Seit 1492 gibt es die Manufaktur in Gmunden. 1968 spezialisierte man sich auf das Tischgeschirr, das heute weltweit bekannt ist. Und zwar nicht nur für die grünen Schnörkel, die es ziert, sondern auch für dessen Stabilität. Um das zu beweisen, wirft Geschäftsführer Andreas Glatz bei Führungen immer wieder einmal einen Teller an die Wand, ohne dass dieser zerbricht.
Ein Elefant sollte man beim Betreten der Keramikmanufaktur dennoch nicht sein. Denn an jeder Ecke stehen Eisenwägen mit haufenweise Geschirr. Dort Schüsseln, hier Tassen und da Milchkännchen in Kuhform.
Wie die Stücke zum Schluss auch immer aussehen mögen: „Alles beginnt mit Ton“, wie Beate Bammer vom Marketing erzählt. Sie steht gerade vor dem „Fleischwolf“ der den Ton mischt. Ob dieser flüssig oder fest angerührt wird, bestimme die Formgebung. Während aufwendigere Stücke wie Krüge gegossen werden, wird eckiges Geschirr gepresst und rundes gedreht.
Herr Ötzman bedient gerade eine der Drehmaschinen. Durch Rotation und Druck entsteht aus dem Tonklumpen in diesem Fall eine Schüssel, die Ötzman schließlich stolz präsentiert.
Nun muss sie aushärten. Danach wird entgratet (Entfernung der Kanten) und verschwämmt, und zwar mit „Lollis“: Schwämmchen auf Stiel. „So bekommt das Gmundner Geschirr seine weiche Form“, sagt Bammer. Erst dann kommt das Geschirr das erste Mal in den Brennofen, bei 1.000 Grad.
Alles Verfahren, die hausintern von Generation zu Generation weitergegeben werden. So auch die Klangprobe, der jedes einzelne Stück unterzogen wird. Bammer hält dafür eine Schüssel auf der flachen Hand und schlägt mit einem Holzstiel dagegen. Während die erste einen hellen Ton abgibt, hört man bei der zweiten Schüssel einen dumpfen. „Oft erkennt man Haarrisse nicht von außen. So hört man sie. Das Stück wird aussortiert.“
Hat das Geschirr den Test überstanden, geht es zur Glasur. „Porzellan hat eine transparente Glasur, unsere Keramik eine weiße.“ Aufbewahrt wird diese in Nina, Lukas und Felix – den drei Glasurtanks. Von dort wird die Glasur durchs Haus gepumpt. Je nach Form werden die Stücke getunkt, besprüht oder per Hand getaucht. „Früher wurde alles per Hand gemacht. Für die Stückzahl brauchen wir aber die ein oder andere Maschine“, sagt Bammer.
Jedoch nicht in der Malerei, wo Frau Santner sitzt. Erst nach all diesen Arbeitsschritten kommt das Geschirr bei ihr an. „Gerade male ich das neue Frühjahrsdekor, dann wieder die Streublumen und dann übe ich wieder Jagd.“ Letzteres ist das aufwendigste Dekor der Gmundner Keramik. Ewig ist sie noch nicht in der Malerei: „Ich habe davor geflammt.“ Und damit ist sie eine der vier Frauen, die dieses Handwerk noch beherrschen. Weshalb die UNESCO heuer beschloss, es in das immaterielle Kulturerbe aufzunehmen.
Flammen ist nicht Malen, sondern eine Spritztechnik. Mit schwungvollen Bewegungen wird das Geschirr verziert, meist in Grün. Doch von diesem sieht man nach dem Flammen noch nichts. „Die Farbe kommt erst beim Abkühlen zum Vorschein“, erklärt Bammer. Das heißt: Noch einmal ab in den Brennofen. Dann erst sieht das Geschirr so aus, wie es viele aus Omas Vitrine kennen.
Übrigens: Jede Malerin und Flammerin hat ihren eigenen Stempel. Damit kann jede Gmundner Keramik zurückverfolgt werden, auch zu Frau Santner.
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