Graz-Wahl: Mit dem Auto in den Wahlkampf
Um das Verkehrsressort in der neuen Grazer Stadtregierung herrscht richtiges Gedränge: SPÖ-Chef Michael Ehmann will es haben und wirbt deshalb mit mehr Straßenbahnlinien um Stimmen. FPÖ-Stadtparteiobmann Mario Eustacchio möchte die Verkehrsagenden wieder zurück und hat dafür Autos als Wahlkampfschlager auserkoren. Oder vielmehr Straßen: Er schlägt vor, neben den Murufern in der Innenstadt Unterführungen zu bauen und die Oberflächen somit frei vom Individualverkehr zu bekommen.
„Das ist eine charmante Idee“, überlegt Eustacchio, die vor zwei Jahren gemeinsam mit Journalisten geboren wurde. Nun ließ die FPÖ ein Architekturbüro und Statiker Pläne erstellen, ob so eine Straßenlösung überhaupt möglich wäre. Sie ist es, wie Eustacchio bei der Präsentation des Projekts betont: Auf beiden Seiten des Murkais in der Innenstadt soll der Verkehr über eine Länge von 1,2 Kilometern und in einer Tiefe von 5,5 Metern unterirdisch geführt werden. Die bestehenden fünf Tiefgaragen würden angebunden, auf der Oberfläche fielen Straßen und Pkw-Stellflächen weg. „Das ist machbar“, betont Eustacchio. „Und keine Fiktion.“
Der damit gewonnene Raum könne Fußgängern und Radfahrern Platz bieten, ebenso Spielplätzen oder Grünraum. Der Vizebürgermeister beziffert die Kosten des Projekts mit 62 Millionen Euro, es soll in zehn Jahren umsetzbar sein. „Das kann sich die Stadt leisten, das sind sechs Millionen Euro pro Jahr.“
Ein Rücktausch
Mit dieser Idee werde er jedenfalls in die Verhandlungen nach den Gemeinderatswahlen am 26. September gehen, wenn es um ein mögliches Arbeitsprogramm gehe, kündigt Eustacchio an. Sein Wunschressort ist damit definiert, Verkehr. Eustacchio war bereits bis 2017 Verkehrsstadtrat, ehe er die Agenden an KPÖ-Chefin Elke Kahr abgab. Damals schloss die FPÖ eine Art Koalition mit der ÖVP in Graz sitzen wegen des Proporzsystems alle Parteien ab einer gewissen Partei im Stadtsenat und ist seither als Vizebürgermeister unter anderem auch für Gemeindewohnbau zuständig; jene Agenden, mit denen die KPÖ groß wurde.
Obwohl der 57-Jährige von seinem Regierungspartner Siegfried Nagl mit dem überraschend frühen Wahltermin überrumpelt wurde, bietet sich Eustacchio erneut als Partner an: Beleidigt zu sein sei keine politische Kategorie. Die FPÖ liegt derzeit hinter ÖVP und KPÖ auf dem dritten Platz, im Februar 2017 erhielt sie mit Eustacchio als Spitzenkandidat 15,9 Prozent der Wählerstimmen, das war gegenüber 2012 ein Plus von 2,1 Prozentpunkten.
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