Schweinemast in Österreich: Warnung vor Antibiotika im Wasser

Die Wasserproben wurden in der Nähe von Mastbetrieben gezogen
Greenpeace fand Antibiotika sowie Pestizide in Bächen nahe Zuchtbetrieben. Die Politik wehrt sich gegen "Skandalisierung".

In St. Georgen an der Stiefing in der Südsteiermark leben um zehn Mal mehr Schweine als Menschen. In der Gemeinde mit rund 1500 Einwohnern stehen Mastbetriebe, die zusammen 15.000 Schweine halten.

Eben dort hat die Umweltorganisation Greenpeace Proben aus dem Bach gefischt, um eine Vermutung zu bestätigen: Wo Massentierhaltung Platz finde, sei Belastung durch Schadstoffe die Folge. Tatsächlich wurden in der Stiefing Rückstände von fünf Arzneimitteln entdeckt, darunter drei Antibiotika. Außerdem 38 Pestizide, ein Drittel davon sei gar nicht in der EU zugelassen.

Greenpeace testete bewusst in Regionen, die für Schweinehaltung bekannt sind. Knapp drei Viertel aller Antibiotika, die von Veterinären verschrieben würden, gingen an diese Tiere, so die Umweltorganisation. Dass Antibiotika im Wasser enden ist ein Kreislauf der Natur: Schweine scheiden bis zu 90 Prozent von Arzneien wieder aus, Gülle landet auf Feldern, Regen schwemmt sie aus.

Risiko für Menschen

Die hohe Pestizidbelastung führt Greenpeace auf den massiven Anbau von Getreide wie Mais zurück Futter für die Schweine. „Die Cocktails an Schadstoffen schaden unseren Flüssen“, resümiert Sebastian Theissing-Matei von Greenpeace. „Auch für uns Menschen ist das mittelfristig ein gesundheitliches Risiko.“

Diese Schlussfolgerung stellen Politiker wie Standesvertreter auch gar nicht in Abrede. Doch die Landwirtschaft allein will es nicht gewesen sein, schließlich werden Antibiotika auch in der Humanmedizin eingesetzt. „Wir nehmen das ernst, aber man kann die Rückstände nicht nur der Landwirtschaft in die Schuhe schieben“, ärgert sich etwa Werner Brugner, Direktor der steirischen Landwirtschaftskammer.

Im ÖVP-geführten Umwelt- und Landwirtschaftsministerium hält man die Greenpeace-Studie weder für repräsentativ noch wissenschaftlich durchgeführt. „Ja, man kann diese Dinge nachweisen“, merkt Sprecher Daniel Kosak an. „Aber stete Skandalisierung hilft in dem Fall niemandem.“

Kein Grenzwert

Für Rückstände von Antibiotika gäbe es nicht einmal einen Grenzwert, über dessen Festlegung diskutiere man in der EU gerade. Das „Rückstandsmonitoring“ der Agentur für Ernährungssicherheit ergäbe zudem nur Werte im Nanogramm-Bereich: „Sie sind somit nachweislich nicht gesundheitsgefährdend und stammen zum größten Teil nicht aus der Landwirtschaft“, kommentiert Kosak.

Greenpeace war jedoch im Frühsommer in zehn EU-Staaten unterwegs und zog insgesamt 29 Proben aus Flüssen, Bächen und Kanälen. In allen wurden Pestizide nachgewiesen, in 70 Prozent Antibiotika. In Österreich wurden neben der Stiefing auch Wasserproben aus dem Schwarzaubach in Schwazautal, ebenfalls Südsteiermark, sowie aus dem Sipbach in Sattledt in Oberösterreich entnommen. Beide Gemeinden sind wie St. Georgen reich an Schweinehaltern. Im Schwarzaubach wurden ebenfalls drei Antibiotika nachwegsein sowie 27 Pestizide, im Sipbach zwei Antibiotika und 20 Pestizide.

Für Greenpeace untermauern die neuen Ergebnisse eine alte Forderung: Weniger Antibiotika in der Tierzucht, weg aus der Massentierhaltung. „Industrielle Tierhaltung ist eine Gefahr für unsere Umwelt und unsere Gesundheit“, betont Sebastian Theissing-Matei. „Bei den Verantwortlichen müssten jetzt alle Alarmglocken schrillen.“

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