Graz wächst, Wohnraum hält noch nicht mit

In Graz wird gebaut, doch der Bedarf an Wohnungen wird steigen
In nicht einmal 20 Jahren wird die Stadt um ein Fünftel mehr Einwohner haben als jetzt.

282.479 Menschen lebten Anfang Jänner 2016 in Graz, ein Jahr zuvor waren es noch 6000 weniger: Pro Jahr wächst die Landeshauptstadt durchschnittlich um 4000 bis 5000 Menschen. Die meisten sind Zuwanderer aus den anderen steirischen Bezirken. 2034 werden aber bereits rund 330.000 Bewohner in der steirischen Landeshauptstadt prognostiziert ein gutes Fünftel mehr als jetzt. Doch der Wohnungsmarkt dürfte nicht im gleichen Ausmaß wachsen, das macht Wohnen teuer. Quadratmeterpreise um 30 Euro für Mietobjekte sind jetzt schon keine Seltenheit mehr.

Einer Befragung von Raiffeisen-Immobilien zufolge sind 42 Prozent der Grazer mit ihrer derzeitigen Wohnsituation nicht oder wenig zufrieden. Mit ein Grund, weshalb die Parteien sich auch Ideen zum leistbaren Wohnen machen (müssen).

Wohnungsstadträtin Elke Kahr, KPÖ, will den Bau neuer Gemeindewohnungen forcieren: 550 seien seit 2012 errichtet worden, für die nächsten Jahre seien weitere 550 geplant. Außerdem sollte der Kautionsfonds für Wohnungen auf dem freien Markt aufgestockt werden. Die Stadt müsste zusätzlich Druck auf das Land ausüben: Die Wohnbaufördermittel sollten wieder zweckgebunden werden. Derzeit könnten sie zum "Stopfen von Budgetlöchern" verwendet werden.

Dachböden ausbauen

ÖVP-Stadtchef Siegfried Nagl will indes einen Siedlungsfonds für junge Grazer einrichten: Damit soll auch Eigentum wieder leistbar gemacht werden. In den inneren Stadtbezirken sollten auch Dachböden genützt und zu Wohnungen ausgebaut werden.

FPÖ-Chef Mario Eustacchio denkt daran, leerstehende Wohnungen zu übernehmen: Die Stadt sollte an Eigentümer, die derzeit nicht vermieten, herantreten und ihre Objekte anmieten oder revitalisieren, falls nötig. Sie könnten dann kostengünstig weitervermietet werden. Zwang für Eigentümer dürfe aber keiner dahinterstehen, meint Eustacchio.

Für Leerstand zahlen

Die Grünen bringen ebenfalls ungenutzten Wohnraum aufs Tapet. Spitzenkandidatin Tina Wirnsberger kann sich "aktives Vermitteln der Stadt" vorstellen, plant aber auch in Richtung Leerstandsabgabe. "Auf jeden Fall muss hier lenkend eingegriffen werden", überlegt Wirnsberger.

Damit treffen sich die Grünen mit Vorstellungen der SPÖ: Stadtrat Michael Ehmann plant einen "permanenten Wohnbautisch" von Stadt, Wohnbauträgern und Immobilienwirtschaft, um besser lenken zu können. Er fordert zusätzlich ein Sonderbau-Programm für 8000 zusätzliche Wohnungen innerhalb der kommenden zehn Jahre.

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