Genussbär "Herwig" torkelt in die Freiheit

17.05.2013: Genussbär Herwig erwacht aus der Betäubung; er wurde besendert, seine Route kann nun per GPS von den Wissenschaftern nachverfolgt werden; er ging auf einer Alm im Bezirk Hermagor in eine Rohrfalle
Braunbär wurde mit einem GPS-Sender ausgestattet. Forscher zeichnen nun seine Route in den Karnischen Alpen auf. Derzeit ist Herwig allerdings abgetaucht.

Der angeblich größte Braunbär Österreichs, der 250 Kilogramm schwere "Herwig", streunt nun wieder durch sein Revier, die westlichen Karnischen Alpen. Am Donnerstag hatte man das 20-25 Jahre alte Raubtier nahe der Eggeralm bei Hermagor betäubt und mit einem GPS-Halsband versehen, nachdem er in eine Falle getappt war. Der Sender wird die Wanderungen des Bären in der nächsten Zeit aufzeichnen und insgesamt 8.000 Ortungen übermitteln. Danach fällt das Halsband von allein ab. Bei Bedarf könnte es auch mittels Fernsteuerung entfernt werden.

Abgetaucht

Wie am Montag bekannt wurde, ist es dem Tier nun trotzdem gelungen abzutauchen. Wie der ORF berichtete, hat der Sender bisher keine Daten übermittelt. Das liege daran, dass die Daten über das Handynetz übermittelt werden. Herwig treibt sich also offenbar in einem Funkloch herum. Die gute Nachricht ist, dass die Daten trotzdem nicht verloren gehen. Sie werden gespeichert und dann übermittelt, wenn der Sender wieder Empfang hat

"Herwig der Genussbär"

"Herwig der Genussbär" hatte bereits 2007 für Aufsehen gesorgt, weil er sich bei Wildfütterungen stets das Beste aussuchte und einige Brillenschafe riss. Derzeit sollen sieben Braunbären in Kärnten leben.

Die Betäubung des Bären wurde unter strenger Aufsicht eines Tierarztes durchgeführt, erzählt Harald Zollner, der das Projekt auf Jägerseite verantwortet: "Nach vier Stunden war der Bär wieder in Freiheit".

Auf den Spuren von "Meister Petz"

Gesammelt und ausgewertet werden die Daten von einem wissenschaftlichen Team der Universität Padua, das die Informationen an das Land Kärnten weitergibt. Bärenanwalt Bernhard Gutleb erwartet allerdings keine großen Wandungen von "Herwig". "Er ist kein übermäßig mobiler Bär. Sein Revier erstreckt sich vom Mittagskogel bis nach Osttirol", sagte Gutleb. Ihn interessiert vor allem wie es "Herwig" schafft, sich auf relativ kleinem Raum zu bewegen und trotzdem kaum einmal von Jägern gesehen zu werden. "Wir wollen auch wissen, wie er sich seinen Tag organisiert."

Auch Zollner erhofft sich einiges durch die Aufzeichnungen: "Seit 1987 lebt permanent ein Bär bei uns in der Region. Aber gehört oder gesehen haben ihn noch die wenigsten", sagt der Jäger im Gespräch mit dem KURIER, "durch den GPS-Sender können wir jetzt hoffentlich mehr über seinen Lebensraum erfahren". Eine Gefahr für die Bevölkerung stellen die Bären nicht dar: "Ganz im Gegenteil, sie sind eine Bereicherung".

Angst vor Wilderern

Angedacht ist auch, "Herwigs" Bewegungsdaten im Internet zu veröffentlichen - allerdings zeitverzögert um vielleicht eine oder zwei Wochen. Denn: "Es gibt ja immer Spinner." Gutleb ist besorgt, dass sich ein Wilderer oder Bärenfans auf die Suche nach "Herwig" machen könnten. Und das würde diesem gar nicht passen. "Der Bär braucht Ruhe in seinem Lebensraum."

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