Die Abschieds-Gala der "Airpower" ?

Die "Airpower" ist spektakulär
Am Freitag startet die Flugschau unter lautem Getöse in Zeltweg. Die Kritik an der Show wächst jedoch.

Der Countdown-Zähler auf der offiziellen Homepage ist beinahe am Ende: Nur ein paar Stunden noch und die „Airpower“ 2019 hebt ab. Rund 250 Fluggeräte aller Art samt internationaler Kunstflugstaffeln werden am Freitag und Samstag stundenlang Programm bieten.

Das Riesenspektakel über Zeltweg könnte aber ein Ablaufdatum haben: Wenig begeisterte Klimaexperten da, kritische Politiker aller Couleur dort, skeptische Zahlenexperten selbst beim Bundesheer seit der ersten Flugschau 2000 ist die Stimmung deutlich gekippt.

Wird es in drei Jahren wieder eine „Airpower“ geben oder ist das heuer die letzte?

Das wagt derzeit niemand zu beantworten, denn das ist zuallererst eine politische Entscheidung. Aber gut möglich, dass diese Flugschau die Abschiedsgala wird. Schon die heurige „Airpower“ stand auf der Kippe, da Verteidigungsminister Thomas Starlinger, ein Mitglied der Übergangsregierung, die Kosten genau aufschlüsseln ließ und danach am liebsten abgewunken hätte.

Wie viel kostet die Schau?

Bisher kosteten die Veranstaltungen jeweils rund 13 Millionen Euro, das lässt sich dank einer Prüfung des Bundesrechnungshofes nachvollziehen. Geld, das unter anderem auch durch Zuschüsse des Partners Red Bull und des Landes aufgebracht wird – jeweils 1,2 Millionen Euro. Allerdings überstiegen in den Jahren 2009, 2011 und 2013 die Ausgaben die Einnahmen jeweils um rund ein Viertel. 2016 blieb das Verteidigungsministerium auf einem Minus von 1,6 Millionen Euro sitzen, zusätzlich zu den angesprochenen 1,2 Millionen Euro, die im Budget schon als Zuschuss enthalten waren.

Was bringt sie ein?

Das ist nicht so klar zu beantworten. Die steirische Landesregierung kalkuliert mit acht Euro Wertschöpfung pro gefördertem Euro. Außerdem steigen die Übernachtungen in der Region durch die Schau um ein Drittel. Eine Studie nach der „Airpower“ 2016 errechnete eine zusätzliche Wertschöpfung von rund neun Millionen Euro für das Bundesland. Durch die Besucher der Schau wachse die Nachfrage an Gütern und Dienstleistungen aus der Steiermark um 13 Millionen Euro, heißt es vom Land.

Was sagen dazu die Kritiker?

Grüne, KPÖ und Sozialistische Jugend fordern das Ende der Flugschau in der Obersteiermark. Sie begründen das mit Kosten, Lärm und Schadstoffausstoß. Auch österreichische Vertreter der „Fridays for Future“-Bewegung stellten sich bereits gegen die Veranstaltung. Unterstützung kommt auch von Klimaexperten: Forscher Gottfried Kirchengast vom Grazer Wegener-Institut bewertete die „Airpower“ in Interviews wegen ihrer Symbolwirkung als „verheerend“: Derartige „Luxus-Emissionen“ an könne sich Österreich nicht mehr leisten. Aus Bilanzen früherer Shows lässt sich tatsächlich nachrechnen, wie viel Kerosin bei einer Veranstaltung verbraucht wird: 150.000 Liter Treibstoff waren es etwa 2011. Von 2016 sind auch die Kosten für das Kerosin bekannt: 53.000 Euro für die Fluggeräte des Bundesheeres sowie 120.000 Euro für die Flugstaffeln aus dem Ausland.

Wie viele Menschen sind tätig und wie viele Besucher kommen?

Allein 4.000 Soldaten haben bei der „Airpower“ 2019 Dienst. Dazu kommen noch 2.500 Zivilisten, die etwa für die Versorgung der erwarteten 300.000 Zuschauer zuständig sind. Der Eintritt ist frei. Parkplätze für Pkw sind jedoch zu bezahlen, sie kosten zehn Euro pro Stellplatz.

Wie viel wird konsumiert?

Zuletzt wurden für die Besucher 100.000 Bratwürste, 90.000 Wiener Schnitzel und 50.000 Grillhenderl vorbereitet. 130.000 Liter Bier warten ebenfalls auf Abnehmer, geliefert wird von der Brauunion Österreich, was wiederum der Brauerei Murau nicht schmeckt: Obwohl Billigstbieter im Vergabeverfahren wurde Gösser dem Murauer Bier vorgezogen. Das Heer begründete das mit „Versorgungssicherheit“.

Gab es bei vergangenen Veranstaltungen Zwischenfälle?

Es gab zwei Unfälle, 2003 und 2011, beide Male bei Fallschirmsprüngen: 2003 verletzte sich ein Mitglied des Red Bull-Teams bei einem Sprung, weil er sich in den Leinen seines Schirm verfing. 2011 verhedderten sich die Schirme zweier Soldaten, sie wurden verletzt.

Apropos 2011: Die „Airpower“ wäre beinahe aus dem Rahmen beziehungsweise ins Wasser gefallen, weil sich 17 Störche eine Zeit lang partout nicht vom Fliegerhorst Zeltweg vertreiben ließen.

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