Druckprobleme gemeldet
Das Privatflugzeug war am Sonntag auf dem Weg von Jerez nach Köln, als der Pilot kurz nach dem Start Druckprobleme aus der Kabine gemeldet hatte. Kurze Zeit später brach der Funkkontakt ab. Laut Flugexperten ein Zeichen dafür, dass möglicherweise ein Leck zu einem Druckverlust geführt hatte. Die Insassen könnten durch den Sauerstoffmangel rasch bewusstlos geworden sein und die Maschine flog im Autopilot-Modus weiter Richtung Deutschland.
Wie in solchen Fällen üblich stiegen in den jeweiligen Ländern spanische, französische, deutsche, dänische und schwedische Kampfjets auf, konnten aber keinen Kontakt zu den Menschen in der Maschine herstellen. Laut den Angaben der Kampfpiloten konnten sie niemanden im Cockpit der Cessna ausmachen.
Abfangmanöver in Österreich
Auch in Österreich kommen solche Abfangmanöver des Bundesheeres etwa 30 bis 50 Mal pro Jahr vor. Um die Lufthoheit zu wahren, ist es notwendig, eindringende Luftfahrzeuge zu orten, zu identifizieren und gegebenenfalls abzufangen. Wenn dafür die Eurofighter in die Luft geschickt werden müssen, spricht man von „Priorität Alpha“-Einsätzen. „Wir hätten in dem Fall dieser Geistermaschine in unserem Luftraum nicht anders gehandelt und Eurofighter zum Kontakt beziehungsweise der Identifizierung losgeschickt“, erklärt Heeressprecher Michael Bauer.
Sobald ein militärisches Kampfflugzeug neben einer fehlgeleiteten oder per Funk nicht erreichbaren zivilen Maschine auftaucht, löse sich das Problem meist rasch von selbst. „In den überwiegenden Fällen haben die Piloten vergessen die Funkfrequenz zu wechseln. Wenn sie dann einen Kampfjet sehen, passiert das sofort“, sagt Bauer.
Die nötige Aufklärung über das Geschehen am Himmel über Österreich liefert das Radarüberwachungssystem „Goldhaube“. „Wir haben drei Radarstationen und sehen damit in einem Umkreis bis Berlin, Kiew und Süditalien. Macht eine Maschine bereits im Luftraum über Tschechien oder Deutschland Mätzchen, können wir schon reagieren und Maschinen zur Aufklärung losschicken“, sagt Bauer.
Was den Schutz des Luftraums anbelangt, kooperiert Österreich außerdem mit der Schweiz. Ein „Nacheile“-Abkommen erlaubt es den österreichischen Piloten, ein Luftfahrzeug über die Schweizer Staatsgrenze hinaus zu verfolgen, zu identifizieren und mit diesem in Funkkontakt zu treten. Dieselben Rechte gelten für die Schweizer Armee. Der Einsatz von Waffen im Gebiet des jeweils anderen ist verboten.
Terroralarm
Wie dramatisch Abfangmanöver sein können, zeigt der Fall des Horrorfluges TK1618 von Frankfurt nach Istanbul im November 2014. Zu der türkischen Boeing 737-800 mit 180 Passagieren gab es beim Einflug nach Österreich keine Funkverbindung. Die Maschine sandte plötzlich den Transpondercode 7500 (Hijacking, Entführung eines Flugzeuges), und ging in einen steilen Sinkflug über und drehte auf Kurs Richtung Osten.
Es wurde befürchtet, dass die Maschine als „terroristische Waffe gegen eine größere Stadt“ verwendet wird. Doch die Eurofighter mussten wegen der damaligen Budgetkrise mit leeren Tanks am Boden bleiben. Stattdessen starteten zwei damals 44 Jahre alte Saab-105-Düsentrainer als „Alarmrotte“, bestückt mit Maschinenkanonen.
Zum Glück kamen diese nicht zum Einsatz. Die Maschine wurde nach Schwechat eskortiert, wo sie landete. Wie sich herausstellte, war es in Salzburg zu einem dramatischen Druckabfall in der Kabine gekommen. Der Pilot sah sich gezwungen, durch einen Notsinkflug in dichtere Luftschichten zu gelangen. Das wiederum löste Panik an Bord aus. Ein Passagier erlitt einen Kreislaufkollaps.
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