Mountainbiken liegt im Trend, die Sportartart erlebt einen wahren Boom – nicht zuletzt wegen der rasanten Zunahme an E-Bikes. Damit einher geht aber auch ein gefährlicher Trend. Die Zahl der Verunglückten hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Im Vorjahr starben 16 Radfahrer beim Mountainbiken, die Hälfte davon an einem Herz-Kreislaufversagen nach Überbelastung. „Fünf davon waren mit einem E-Bike unterwegs“, erklärt Judith Zauner vom Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS).
Eine Studie des ÖKAS und des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) hat sich der Entwicklung angenommen. Dafür wurden neben einer Befragung von mehr als 2.000 Bikern auch 22.400 Geschwindigkeitsmessungen in Bikeparks und auf Forstwegen vorgenommen und Unfalldatenbanken analysiert.
Die Alpinunfallstatistik von ÖKAS und Alpinpolizei weist im Vorjahr einen Negativ-Rekord von 1.038 Mountainbike-Unfällen aus, um 400 mehr als im Zehn-Jahres-Schnitt. Damit liegt Mountainbiken in der alpinen Unfallstatistik der polizeilich registrierten Fälle nur noch knapp hinter Skifahren (1.320 Skiunfälle im Vorjahr). Auf Platz 1 sind Wander- und Kletterunfälle (2.560).
Altersgruppe 50-Plus
Wie dramatische die Entwicklung ist, spiegelt die Unfalldatenbank Injury Database Austria (IDB) wieder, laut der im Vorjahr sogar 9.000 Menschen nach Mountainbike-Unfällen im Spital behandelt werden mussten – um fast 3.000 mehr als noch zwei Jahre davor. Ein eindeutig zu erkennender Trend sei, dass durch den E-Bike-Boom viele untrainierte und ungeübte Personen der Altersgruppe 50-Plus ins anspruchsvolle alpine Gelände vordringen, bestätigt der Präsident des ÖKAS, Peter Paal.
Typisch Männlich
Oft führe Überforderung, überhöhte Geschwindigkeit und zu geringe Fahrpraxis dann bergab zum schmerzhaften Unglück. „96 Prozent der Unfälle passieren bei der Abfahrt“, sagt Paal.
Wie die neue Studie zeige, neigen Männer aufgrund des Testosterons zu einem erhöhten Risiko. 78 Prozent der Verunglückten sind männlich, bei den Todesopfern sind es sogar 98 Prozent. „Unter den 42 seit 2015 tödlich Verunglückten war nur eine Frau dabei“, sagt Johanna Trauner-Karner vom KFV.
Studienergebnisse
Für die Studie wurden im Zuge einer Online-Umfrage mehr als 2.000 Mountainbiker interviewt. Dabei gaben 14 Prozent der Radfahrer an, Bike-Parks regelmäßig zu nützen, doch laut Alpinunfalldatenbank ist rund ein Drittel der Unfälle (32 Prozent) diesem Bereich zuzurechnen. Das zeigt, dass die anspruchsvollen Abfahrten in Bike-Parks mit einem höherem Verletzungsrisiko verbunden sind. Bezüglich der Unfallursache gab rund die Hälfte (54 Prozent) der Mountainbiker an, Fehleinschätzungen bzw. Fahrfehler gemacht zu haben, wie zu starkes Bremsen. Unerwartete Bodenbeschaffenheiten, beispielsweise Löcher oder Äste verursachten ein Viertel aller Unfälle.
Vorigen Sommer führte das KFV auch Geschwindigkeitsmessungen mit Seitenradargeräten und Beobachtungen durch. Bei den Messungen kam heraus, dass Radfahrer in Bike-Parks mit 29 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit unterwegs sind. Auf Trails lag das Durchschnittstempo bei 24 km/h, auf Fahr- und Forstwegen bei 26 km/h. Die größten Ausreißer wurden auf Forstwegen gemessen. Es gab Spitzengeschwindigkeiten mit dem Bike von über 70 km/h.
Protektoren
Allgemeines Gefahrenbewusstsein beim Biken zeigt die hohe Helmtragequote von 95 Prozent. Dass Bike-Parks mit Sprüngen und Steilkurven ein höheres Risiko als andere Routen bergen, lässt sich auch am Tragen von Schutzausrüstung beobachten. Denn dort werden häufiger und vor allem mehr Protektoren getragen als auf Trails. Dies gilt insbesondere für Knieschützer (79 Prozent), Vollvisierhelme (70 Prozent), Ellbogenschützer (47 Prozent) und Rückenprotektoren (45 Prozent). Auf Forstwegen und Trails tragen außer einem Helm nur wenige eine entsprechende Schutzausrüstung.
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