Glücksbringer: Alle wollen Schwein haben

Letztplatzierte bekamen im Mittelalter ein Schwein, daher die Redewendung: "Schwein gehabt".
Zu Besuch bei einem traditionellen Wiener Neujahrsstand in Währing.

In der Währinger Straße in Wien hängt Brigitte Widhalm auf ihrem Silvesterstand zwischen Raiffeisenbank und Kurkonditorei Oberlaa Magnet-Schweinchen auf. Ihr gehört einer der 211 Ständen in der Stadt, wo von 27. bis 31. Dezember Silvester-Ware angeboten wird.

Glücksbringer: Alle wollen Schwein haben

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Glücksbringer: Alle wollen Schwein haben

Glücksbringer: Alle wollen Schwein haben

„Warten Sie erst, bis die Beleuchtung kommt, dann ist der Stand noch schöner“, ruft sie ersten Besuchern zu. Seit 40 Jahren steht die 63-Jährige jedes Jahr vor dem Jahreswechsel in ihrer Hütte vor dem Kutschkermarkt. Der Stand selbst kommt aus dem niederösterreichischen Litschau, erzählt sie stolz.

Die mit Alufolie verzierte Verkaufsfläche ist mit kleinen und großen Schweinchen befüllt – und mit Fliegenpilzen, Marienkäfern, Rauchfangkehrern, Taschentüchern mit einem 500 Euro-Druck und Mini-Glücksbringer für die Geldbörse.

Die "Geldspritze"

Neu im Sortiment ist ein kleiner Sack mit einer Spritze darauf, die „Geldspritze“. Sie soll gegen Teuerung und Krankheiten helfen, heißt es. Nach zwei Jahren Corona-Flaute wünsche man sich das auch in der Silvester-Ware-Branche. Die Preise der Glücksbringer variieren von 80 Cent bis zu 20 Euro.

Glücksbringer: Alle wollen Schwein haben

Brigitte Widhalm

Früher arbeitete sie als Ordinatiosassistentin und jetzt ist sie Pensionistin. Zu Silvester steht sie seit 40 Jahren hinter dem Stand.

Glücksbringer: Alle wollen Schwein haben

Teure Taschentücher

Beliebst sind auch die als Geld getarnten Taschentücher.

Glücksbringer: Alle wollen Schwein haben

Beliebt

Kaum ist der Stand vor dem Kutschkermarkt offen, trudeln schon Besucher ein.

Glücksbringer: Alle wollen Schwein haben

91-Jährige Besucherin

Eine Besucherin kauft ein "Glasschwein" für ihre Pflegerin.

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Ein anderer Stand

Andere Stände verkaufen kleinere Glücksbringer und weniger Kunsthandwerk.

Glücksbringer: Alle wollen Schwein haben

Schweine-Manie

Das Angebot bei Silvesterständen sei ein Spiegel der Bezirksbevölkerung: „In Simmering gibt es auch Schweine mit Brüsten“, erklärt Widhalm.

Zwei Millionen Glücksbringer

„Früher gab es keine Hütte, nur Tische und die Winter waren härter“. sagt sie auf die Sonne zeigend. Sie und ihr Mann können am Abend zusperren und die Schweine drinnen lassen. Früher, noch zu Zeiten ihrer Großmutter, die schon einen Stand im Grätzel hatte, musste man täglich auf- und abbauen.

„Ich nehme das Glasschwein“, sagt eine 91-jährige Besucherin. Es ist ein Geschenk für ihre Pflegerin. „4 Euro“, sagt Brigitte Widhalm. Zwei Millionen Glücksbringer werden jährlich in der Stadt verschenkt. Wiener investieren rund um den Jahreswechsel 47 Euro für Sekt, Deko, Feinkost und Glücksbringer – allen voran eben Schweinchen.

Während Touristen oft die Tradition des Schweinchens-Schenken nicht verstehen, seien sie in Wien einfach immer noch der Kassenschlager schlechthin. Warum das Schwein zum Glücksbringer wurde? Wahrscheinlich weil das Hausschwein fette Jahre garantierte. Wer eine Sau besaß, hatte zu essen – ein Nutztier trägt zwölf Ferkel pro Wurf aus. Was für ein Glück. Zudem galt der Allesfresser als Auffinder von Schätzen.

Bei Widhalm gibt es vor allem regionale Schweine: „Handgemacht in Kärnten“. Die größten Schweine kosten 15 Euro, seien aber auch aus Keramik. Früher gab es viel mehr Plastik und Glücksbringer aus Gips. Seit vier Jahren sind übrigens auch die Zeiten des Bleigießens vorbei – aufgrund von EU-Vorgaben. Zinngießen sei zwar teurer, aber immer noch beliebt. Die Schneekugeln seien ein 0-Kilometer-Produkt, denn die Firma der Schneekugel-Erfinder befinde sich im selben Bezirk wie ihr Stand.

Bezirksspezifische Auswahl

Das Angebot bei Silvesterständen sei ein Spiegel der Bezirksbevölkerung: „In Simmering gibt es auch Schweine mit Brüsten“, erklärt Widhalm. Im gediegenen 18. Bezirk bevorzuge man aber echtes Kunsthandwerk.

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