Harte Kritik von Greta auf Arnies Klimagipfel in Wien
Mit eindringlichen Warnungen, aber auch viel Optimismus startete die fünfte Ausgabe des von Arnold Schwarzenegger ins Leben gerufenen „Austrian World Summit“ am Donnerstag in der Spanischen Hofreitschule. „Wir stehen der existenziellen Bedrohung gegenüber, eliminiert zu werden“, sagte „Arnie“ in seinem Eingangsstatement.
Gleichzeitig seien viele Dinge in Sachen Klimaschutz in Bewegung. Sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor gebe es mittlerweile „große Siege“ zu feiern – wie etwa zahlreiche Länder, die sich Deadlines auf dem Weg zur CO2-Neutralität gesetzt haben. Über diese Erfolge müsse man mehr sprechen, so Schwarzenegger.
Die Philosophie des Terminator beim World Summit in Wien
Einfache Botschaften
Dementsprechend kritisierte Schwarzenegger den seiner Meinung nach zu negativen Zugang weiter Teile der Klimaschutz-Bewegung. Diese sei „gefangen in Hoffnungslosigkeit und Konfusion". Zusätzlich forderte der frühere Gouverneur Kaliforniens, sich in der Kommunikation der Klimakrise auf einfachere, weniger technische Botschaften zu fokussieren - und darauf, nur ein Thema auf einmal zu kommunizieren, wie etwa Luftverschmutzung. Andernfalls überfordere man die Menschen.
Diese brauche es aber, um Druck auf die Politik auszuüben, nicht weiterhin den Status quo beizubehalten. Viele Politiker wären der Meinung, die Menschen wären noch nicht bereit für umfassenden Klimaschutz. „Aber wir wissen, das ist nur ein Haufen Pferdemist", so Schwarzenegger an für die Metapher passender Stelle auf der Bühne in der Hofreitschule.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen stellte ebenfalls das Positive in den Vordergrund. „Wir haben den Planeten krank gemacht und dieser Wahrheit müssen wir uns stellen", sagte das Staatsoberhaupt vor 400 geladenen Gästen. Doch: „Wir können aus Fehlern lernen und wir werden uns weiterentwickeln, um die Klimakrise zu überleben.“ Man müsse einfach Schritt für Schritt gehen, so Van der Bellen.
Thunberg: Klimakrise nur Geschäftsmöglichkeit
Deutlich pessimistischere Töne schlug hingegen die per Video zugeschaltete Fridays-for-Future-Gründerin Greta Thunberg an. Die Politik würde nur vorgeben, zu handeln, während alles genau so weiterlaufe wie bisher, sagte die Schwedin. „Die Klimakrise wird bestenfalls als Geschäftsmöglichkeit behandelt, um grüne Jobs zu schaffen“, so Thunberg.
Wie Schwarzenegger kritisierte zudem auch sie, dass die Politik immer wieder sage, man müsse langsam Maßnahmen setzen, um die Menschen auch mitzunehmen. Doch das stimme nicht, so Thunberg, vielmehr „entfernt ihr euch dadurch weiter und weiter von uns".
Warnend, wenn auch weniger drastisch, äußerte sich Alok Sharma, Leiter der im Herbst stattfindenden UN-Klimakonferenz COP 26 in Glasgow. Diese sei die letzte Chance, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Er sei hoffnungsvoll, denn es gebe Bewegung in der Sache, sagte der englische Politiker. Doch: „Es gibt noch viel mehr zu tun."
Wirbel um Auszeichnung für Wirtschaftskammer
Für Aufregung - sowohl auf Twitter als auch im Saal - sorgte wenig später eine Auszeichnung für die Wirtschaftskammer (WKÖ). Alle Sponsoren des Gipfels erhielten eine "Climate Action Hero"-Medaille von Schwarzenegger, so auch die Wirtschaftskammer - bzw. eigentlich deren Außenwirtschaftsabteilung. Entgegen genommen wurde sie aber von Generalsekretär Karlheinz Kopf (ÖVP) - was unter Klimaschützern für Empörung sorgte, ist die WKÖ doch für viele in der Szene aufgrund ihrer Blockadehaltung bei Klimaschutzmaßnahmen ein rotes Tuch.
So hatte Kopf selbst im Mai den Entwurf für ein neues Klimaschutzgesetz als „ideologiegetriebene Bestrafungsfantasie" bezeichnet. Und vergangene Woche lehnte das Wirtschaftsparlament der Kammer einen Antrag der Grünen Wirtschaft ab, demzufolge sich „die WKÖ zu den von der Bundesregierung formulierten Klimaschutzzielen" bekennen soll.
Rogenhofer: "Gipfel des Greenwashing"
Katharina Rogenhofer, die Sprecherin des erfolgreichen Klimavolksbegehrens, bezeichnete die Auszeichnung für Kopf folglich als „Gipfel des Greenwashing". Und selbst der Direktorin der Schwarzenegger Climate Initiative, Monika Langthaler, schien der Vorgang etwas unangenehm zu sein: „Die (die WKÖ, Anm.) muss man noch ein bisschen mehr überzeugen“, sagte sie im Rahmen der Medaillenübergabe auf der Bühne.
Zu guter Letzt ließ es sich auch Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) nicht nehmen, eine Spitze in Richtung Kopf abzusetzen: Vielleicht, so Gewessler, müsse man die Auszeichnungen „mehr als Weckruf als als Belohnung sehen".
Im Organisationsteam wurde gegenüber dem KURIER betont, bei der Wirtschaftskammer handle es sich ja um keine homogene Masse. Es gebe auch zahlreiche Mitgliedsunternehmen, die mit umweltfreundlichen Technologien ihr Geld verdienen. Man wolle diejenigen in der Organisation stärken, die sich für den Klimaschutz einsetzen.
Kommentare