. Diese Situation ist im ohnehin unterfinanzierten Bundesheer erdrückend – Investitionen wie neue Lkw wurden unter Starlinger zwar getätigt, lösen aber nicht das Gesamtproblem: „Entweder wir rationalisieren einen großen Teil weg und schließen weitere Kasernen, oder es setzt sich tatsächlich einmal eine Regierung hin und überlegt sich ein vernünftiges Budget“, sagt ein Offizier, der anonym bleiben will. Denn weiterdienen will er in jedem Fall.

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Die Patrouille Suisse

Der (wahlkämpfende) steirische Landeshauptmann glaubt jedoch, dass die Geldprobleme des Heeres nicht mit der „Airpower“ gegengerechnet werden könnten. Da ginge es um rund eine Million Euro, das sei „mit der Lupe nicht im Budget zu finden“, kommentierte Schützenhöfer via ORF spitz.

 

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