Für die Grünen ist dabei eines sicher: „Klimaneutralität bedeutet, dass 2040 weder fossiles Gas noch fossiles Öl verbrannt werden können und somit auch kein Gas für Raumwärme und Warmwasser eingesetzt werden“, sagt Lukas Hammer, Energiesprecher der Grünen.
Das heißt: Die Gastherme, die derzeit in 900.000 heimischen Haushalten für Wärme und Warmwasser sorgt, hat mit 2040 ein Ablaufdatum.
Aber wie soll das gehen, womit sollen die Menschen dann heizen? „Da gibt es viele marktreife Technologien“, erklärt Günter Pauritsch, Leiter des Centers für Energiewirtschaft und Infrastruktur der Österreichischen Energieagentur, „vor allem Wärmepumpen und Biomasse-Heizsysteme.“ In Städten sei das ein bisschen komplizierter, erklärt der Experte, denn allein in Wien brennen 400.000 der 900.000 Gasthermen. „Wesentlich ist zuerst einmal, dass ich jedes Haus thermisch saniere, somit sinkt der Heizbedarf gleich einmal massiv. Wenn vorhanden, ist Fernwärme eine gute Option. Denkbar sind aber auch große, zentrale Wärmepumpen, es gibt außerdem schon Tiefenbohrungen in Innenhöfen für Erdwärme. Die eine optimale Lösung gibt es aber nicht, man muss sich für jedes Gebäude ansehen, was umgesetzt werden kann.“
„Es muss niemand Angst haben, dass man von heute auf morgen seine Therme tauschen muss, vor allem, wenn man sich gerade erst ein Gasheizungssystem angeschafft hat“, beruhigt Hammer.
Doch wie schon bei den Ölheizungen, die bis 2035 fix aus Österreich verschwinden werden, sollen auch Gasthermen künftig nicht mehr erneuert, sondern bis auf Ausnahmefälle ersetzt werden. „Natürlich muss der Staat die Menschen beim Umstieg begleiten, deshalb liegt ja ein Förderpaket in noch die da gewesener Höhe von 750 Millionen Euro auf, zudem 100 Millionen Euro nur für jene Bürger, die sich ein alternatives Heizsystem gar nicht leisten können.“
Michael Mock kann ob dieser Ideen nur den Kopf schütteln. Mock ist Geschäftsführer des Fachverbandes Gas-Wärme der Wirtschaftskammer, also deren Cheflobbyist. „Dass Gasthermen verschwinden werden, sehen wir nicht so, das ist nur Rhetorik der Grünen. Denn es gibt ja ein ungenutztes Potenzial von heimischen Biogas und auch Wasserstoff wird eine Rolle spielen.“
„Gas wird ein Faktor bleiben“, glaubt auch Experte Pauritsch. Aber sicher nicht für Warmwasser und Heizen: 8,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas (vorwiegend aus Russland) werden jährlich in Österreich verbrannt, rechnet Pauritsch vor. Nur ein kleiner Teil davon, 1,6 Milliarden Kubikmeter, werden in Haushalten verwendet, den überwiegenden Teil brauche die Industrie, für die erneuerbares Gas oft die einzige Möglichkeit zur Dekarbonisierung darstellt, also alternativlos ist. Bei der Heizung gibt es dagegen eine Reihe von Alternativen.
„Der Biogasanteil, Gas aus der Vergärung von organischen Reststoffen wie Gülle, Klärschlamm, Bioabfall oder Speisereste, beträgt derzeit 26 Millionen Kubikmeter, also nur 0,3 Prozent. Auch wenn wir mit mehr Energieeffizienz die Gasnachfrage drücken können und zusätzliche biogene Quellen für die Erzeugung erschließen, wird Biomethan selbst den Bedarf der Industrie an erneuerbarem Gas bei Weitem nicht decken können“, erklärt Pauritsch.
Gaslobbyist Mock widerspricht und legt eine Studie (hier finden Sie die Studie) vor, die ein Biogas-Potenzial von vier Milliarden Kubikmeter (50 Prozent der aktuellen Menge) als machbar ansieht. Die Studienautoren geben an, dass das nur möglich wäre, wenn auch noch Schlachtabfälle zur Vergärung eingerechnet werden, zudem viel mehr heimisches Holz und sogar Dünger.
Mock stellt sich dafür ein Fördermodell vor wie es das beim Ökostrom schon lange gibt - die Förderung bezahlen die Gaskunden über ihre Gasrechnung.
Den Rest, meint Mock, könnte man importieren, aus Biogasanlagen im Osten und Wasserstoff aus Fotovoltaik-Anlagen aus der Sahara.
„Neo-Kolonialismus“, nennt das Hammer. Österreich zahle jährlich acht Milliarden Euro für Energieimporte. Geld, das aus seiner Sicht besser in Österreich investiert werden könnte. „Außerdem werden wir jährlich 85.000 Ölkessel und Gasthermen tauschen müssen, dafür brauchen wir viel mehr Installateure und Produktionsbetriebe. Das ist doch eine große Chance in Zeiten einer Rekordarbeitslosigkeit.“
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