"Fotovoltaik ist eine sexy Technologie“
Wenn die Wolken vorüberziehen und die Sonne ihre Strahlkraft entfalten kann, sind sie an der Reihe: die Fotovoltaik-Anlagen. Krankenhäuser in Oberösterreich setzen nun auf diese erneuerbaren Energieträger. „Unser Bundesland hat im Bereich erneuerbare Energien bereits eine Vorreiter-Position. Wir bauen diese einen Schritt weiter aus“, kündigte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Montag in einer Pressekonferenz an.
Konkret sollen zehn Landesspitäler der oö. Gesundheitsholding (OÖG) mit Fotovoltaik ausgestattet werden, darunter etwa der Med Campus des Kepler Uniklinikums in Linz und das Salzkammergut Klinikum in Bad Ischl. Insgesamt werden 13.000 Quadratmeter der Anlagen verbaut – und das bis Herbst. „Im Oktober sollen sie dann Strom liefern“, sagt Werner Steinecker, Generaldirektor der Energie AG. Sie trägt die Gesamtkosten von rund 2,3 Millionen Euro. Danach pachtet die OÖG die Anlagen.
Der erzeugte Strom wird zu 100 Prozent direkt in die jeweilige Klinik eingespeist. Insgesamt können mit den geplanten Anlagen pro Jahr etwa 2,5 Gigawattstunden Strom aus Sonnenenergie gewonnen werden. Zum Vergleich: Diese Menge deckt den durchschnittlichen Strombedarf von 700 Haushalten ab. Mehr als 300 Tonnen sollen eingespart werden.
Unkompliziert
Udo Bachhiesl ist stellvertretender Leiter des Instituts für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation der Technischen Universität Graz. Er weiß, weshalb immer mehr auf diese Technologie setzen: „Im neuen geplanten Erneuerbaren Ausbau Gesetz des Bundes ist derzeit vorgesehen, dass bis 2030 12,4 Terawattstunden aus Fotovoltaik-Anlagen generiert werden sollen. 2020 lagen wir bei 1,4. Da müssen wir noch viele Paneele installieren.“ Deutschland sei da schon weiter: „Richtig angefangen hat es in Österreich erst 2003 mit dem ersten Ökostromgesetz. Die Fördertöpfe waren aber innerhalb kürzester Zeit erschöpft. In Deutschland gab es bessere Konditionen.“
Erzeugung
Eine Fotovoltaik-Anlage besteht aus vielen kleineren miteinander verbundenen Modulen. Diese bestehen wiederum aus Solarzellen, in denen die Umwandlung des Sonnenlichts in Strom stattfindet. Dabei wird kein freigesetzt, weshalb dies eine gute Alternative zur fossilen Energiegewinnung ist.
Verbrauch
Den dadurch erzeugten Strom kann man für den Eigenverbrauch nutzen, aber auch mithilfe von Speichern für später „aufheben“ oder in das öffentliche Netz einspeisen.
Dementsprechend hat man hierzulande Aufholbedarf – sei es doch in Anbetracht des Klimawandels eine Energie der Zukunft. Vor allem habe sie aber im Gegensatz zu Wind- und Wasserenergie einen großen Vorteil: Fotovoltaik-Anlagen sind auch für Privathaushalte attraktiv: „Es ist eine ,sexy Technologie’. Ich kann sie einfach am Dach anbringen und habe dabei nicht wirklich etwas großartiges zu machen“, sagt Bachhiesl. Aufgrund der Nachfrage werde sie zudem günstiger.
Immer mehr Anlagen
So finden sich Fotovoltaik-Anlagen mittlerweile auf großen wie auch auf kleinen Flächen: Das Grazer Start-up Efficient Energy Technology, kurz EET, entwickelte etwa Balkonpaneele für den Normalverbraucher, inklusive Speicher zum Einstecken in der Steckdose. In Salzburg wiederum ging erst vergangene Woche der erste energieautarke ÖAMTC-Stützpunkt Österreichs in Betrieb – mithilfe von 75 Fotovoltaik-Paneelen. Und auch die Firma Atomic aus Altenmarkt setzt auf Sonnenenergie: 314 Fotovoltaik-Paneele liefern dem Skihersteller nachhaltigen Strom. Nun sind eben in OÖ öffentliche Gebäude wie Spitäler an der Reihe.
Die Anwendungsfelder sind also groß. Wichtig ist aber die Ausrichtung: „Nicht jede Fläche eignet sich. Sie soll zum Beispiel nicht beschattet sein“, sagt Bachhiesl. Auch Nachteile gebe es: „In der Herstellung sind sie sehr energieintensiv. Da wird sich noch vieles tun.“ Um den gewonnen Strom optimal zu nützen, sollte man ihn zudem dann verbrauchen, wenn die Sonne scheint. „In der Praxis achtet aber wohl keiner darauf, dass er bei Sonnenschein den Geschirrspüler einschalten sollte.“
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