Hannes Kartnig schuldig gesprochen
Der ehemalige Sturm-Graz-Präsident Hannes Kartnig ist am Freitag im Grazer Straflandesgericht wegen schweren Betruges für schuldig befunden worden. Der Schöffensenat sah von der Verhängung einer Zusatzstrafe ab, da er bereits wegen versuchten schweren Betrugs zu drei Jahren Haft verurteilt worden ist. Ein ehemaliger Sturm-Sekretär bekam zwei Monate bedingt als Beitragstäter.
Beide Angeklagten hatten sich schuldig bekannt. Hannes Kartnig (64) betonte, er habe von den genauen Vorgängen nichts gewusst, aber "als Präsident nehme ich das auf mich". Der Ex-Sekretär will nur auf Anweisung des Präsidenten gehandelt haben. Mit den nicht angegebenen Einnahmen wurden Schwarzzahlungen an die Spieler vorgenommen.
Schadenssumme von 78.000 Euro
Das sich die Abgaben an die Österreichische Bundesliga und den Steirischen Fußballverband nach den offiziell abgerechneten Eintrittsgeldern richten, wurden beide Verbände um einen Teil ihrer Einnahmen gebracht. Der Schaden der Bundesliga wurde vom Staatsanwalt mit knapp 53.000 Euro, der des Steirischen Fußballverbandes mit rund 25.000 Euro beziffert. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
"Neun Jahre Vorbereitungszeit"
Staatsanwalt Johannes Winklhofer, der in allen Verfahren bisher die Anklage vertreten hat, schilderte knapp die Vorgänge, die allen Anwesenden längst vertraut waren. Außer vielleicht der Richterin, der offenbar auch Kartnigs Vergangenheit als Präsident beim Eishockeyverein EC Graz nicht bekannt war. Sie erkundigte sich auch bei den Verteidigern, ob genug Zeit zur Vorbereitung auf den Prozess gewesen sei. "Ja, neun Jahre", meinte Anwalt Harald Christandl in Anspielung auf die lange Verfahrensdauer launig, was die Vorsitzende nur mäßig amüsierte.
Kartnig bekannte sich schuldig, das war neu. In den früheren Verfahren hat er sich wegen Betruges nie als schuldig gesehen. Aber: "Ich hab' mich buchhalterisch nicht ausgekannt. Ich war kein Finanzbeamter. Aber heute weiß ich, dass ich dafür grad stehen muss. Schuld bin ich. Was soll ich machen."
Der zweite Angeklagte war von Anfang an geständig gewesen und blieb dabei. Allerdings will er nur auf Anweisung von Kartnig gehandelt haben. Eine Vertreterin der Bundesliga schilderte, dass man die Zahlen, die die Fußballclubs liefern würden, "nur auf ihre Plausibilität hin" überprüfen würde, ansonsten den Mitgliedern aber vertraue.
"Kollateralschaden"
Sein Anwalt Wolfgang Vacarescu spricht von "Kollateralschaden. Faktum ist, er hat in Kauf genommen, dass Bundesliga und Fußballverband geschädigt werden."
"Der Angeklagte ist bereits am Boden. Das haben wir in der Volksschule gelernt: Auf jemanden, der am Boden liegt, tritt man nicht noch ein", so Verteidiger Vacarescu. Er hofft auf eine Verurteilung ohne Zusatzstrafe, denn Kartnig verbüßt ohnehin gerade drei Jahre wegen Betrugsversuch am Land. Dazu kommen weitere 15 Monate: Sie stammen aus dem Finanzvergehen und sind die umgewandelte Geldstrafe, da Kartnig die Strafe von 5,5 Millionen Euro nicht hat.
"Heute ist Herr Kartnig geständig. Die Strafsache hat im Mai 2006 begonnen. Er hat zehn Jahre gebraucht", so der Staatsanwalt. Mit Kartnig ist auch ein Ex-Mitarbeiter angeklagt, der die Abrechnungen durchführte. Er sagt, er habe um seinen Job gefürchtet.
"Es war meine Schuld, ich war nachlässig. Ich habe Einflüsterern geglaubt. Ich wollte Sturm nie schädigen, sondern den Menschen Freude bereiten mit dem Fußball. Heute werde ich diffamiert und von Journalisten gejagt, ich habe mein Vermögen verloren", sagte Kartnig in seinem Schlusswort.
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