Vision einer EU ohne Treibhausgase
„Wir brauchen ambitionierter Klimaziele“, hatte Bundespräsident Alexander Van der Bellen seine Klima-Initiative begründet, der sich bereits 16 Staats- und Regierungschefs angeschlossen haben. Am Mittwoch kam ein prominenter Unterstützer dazu: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. „Damit sind nun alle großen europäischen Länder wie Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien dabei“, freut sich Van der Bellen.
„Es ist machbar“
In Brüssel legte am Mittwoch der EU-Energie-Kommissar einen ehrgeizigen Plan für die EU-Staaten vor: „Es ist absolut möglich“, gibt sich Miguel Arias Cañete überzeugt. „Viele Investitionen und viele Bemühungen“ seien nötig, führte der Kommissar aus, „aber es ist machbar.“ Nämlich: Die EU bis 2050 zum ersten klimaneutralen Wirtschaftsraum der Welt zu machen.
Das würde bedeuten, dass die EU in rund drei Jahrzehnten unterm Strich keine Treibhausgase mehr ausstößt. Bei Industrie-Anlagen, wo technisch das Null-Ziel nicht erreicht werden kann, soll durch „-Senken“ wie etwa durch Aufforstung kompensiert werden.
Vision statt Fahrplan
So weit der ehrgeizige Plan der EU-Kommission, der gestern vorgestellt wurde. Dabei handelt es sich allerdings weniger um einen Fahrplan als vielmehr um eine „Vision“. Denn verpflichtend an der neuen Klimastrategie ist noch nichts. Die EU-Staaten müssen sie erst noch bestätigen, geplant wäre dies für kommenden Mai.
Die Welt erwärmt sich schneller als angenommen. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten – wonach die Erderwärmung maximal 1,5 Grad erreichen soll und jedenfalls unter 2 Grad bleiben soll – musste die Kommission ihre ursprünglichen Klimaziele nachbessern. Neueste Berechnungen der UNO zeigen, dass mit den derzeitigen Versprechungen die Ziele verfehlt werden, es droht ein Temperatur-Plus von 2,9° bis 3,4° bis Ende des Jahrhunderts.
Doch zurück nach Brüssel: Ein Europa der Netto-null-Emmissionen würde eine gewaltige Umwälzung vieler Wirtschafts- und Lebensbereiche bedeuten: 80 Prozent des Stroms müsste 2050 aus erneuerbaren Energien kommen. Ab 2030 dürften keine Neuwagen mehr mit Benzin und Diesel auf den Markt kommen.
Insgesamt schätzt Brüssel den Finanzierungsbedarf zur -freien Transformation der Volkswirtschaften auf rund 290 Milliarden Euro. Dafür fallen etwa Importkosten für Öl und Gas weg.
Viel zu wenig
Den Klimaschützern von Greenpeace, dem WWF oder dem Climate Action Network gehen die Pläne aus Brüssel hingegen nicht weit genug. Europa müsse die Klimaneutralität schon 2040 erreichen, fordern sie. Dies scheint angesichts des bisher Erreichten allerdings illusorisch.
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