Warum der Frost für den Garten wichtig ist

Gefrorene Erdebeerblätter
Warum die Natur anhaltende Winterkälte braucht, erklärt Gärtnermeister Andreas Zeinzinger von den Blumengärten Hirschstetten.

Den gefühlt längsten Monat des Jahres haben Mensch und Natur endlich hinter sich gebracht. Neben Wintermüdigkeit brachte der Jänner auch recht zapfige Temperaturen mit sich. Die Menschen freute das vielleicht weniger – die Natur aber umso mehr.

Doch warum brauchen Gärten, Wiesen und Wälder Minusgrade? Gärtnermeister Andreas Zeinzinger von den Blumengärten Hirschstetten weiß die Antwort: „Der Frost bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht – etwas, das durch die Klimaerwärmung ohnehin erschwert wird.“ Konkret bedeutet das etwa die Regulierung von teils eingeschleppten Schädlingspopulationen.

Wenn sich Schädlinge anpassen

Denn liegen die Temperaturen anhaltend unter null Grad, werden die Eigelege dieser Schädlinge vernichtet. Umgekehrt helfen milde Winter dabei, dass etwa die des Buchsbaumzünslers die kalte Jahreszeit überstehen. Bei ihm handelt es sich um einen Kleinschmetterling, der für die Dezimierung alter Buchsbaumbestände verantwortlich ist. „Er kommt aus relativ milden Regionen Chinas, und verträgt die Kälte schlecht“, sagt Zeinzinger. 

Ähnlich verhält es sich mit der Spanischen Wegschnecke. „Aber auch die können sich anpassen“, sagt der Experte mahnend. Nach Jahren oder Jahrzehnten haben sich auch exotische Schädlinge an die hiesigen Winter gewöhnt. „Es ist alles immer im Wandel, die Natur passt sich an.“

Ohne Frost kein Obst

Auch für ein gesundes Pflanzenwachstum ist der Frost wichtig. „Viele Pflanzen, zum Beispiel Erdbeeren, brauchen einen gewissen Kältereiz – man nennt das Vernalisation. Nur so können sie sich im Frühling gut und gleichmäßig entwickeln“, erklärt Experte Zeinzinger.

Apfelbaum im Winter

Apfelbaum im Winter

Niedrige Temperaturen beenden auch die Vegetationsperiode einjähriger Pflanzen, die bei Frost absterben. Das Laub der ein- und mehrjährigen Stauden sollte über den Winter übrigens liegen bleiben. Es dient dem Boden als Schutzschicht und Dünger.

Apropos Laub: Wer im Winter weder Blätter noch Nadeln abwirft und sich in zeitlosem Immergrün präsentiert, ist vor dem Wasserverlust durch Verdunstung nicht gefeit. „Darum müssen etwa Koniferen gelegentlich auch im Winter an frostfreien Tagen gegossen werden“, sagt der Gartenexperte. Denn ist der Boden über einen längeren Zeitraum gefroren, können die Pflanzen auch kein Wasser aufnehmen. Generell kommen heimische Pflanzen aber mit länger andauernden Kälteperioden sehr gut zurecht.

Anders als beispielsweise mediterrane und tropische Gewächse wie Hanfpalme, Lorbeer oder Granatapfel, die derzeit im Trend liegen. „Durch die milder werdenden Winter, werden auch solche Pflanzen bei uns leichter Fuß fassen können“, sagt der Experte.

Es geht noch kälter

Mit dem aktuellen Winter ist Zeinzinger aus gärtnerischer Sicht nur bedingt zufrieden: „Es gab schon einige recht kalte Tage und Nächte, etwa im Wiener Raum aber noch keine länger anhaltende Kälte.“ Gerade die wäre aber wichtig, ein paar Tage Frost seien zu wenig. „Aber warten wir den Februar ab, das ist ja oft der kälteste Monat im Jahr.“ Positiv bewertet er die häufigen Niederschläge – auch wenn eine Schneedecke besser wäre, wie er sagt: „Die ist ein wunderbarer Schutz für die Pflanzen darunter.“

Bei wem schon ein paar Triebe – etwa von Blumenzwiebeln – aus der Erde im Garten oder im Fensterkisterl schauen, der müsse sich auch bei Frost keine Sorgen machen. „Die Triebe im Garten sollten robust genug sein, weil sie meist tiefer liegen als im Blumenkisterl. Die Triebe am Balkon würde ich aber sicherheitshalber mit Reisig abdecken“, empfiehlt der Experte. Gute Nachrichten also für alle, die noch nicht dazugekommen sind, den Christbaum zu entsorgen.

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