Graz-Wahl: Wie die Spitzenkandidaten den Wahltag verbringen
223.512 Grazer sind heute am Wort: Sie wählen den Gemeinderat und bestimmen somit auch auch über die Zusammensetzung der Stadtregierung. In Graz gilt das Proporzprinzip, alle Parteien ab einer gewissen Größe regieren mit - oder besser ausgedrückt: Sie erhalten je nach Stärke zumindest einen Sitz im Stadtsenat samt echtem Ressort. Im Gegensatz zu Wien beispielsweise gibt es im Grazer Stadtstatut keine nicht-amtsführenden Stadträte.
Die Stadtregierung besteht aus sieben Mitgliedern, nach den Wahlen im Februar 2017 stellte die ÖVP drei - darunter den Bürgermeister - und die KPÖ zwei Stadträte, FPÖ und Grüne je einen Stadtrat.
Die Wahllokale öffneten um 7 Uhr früh, Wahlsschluss ist um 16 Uhr. Da auch die Vertretungen in den 17 Bezirken sowie der Migrantenbeirat gleichzeitig gewählt und ausgezählt werden, ist mit einem vorläufigen Ergebnis der Gemeinderatswahlen erst gegen 19 Uhr zu rechnen.
Nagl in der Natur
Recht zeitig in der Früh ging ÖVP-Spitzenkandidat Siegfried Nagl zur Stimmabgabe, er wurde von seiner Frau Andrea begleitet. "Ich bin gespannt, ob die Grazer und Grazerinnen den Weg mit mir weiter gehen wollen", bekundete Nagl danach. Er ist seit 2003 Bürgermeister und damit der Stadtchef mit der längsten Amtszeit überhaupt. Die Zeit bis zum Wahlschluss werde er "in der Natur verbringen, um Kräfte zu sammeln". Zuletzt kam die ÖVP auf einen Stimmenanteil von 37,8 Prozent.
Auch KPÖ-Chefin Elke Kahr war früh im Wahllokal. Sie gehe mit "gutem Gefühl" in diesen Wahlsonntag, denn die "Arbeit ist getan, das ganze Jahr über". Die Grazer Kommunisten sind ein österreichweites Unikum: Sie erreichten 2012 und 2017 jeweils um die 20 Prozent der Stimmen und sind damit zweitstärkste Kraft im Rathaus.
Kahr will den Wahlsonntag locker angehen - und Hausarbeit abarbeiten. Es habe sich ein Berg von Wäsche angesammelt, schmunzelte die 60-Jährige in die Kameras.
FPÖ-Stadtchef Mario Eustacchio kam kurz vor Mittag im Wahllokal an. Er ging 2017 mit der ÖVP eine Partnerschaft ein und ist seither Vizebürgermeister. "Schön wäre es, wenn es weiterhin eine starke blaue Handschrift in der Stadt geben würde", hoffte Eustacchio. Zuletzt erreichten die blauen 15,9 Prozent der Wählerstimmen in Graz und waren drittstärkste Partei. Er werde zunächst "mit meiner Frau bummeln, es ist ja ein schöner Tag", beschrieb Eustacchio. Am Nachmittag werde er dann ins Rathaus fahren.
Judtih Schwentner, Grüne, wählte am Vormittag in der Volksschule Krones, das mache sie ein bisschen sentimental, gab sie zu. "Weil meine Kinder hier in die Volksschule gegangen sind." Die grüne Stadträtin trat schon im Frühjahr in den damals noch gar nicht absehbaren Wahlkampf ein und gab per Presseaussendung bekannt, dass sie Bürgermeisterin werde wolle. Die Grünen erreichten 2017 10,5 Prozent der Stimmen, das war Platz Vier, allerdings war Schwentner da noch nicht in der Grazer Stadtpolitik, sie übernahm erst 2019 von Vorgängerin Tina Wirnsberger.
Den restlichen Sonntag werde sie gemütlich verbringen, betonte Schwentner. "Mit Spazierengehen mit meinem Mann, so wie jeden Sonntag."
SPÖ-Stadtparteiobmann Michael Ehmann hofft auf den Wiedereinzug der Sozialdemokraten in den Stadtsdenat. 2017 reichte es dafür knapop nicht mehr, die SPÖ kam nur noch auf rund zehn Prozent der Stimmen und fünf Sitze im Gemeinderat.
Neos-Spitzenkandidat Philipp Pointner hat bereits am vorgezogenen Wahltag gewählt. So wie Pointner - erstmals Spitzenkandidat bei einer Wahl - machten es weitere 9.386 Grazer, sie gaben am 17. September ihre Stimmen ab. Pointner begann den Wahlsonntag mit dem Besuch des Gottesdienst in der Vinzenzkirche, er sitzt auch im Vorstand der Vinzenzgemeinschaft.
Die Neos zogen 2017 mit dem damaligen Spitzenkandidaten Niko Swatek mit einem Mandat in den Gemeinderat ein, sie errreichten 3,9 Prozent der Stimmen.
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